17/13672 - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode – 23 – Drucksache <strong>17</strong>/<strong>13672</strong><br />
Anteile der Segmente an Neuwagenverkäufen 2000 und 2010 in Prozent<br />
Abbildung II.4<br />
Quelle: Krail et al. 2012<br />
Die größten Unterschiede zwischen den Jahren 2000 und<br />
2010 sind in der Mittel- und Oberklasse zu finden. Der<br />
Rückgang von beiden Segmentanteilen lässt sich dadurch<br />
erklären, dass viele der Käufer dieses Segments nun Pkw<br />
aus dem SUV- und Geländewagensegment kaufen. Fasst<br />
man die Segmente Ober-, Mittelklasse- und SUV/Geländewagen<br />
zusammen, so ist festzustellen, dass sich der<br />
Anteil von gehobenen und Luxusfahrzeugen an den Gesamtverkaufszahlen<br />
seit 2000 erhöht hat. Wenn diese Erhöhung<br />
mit 3 Prozent-Punkten auch nur relativ gering<br />
ausfällt, so ist doch durchaus ein Trend zu höherwertigen<br />
Fahrzeugen erkennbar. Innerhalb dieser drei Segmente ist<br />
zudem eine Verschiebung zu verzeichnen: Die Mittelklasse<br />
verliert am stärksten an Anteilen, während SUV<br />
und Geländewagen zunehmen. Neben Veränderungen bei<br />
den gehobenen Segmenten stagnierte der Anteil an Kleinwagen<br />
(weiterhin etwa ein Viertel der verkauften Pkw).<br />
Die Kompaktklasse hat, verglichen mit 2000, leicht an<br />
Marktanteilen verloren. Dennoch ist das Kompaktwagensegment<br />
2010 mit einem Drittel aller Neuwagen das<br />
meistverkaufte Segment im deutschen Pkw-Markt.<br />
Zusammenfassend ist der deutsche Pkw-Absatzmarkt als<br />
ein Markt zu beschreiben, der zunehmend von den kommerziellen<br />
Käufern dominiert wird, die höherwertige<br />
Segmente bevorzugen. Die SUV und Geländewagen sind<br />
mittlerweile als festes Segment im Markt etabliert. Da der<br />
absolute Pkw-Absatz in den letzten Jahren stagnierte und<br />
keine marktstimulierenden Treiber für die nächsten Jahre<br />
zu erkennen sind, ist auch in Zukunft eher mit einer Stagnation<br />
der Verkaufszahlen zu rechnen als mit einem<br />
Wachstum.<br />
2. Politische Rahmenbedingungen<br />
Die Automobilindustrie und der Verkehrssektor insgesamt<br />
sind in einen nationalen, europäischen und globalen<br />
politischen Rahmen eingebunden. Für eine Analyse der<br />
mittel- und langfristigen Zukunft der Automobilindustrie<br />
sind insbesondere die strategischen Weichenstellungen<br />
der Politik relevant.<br />
Ein großer Teil der strategischen Weichenstellungen wird<br />
bereits auf der europäischen Ebene abgestimmt und festgelegt.<br />
Dazu gehören die Roadmap zur Erreichung einer<br />
„low carbon economy“ (emissionsarmen Wirtschaft), mit<br />
der die EU einen Weg aufzeigt, wie das Ziel einer 80-Prozent-Reduktion<br />
der Treibhausgase bis 2050 gegenüber<br />
1990 erreicht werden kann (EK 2011a). Nach der Landwirtschaft<br />
gehört der Verkehrssektor zu den Sektoren mit<br />
der geringsten THG-Reduktionsverpflichtung mit einer<br />
Vorgabe von 54 bis 67 Prozent bis 2050. Konkreter wird<br />
das neue Weißbuch Verkehr durch die EU-Kommission<br />
im März 2011 (EK 2011b). Dort wird eine THG-Reduktion<br />
von mindestens 60 Prozent bis 2050 gefordert, bezogen<br />
auf den gesamten Landverkehr und den Luftverkehr.<br />
Gleichzeitig schlägt das Weißbuch einen Katalog von<br />
40 Handlungsfeldern vor, die mit 131 Maßnahmen unterlegt<br />
sind, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Mehrere<br />
Maßnahmen stellen auch auf eine Erhöhung des<br />
Innovationstempos und der Koordination in der Automobilindustrie<br />
ab, z. B. um alternative Antriebsenergien<br />
schneller marktfähig zu machen oder innovative urbane<br />
Mobilitätssysteme aufzubauen.<br />
Neben diesen strategischen Leitlinien existieren konkrete,<br />
verbindliche Vorgaben. In der Vergangenheit war die einflussreichste<br />
Regulierung aus Sicht der Automobilindustrie<br />
die Definition der Emissionsstandards für Luftschadstoffe<br />
(z. B. NOx, Partikel) (zuletzt angepasst für Euro 5<br />
und Euro 6 Standards in Verordnung 692/2008, EK<br />
2008). Auch hat sich in den letzten Jahren die Regulierung<br />
zur Festsetzung von CO 2 -Emissionsstandards der<br />
europäischen Neuwagenflotte als Instrument mit der