Tourismuspolitischer Bericht der Bundesregierung - Ökologischer ...

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Teil II: Entwicklung des Tourismus und der Tourismuswirtschaft Seite 36 4.4 „Barrierefreier Tourismus“ birgt Potenzial Menschen mit Behinderungen sind als touristische Zielgruppe von der Tourismuswirtschaft noch nicht in vollem Umfang erkannt. Zwar gibt es ein begrenztes Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten, die insbesondere auf die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern abgestimmt sind, jedoch wirken sich die vorhandenen baulichen und sozialen Barrieren sowie die fehlenden Leit- und Orientierungssysteme dämpfend auf die Reiselust der Betroffenen aus. Dieser sowohl für die Betroffenen wie die Tourismuswirtschaft und die Gesamtgesellschaft unbefriedigende Zustand dürfte nicht zuletzt auf die unzureichende Datenlage zurückzuführen sein. Die amtliche Statistik erfasst nur die Gruppe der Schwerbehinderten nach dem Schwerbehindertengesetz, die derzeit 6,7 Mio. Menschen bzw. 8,1 % der Bevölkerung umfasst. Die Gruppe der Menschen mit „Mobilitätseinschränkungen“ ist jedoch weit größer, da hierzu auch Menschen gehören, die nicht als Schwerbehinderte anerkannt sind. Besonders groß ist dieser Anteil in der Gruppe der älteren Menschen, die bereits unter den Schwerbehinderten rd. 50 % ausmachen. Weil der Anteil älterer Menschen stetig zunimmt, wächst im Gleichschritt auch der Anteil von Menschen, die sich in ihrer Mobilität und beim Reisen behindert sehen. Als im weitesten Sinne mobilitätseingeschränkt müssen letztlich auch diejenigen angesehen werden, deren Beschränkung nur temporär ist wie z. B. bei Unfallopfern oder Eltern mit Kinderwagen. In dieser weiten Definition dürfte die Zahl der Reisenden mit Mobilitätseinschränkungen in Deutschland daher die Zahl der Schwerbehinderten um das Zwei- bis Dreifache übersteigen. Bislang liegen für Deutschland keine gesicherten statistischen Daten über das Reiseverhalten von Menschen mit Behinderungen vor. Bisherige Aussagen zum Thema stützen sich in der Regel auf die von der Bundesregierung 1998 und 1999 in Auftrag gegebenen Studien, darunter „Tourismus für behinderte Menschen, Angebotsplanung, Angebotsumsetzung und Öffentlichkeitsarbeit“ und „Reisen für behinderte Menschen“. Aktuelle Erkenntnisse zu den Urlaubsmotiven und -interessen mobilitätsbehinderter Menschen in Deutschland bietet die Reiseanalyse 2003: Daraus geht u. a. hervor, dass . . .
Teil II: Entwicklung des Tourismus und der Tourismuswirtschaft Seite 37 die Reiseintensität mobilitätseingeschränkter Menschen im vergangenen Jahr mit 54,3 % deutlich niedriger lag als im Durchschnitt der Bevölkerung (75,3 %). Das BMWA hat daraufhin im Jahr 2003 – zugleich als Beitrag zum EU-Jahr der Menschen mit Behinderungen - die wirtschaftlichen Effekte eines barrierefreien „Tourismus für Alle“ untersuchen lassen. Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass die vorhandenen Barrieren zu einem spürbaren Ausfall an Nachfrage führen: Etwa 40 % der rd. 4000 Befragten gaben an, dass sie aufgrund zu großer Barrieren schon einmal auf eine Reise verzichtet hätten und über 50 % erklärten, dass sie bei geringeren Barrieren häufiger verreisen würden. Während Menschen mit Behinderungen sich hinsichtlich der Urlaubswünsche kaum von der Gesamtbevölkerung unterscheiden, geht aus der Reiseanalyse 2003 hervor, dass sie eher deutsche Reiseziele bevorzugen als der Durchschnitt der deutschen Reisenden. Durch eine verstärkte Orientierung an einem barrierefreien Tourismus für Alle könnten sich somit gerade für deutsche Destinationen wirtschaftliche Vorteile ergeben. Notwendige Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die gesamte touristische Leistungskette in die Überlegungen zur Angebotserweiterung einbezogen und berücksichtigt wird, dass behinderte Reisende keine Spezialangebote im Sinne eines „Behindertentourismus“ suchen, sondern im Sinne des „Tourismus für Alle“ dieselben Angebote wahrnehmen möchten. 4.5 Naturnaher Tourismus liegt im Trend Zunehmendes Umweltbewusstsein in Deutschland - gefördert und verstärkt durch vielfältige nationale und internationale Aktivitäten und Verlautbarungen zum Ökotourismus und zur Nachhaltigkeit - und der Wunsch nach aktiver, erlebnis- bzw. erholungsorientierter Freizeitgestaltung haben zu einem erkennbaren Trend zu naturnahen Urlaubsformen geführt: Wanderurlaub, Wassertourismus, Fahrradreisen, Urlaub in Naturparken sind nur einige Ausprägungen dieses Trends, bei dem das Naturerlebnis im Vordergrund steht. . . .
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