Totemismus Illusion - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
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d.h. das aboriginäre Äquivalent dieses Begriffs, dann können bestimmte Arten, einzelnen<br />
Matrilinien und andere Arten derselben Gattung besonderen Statusgruppen der Lokalgruppen<br />
zugeschrieben werden, wie dies bei einigen der Negritostämme von Evans festgestellt worden<br />
ist.<br />
Obwohl diese Bäume und Vögel fest mit den genannten Gruppen assoziiert und mit dieser<br />
Assoziation matrilineare Abstammungsgruppen markiert werden, verzichtet die Gesellschaft<br />
der Semang darauf, ihre soziale Einheit nach diesen Abstammungsgruppen zu differenzieren,<br />
d.h. sich selbst als Allianz unilinearere Abstammungsgruppen vorzustellen. Während sich das<br />
Unten<br />
Solidarität ↔ Person ↔ Zweck<br />
Familie Subjekt Werk<br />
Objekt<br />
Objekt<br />
Objekt<br />
Werke der göttlichen Familie<br />
Objekt<br />
göttl.Familie Subjekt Werke des Höchsten<br />
Solidarität ↔ Höchstes ↔ Zweck<br />
Wesen<br />
Oben<br />
Verhältnis von Mensch und Tier allein auf seelische Beziehungen beschränkt, das Tier in der<br />
Rolle des Schützers einer Statusgruppe oder der Seele eines Individuums, aber auch in der<br />
Rolle des Rächers oder Strafvollstreckers erscheint, spielt es bei der Namengebung keine<br />
Rolle. Diese Funktion übernimmt der Geburtsbaum oder ein Fluß, der in seiner Nähe fließt.<br />
"A child is named after a tree, plant, stream or mountain near which it is born." 132 Stellen wir<br />
das Verhältnis von Geburtsbaum, Familie und Person in Rechnung, das durch die Vererbung<br />
des Baumes begründet ist, dann weist der Personenname auf die Matri-Gruppe und im Falle<br />
der Flußnamens sogar auf das Gebiet, das sie bewohnt, womit eine weitere latente soziale Differenzierung<br />
sichtbar wird, die bei Bedarf sofort operabel gemacht werden kann. Mit der<br />
Funktion des Geburtsbaumes als Namensbaum ist außerdem der Glaube verbunden, daß der<br />
spezielle Fundbaum des Kindes die Außenseele oder das Alter-Ego des Kindes beherbergt, was<br />
im Rahmen Differenzierung von Art und Exemplar und ihrer hierarchischen Beziehung ohne<br />
weiteres kompatibel ist. Haekel weist ausdrücklich daraufhin: "Schicksal des Geburts- und Namensbaumes<br />
ist aufs engste mit dem Leben des Menschen verknüpft als Alter Ego." 133<br />
Auch die Kosmologie der Semang erscheint als Spiegelbild des Menschen, d.h. auch sie<br />
spiegelt die Kultur in der Natur, sie reflektiert sich als der Geist, der sich in seinem Anderssein<br />
manifestiert und dies auf dem Wege seiner Manifestation auf sich zurückführt, und zwar in der<br />
Form der Versöhnung der besonderen Gestalten.<br />
132 I.H.N.Evans, The Negrito of Malaya, ibid, S.248<br />
133 J. Haekel, Zum Individual- und Geschlechtstotemismus in Australien, ibid, S.62<br />
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