Totemismus Illusion - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
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Daß wir auch hier von der institutionalisierten unilinearen Vererbung des Individualtotems<br />
ausgehen müssen, und dementsprechend<br />
die Angabe über die Übertra-<br />
Wiradjuri - System: 2 unbenannte matrilineare Hälften,<br />
4 matrilineare Sections:<br />
gung des Totems während der Initiation<br />
als Offenbarung, Entdeckung<br />
Mann Frau<br />
I A Yibai Yibatha (Adlerfalke)<br />
B Wumbi Buta (Krähe)<br />
oder Indikation der vererbten, aber<br />
II C Murri Mata (Känguruh) latenten Gabe, welche erst durch<br />
D Kubbi Kubbita (Opossum) diese Prozedur manifest wird, zu<br />
A,B,C,D = 4 Heiratsklassen; I, II = Hälften<br />
Heiratsregeln<br />
a = D → B,b<br />
b = C → A,a<br />
c = B → D,d<br />
d = A → C,c<br />
begreifen haben, macht ein Hinweis<br />
von Ronald M.Berndt 259 klar, der<br />
daran erinnert, daß das Alter-Ego-<br />
Tier nur als Helfer und Bote im Auftrage<br />
Baiames fungiert, dem Hochgott<br />
dieser Stämme, dessen Kinder<br />
alle Wiradjuri sind und mit dessen<br />
Wesen alle Wiradjuri durch ihr Individualtotem<br />
verbunden sind. Aber nur die Schamanen oder Medizinmänner können sich selbst<br />
mit ihrem Wesen in Übereinstimmung bringen und deshalb aktiv teilhaben an dem Wirken<br />
Baiames, dem alle anderen dagegen mehr oder minder nur passiv ausgesetzt sind.<br />
Projiziert man die Totemdeszendenzregeln der Wiradjuri auf ihr Heiratsklassensystem, dann<br />
stellt man fest, daß sie ein matrilineares Pendant jener Variante darstellen, die wir oben mit den<br />
Nyigina vorgestellt haben.<br />
Erinnern wir kurz das Section-System der Wiradjuri, welche die Kamilaroi-Section-Namen<br />
gebrauchen: Eine Yibatha-Frau (a) heiratet einen Kubbi-Mann (D), deren Kinder gehören in<br />
Wiradjuri-Section-System:<br />
die Sections:<br />
Wumbi (B) und<br />
A a B b C c D d<br />
Buta (b). Eine<br />
Buta-Frau (b)<br />
heiratet einen<br />
Murri-Mann (C),<br />
B b A a D d C c deren Kinder<br />
gehören in die<br />
A a B b C c D d<br />
Sections Yibai<br />
(A) und Yibatha<br />
(a). Eine Mata-<br />
Frau (c) heiratet<br />
einen Wumbi-Mann (B) und deren Kinder zählen zur Kubbi (D)- und Kubbita (d)- Klasse. Eine<br />
Kubbita-Frau (d) heiratet einen Yibai-Mann (A), ihre Kinder zählen zur Murri (C)- und Mata<br />
(c)- Klasse.<br />
Projizieren wir auf dieses Schema die Deszendenzregeln der Gruppen- und Individualtotems,<br />
dann ergibt sich das Bild eines Wiradjuri-Totem-Systems mit 2 unbenannten matrilinearen<br />
Hälften und 4 matrilinearen Sections.<br />
Auch hier repräsentiert das Individualtotem die Integration der Stammeshälften, die bilaterale<br />
Ergänzung der unilinearen Abstammungsgruppen zur Stammeseinheit, welche von der Abstammungszuschreibung<br />
ausgeblendet wird, nur daß dieser Tatbestand bei den Wiradjuri ausschließlich<br />
an dem Personenkreis sichtbar wird, der seiner Berufung wegen das Ganz-Sein-<br />
Können und das Sich-selbst-Auseinanderlegen-Können beherrscht, und zwar um der Übereinstimmung<br />
des Besonderem und Allgemeinen willen. Geht man von der Seelenfunktion des<br />
Individualtotems aus, welche in seiner Alter-Ego-Variante ebenso deutlich erscheint wie in der<br />
259 R.M.Berndt, Wiradjuri Magic and >Clever Men