17/13672 - Deutscher Bundestag
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Drucksache <strong>17</strong>/<strong>13672</strong> – 46 – <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode<br />
nen Teil oder gar den Großteil der lokalisierten Wertschöpfung<br />
durch die Zulieferer zu bewerkstelligen. In der<br />
Folge werden zum einen Lieferumfänge an chinesische<br />
Lieferanten vergeben, zum anderen aber auch Direktzulieferer<br />
aus Deutschland angehalten, lokal vor Ort zu produzieren<br />
und Wertschöpfung im jeweiligen Zielland aufzubauen.<br />
Hier unterscheiden sich die Strategien der<br />
deutschen OEM. Einige setzen zunehmend auf den Aufbau<br />
chinesischer Zuliefernetzwerke, insbesondere für<br />
Standardkomponenten geringerer Komplexität. Andere<br />
setzen auch heute noch ausschließlich auf die Lokalisierung<br />
deutscher Zulieferer, von denen sie 100 Prozent ihres<br />
Local-Sourcing-Anteils (Anteil der vor Ort bezogenen<br />
Waren) beziehen. Solche Entwicklungen betreffen zunächst<br />
insbesondere Zulieferer auf der 1. Stufe („first<br />
tier“) zum OEM. Wenn die großen Systemzulieferer dann<br />
jedoch ihrerseits ihre Zulieferer anhalten, lokale Wertschöpfung<br />
vor Ort aufzubauen, kann es zu einem Sogeffekt<br />
aufwärts entlang der Wertschöpfungskette kommen.<br />
Neben diesen Follow-the-Customer-Strategien<br />
prägen aber auch Kostensenkungsüberlegungen die Internationalisierungsstrategien<br />
der deutschen Automobilzulieferer.<br />
Vor diesem Hintergrund ist es interessant zu analysieren,<br />
wie sich die internationalen Absatzmärkte und<br />
die internationale Präsenz der deutschen Automobilzulieferer<br />
mit Produktions- und Entwicklungskapazitäten in<br />
den jeweiligen Zielmärkten entwickelt haben und zukünftig<br />
eingeschätzt werden.<br />
3.1 Heutige und zukünftige Absatzmärkte<br />
Wie die Auswertungen der Umfrage bei deutschen Automobilzulieferern<br />
hierzu zeigen, dominiert für diese im<br />
Mittel noch immer Deutschland und Europa als Absatzmarkt<br />
mit einem Umsatzanteil von gut 85 Prozent<br />
(Tab. III.9). Alleine auf Deutschland entfallen derzeit<br />
noch zwei Drittel der Umsätze der deutschen Automobilzulieferer.<br />
Dagegen sind die Umsatzanteile außereuropäischer<br />
Märkte und internationaler Wachstumsmärkte heute<br />
noch relativ überschaubar. China und der NAFTA-Raum<br />
folgen mit 5 bzw. 4 Prozent Umsatzanteil an 3. und<br />
4. Stelle. Südamerika, Indien und Russland liegen mit<br />
jeweils 1 bis 1,5 Prozent Umsatzanteil noch deutlicher<br />
zurück. Im Vergleich zu den deutschen Automobilherstellern<br />
(OEM), die bereits einen Anteil von knapp<br />
20 Prozent in China sowie nennenswerte Anteile in anderen<br />
Wachstumsmärkten erbringen, ist dies noch ein signifikanter<br />
Unterschied. Vor diesem Hintergrund ist zu vermuten,<br />
dass bislang die Belieferung eines Großteils der<br />
Märkte, insbesondere der 85 Prozent Umsatzanteil der<br />
europäischen Länder, durch geeignete Exportstrategien<br />
zu bewerkstelligen war. Auslandsproduktion und gegebenenfalls<br />
Forschung und Entwicklung erfolgte innerhalb<br />
von Europa wohl eher aufgrund von Kostenkalkülen als<br />
zur Markterschließung vor Ort.<br />
Zukünftig werden sich, den Angaben der befragten Automobilzulieferer<br />
zufolge, bis zum Jahr 2020 signifikante<br />
Verschiebungen der Absatzmärkte ergeben. Den größten<br />
Zuwachs wird demnach China mit 4 Prozent-Punkten auf<br />
einen Umsatzanteil von dann 8 Prozent aufweisen, was<br />
einem relativen Zuwachs der lokalen Umsatzanteile um<br />
110 Prozent entspricht. Auch der russische Markt wird<br />
sich mit einem Umsatzanteil von dann über 2 Prozent im<br />
Vergleich zu heute mehr als verdoppeln (130 Prozent).<br />
Wachstumspotenzial sehen die befragten deutschen Zulieferer<br />
aber auch noch in Europa (ohne Deutschland),<br />
das um relative 16 Prozent auf dann 23 Prozent Umsatzanteil<br />
zunehmen könnte. Dagegen wird erwartet, dass<br />
sich die Umsätze in Deutschland um 10 Prozent-Punkte<br />
auf 56 Prozent, entsprechend einem relativen Rückgang<br />
um 15 Prozent, verringern.<br />
Tabelle III.9<br />
Heutige und zukünftige Bedeutung regionaler Absatzmärkte für deutsche Automobilhersteller (in Prozent)<br />
Absatzmärkte nach<br />
gesamt GU KMU<br />
Größenklassen<br />
aktuell zukünftig aktuell zukünftig aktuell zukünftig<br />
Deutschland 66 56 59 47 69 60<br />
Europa<br />
20 23 22 21 19 24<br />
(ohne Deutschland)<br />
NAFTA 4 5 7 8 3 3<br />
Südamerika 2 2 2 3 1 1<br />
Russland 1 2 1 3 1 2<br />
China 4 8 6 13 3 6<br />
Indien 1 2 1 2 1 1<br />
andere Regionen 2 2 3 3 2 2<br />
Quelle: Automobilzuliefererbefragung des Fraunhofer ISI (2011/2012)