17/13672 - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode – 131 – Drucksache <strong>17</strong>/<strong>13672</strong><br />
Produktivitätsfortschritte und ein Aufbau von Arbeitsplätzen.<br />
Im Szenario 2 wird von einem deutlichen Bedeutungszuwachs<br />
alternativer Antriebskonzepte ausgegangen.<br />
Gleichzeitig wächst die weltweite Nachfrage nach Automobilen<br />
stark an. Die Wertschöpfung am Automobilstandort<br />
Deutschland partizipiert auch im langfristigen Betrachtungshorizont<br />
vom weltweiten Wachstum. Um die<br />
Nachfrage nach technologisch neuartigen Fahrzeugen zu<br />
bedienen, bauen die Hersteller ihre Kapazitäten am<br />
Standort Deutschland eher aus. Insbesondere für das<br />
nächste Jahrzehnt ist damit zu rechnen, dass die Entwicklung<br />
und Produktion alternativ betriebener Fahrzeuge die<br />
Wachstumstreiber für den Automobilstandort Deutschland<br />
sein werden. Die Beschäftigungseffekte sind – ähnlich<br />
wie im konservativen Szenario – ambivalent. Werden<br />
größere Produktivitätspotenziale erschlossen, so könnte<br />
dies negative Folgen auf die Anzahl der Arbeitsplätze haben.<br />
Allerdings ist in diesem Zusammenhang zu beachten,<br />
dass im Falle technologischer Brüche die Anstrengungen<br />
eher auf deren Bewältigung gelegt werden als auf<br />
die Realisierung größerer Produktivitätsfortschritte. Zum<br />
anderen könnten sich die deutschen Automobilisten auf<br />
den Ausbau ihrer Technologieführerschaft konzentrieren<br />
und müssten sich damit bisweilen nicht dem unmittelbaren<br />
Kostenwettbewerb stellen.<br />
Szenario 3 beschreibt eine Zukunft, in der sich nicht nur<br />
die technologische Basis der Fahrzeuge grundlegend ändern<br />
wird, sondern auch das Mobilitätsverhalten der Gesellschaft.<br />
Dies hat zur Konsequenz, dass die weltweite<br />
Nachfrage nach Automobilen verhältnismäßig schwach<br />
wächst. Dementsprechend wird auch der Zuwachs an automobiler<br />
Wertschöpfung am Standort Deutschland<br />
schwach ausgeprägt sein. Die durch Entwicklung und<br />
Produktion von Fahrzeugen induzierte einheimische<br />
Wertschöpfung wird in diesem Szenario auf jeden Fall<br />
durch die Produktivitätsfortschritte kompensiert, sodass<br />
mit einer Abnahme von Arbeitsplätzen in der Automobilindustrie<br />
zu rechnen ist. Allerdings kann im Gegenzug<br />
davon ausgegangen werden, dass durch das Angebot<br />
dienstleistungsbasierter Geschäftsmodelle für integrierte<br />
Verkehrskonzepte durchaus Arbeitsplätze entstehen.<br />
Dazu ist es aber notwendig, dass die deutsche Automobilindustrie<br />
aktiv in den Aufbau solcher Systeme investiert,<br />
um sich den Markt zu sichern.<br />
VII.<br />
Synthese<br />
Die deutsche Automobilindustrie bestehend aus den OEM<br />
und ihren Zulieferern (WZ 29) erwirtschaftete im Jahr 2011<br />
mit 351 Mrd. Euro fast 20 Prozent des Gesamtumsatzes<br />
des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland und stellte<br />
mit etwa 719 000 Beschäftigten gut 13 Prozent der industriellen<br />
Arbeitsplätze. Nimmt man die Zulieferungen aus<br />
anderen Wirtschaftssektoren hinzu, steigt die Zahl der direkten<br />
Beschäftigten in der erweiterten Automobilproduktion<br />
auf 1,8 Millionen Personen in Deutschland an. Auch<br />
bei den Forschungsaufwendungen liegt die Automobilindustrie<br />
in Deutschland an der Spitze und investierte 2010 rund<br />
14,8 Mrd. Euro in FuE, was einem Anteil von knapp einem<br />
Drittel aller FuE-Aufwendungen in Deutschland entspricht.<br />
Damit verfügt die Automobilindustrie über ein großes Potenzial,<br />
um die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen<br />
und auch zukünftig eine tragende Rolle in der deutschen<br />
Industrie und Wirtschaft zu spielen.<br />
Derzeit steht die globale Automobilindustrie vor großen<br />
Umbrüchen. Neue Automobilmärkte gewinnen rasch an<br />
Bedeutung. China wurde 2009/2010 zum weltgrößten<br />
Neuwagenmarkt bei Pkw, während der Absatz auf etablierten<br />
Märkten in der Triade (EU, USA, Japan) sich der<br />
Stagnation nähert. Zentrale Rahmenbedingungen wandeln<br />
sich und erfordern eine Anpassung des Automobils.<br />
Dazu gehören sicher der zu erwartende kontinuierliche<br />
Anstieg der fossilen Energiepreise und die Umsetzung<br />
ambitionierter Ziele der Klimapolitik auch für den Verkehrssektor.<br />
Diese Entwicklungen werden eine Innovations-<br />
und Marktdynamik auslösen, die zu einer Diversifizierung<br />
der Antriebskonzepte hin zu hocheffizienten und<br />
alternativen Antrieben führt, aber auch die Einführung<br />
neuer Mobilitätskonzepte attraktiv macht. Die Automobilindustrie<br />
sollte ein zentraler Akteur in dieser Phase des<br />
Wandels sein.<br />
Die sieben Herausforderungen der Automobilindustrie<br />
für die nächsten 2 Jahrzehnte lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
– Entwicklung effizienter Fahrzeuge<br />
– Entwicklung alternativer Antriebe<br />
– Erhalt der Positionierung der deutschen Automobilindustrie<br />
als Technologieführer und Premiumhersteller<br />
auf dem Weltmarkt<br />
– Abrundung des Produktportfolios um neue<br />
Klein(st)fahrzeugkonzepte<br />
– Erschließung der Wachstumsmärkte in den BRICS-<br />
Ländern und Bewältigung der Krise in Europa<br />
– Reduktion der Zahl der Fahrzeugplattformen trotz<br />
weiterer Differenzierung ihres Produktportfolios<br />
– Partizipation bei der Einführung neuer Mobilitätskonzepte<br />
1. Sieben Herausforderungen für die<br />
Automobilindustrie<br />
Die sieben Herausforderungen werden in den folgenden<br />
Teilkapiteln erläutert und mit den Erkenntnissen aus diesem<br />
Bericht verknüpft. Die quantitativen Analysen bauen<br />
auf den drei entwickelten globalen Pkw-Marktszenarien<br />
„Konservativ“, „Technologiebruch“ und „Mobilitätskonzepte“<br />
auf. Im Szenario „Konservativ“ dominiert der Verbrennungsmotor<br />
auch zukünftig, die Alternativen werden<br />
durch Akzeptanz- und Kostenbarrieren am Markteintritt<br />
gehindert. Im Szenario „Technologiebruch“ diffundieren<br />
durch FuE-Anstrengungen und Informationskampagnen<br />
die alternativen Antriebe in den Markt. Im dritten Szenario<br />
„Mobilitätskonzepte“ werden zusätzlich zum Technologiebruch<br />
noch neue vernetzte Mobilitätskonzepte<br />
zumindest in Europa, Japan und USA von den Verkehrsteilnehmern<br />
angenommen, mit Einschränkungen auch in