17/13672 - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode – 25 – Drucksache <strong>17</strong>/<strong>13672</strong><br />
III.<br />
Internationale Aufstellung der deutschen<br />
Automobilindustrie, Bedeutung der<br />
Auslandsmärkte für den Standort<br />
Deutschland<br />
Der deutschen Automobilindustrie kommt eine Schlüsselposition<br />
in der exportstarken deutschen Wirtschaft zu. Im<br />
Jahr 2010 wurde ein Exportüberschuss von 130,2 Mrd.<br />
Euro realisiert (www-genesis.destatis.de [21.03.2012]).<br />
Dies entspricht einem Anteil von rund 5,2 Prozent am<br />
deutschen Bruttoinlandsprodukt. Die Automobilindustrie<br />
steuerte etwa zwei Drittel dazu bei (VDA 2011a). Die<br />
Zahl verdeutlicht eindrucksvoll, dass die Automobilindustrie<br />
eine zentrale Säule der deutschen Exportwirtschaft<br />
ist.<br />
Vor dem Hintergrund dieser Bedeutung wird in diesem<br />
Kapitel die internationale Aufstellung der deutschen Automobilindustrie<br />
genauer in den Blick genommen und<br />
analysiert, von welchen Märkten die Industrie im Besonderen<br />
abhängig ist. Die Untersuchung ist zweigeteilt und<br />
konzentriert sich im ersten Schritt auf die Automobilhersteller<br />
(OEM). Der zweite Teil der Untersuchung beschäftigt<br />
sich mit den Automobilzulieferern und deren internationaler<br />
Aufstellung. Das Kapitel schließt mit einem<br />
zusammenfassenden Zwischenfazit. Zunächst werden die<br />
methodischen Grundlagen skizziert.<br />
1. Methodisches Vorgehen<br />
Die Analyse der gesamten deutschen Automobilindustrie<br />
erfordert verschiedene methodische Ansätze, die sich<br />
nach Analysegegenstand – Automobilhersteller und Automobilzulieferer<br />
– teilweise grundlegend unterscheiden.<br />
Wirtschaftliche Daten zu den Automobilherstellern, insbesondere<br />
zu den deutschen, sind in einer Reihe von Statistiken<br />
sehr gut dokumentiert. Für die Analysen wurde<br />
im Wesentlichen auf folgende Primärdatenquellen zurückgegriffen:<br />
– Daten des Verbands der Automobilindustrie (VDA),<br />
die jährlich erscheinend in sehr umfangreicher und<br />
tiefgehender Weise Auskunft über die Produktionsund<br />
Absatzmengen deutscher Automobilhersteller geben.<br />
– Statistiken der jeweiligen regionalen Verbände oder<br />
auch Landesverbände, die in erster Linie valide Auskünfte<br />
zu den jeweiligen Absatzmärkten bereitstellen.<br />
– Datenbank „Autofacts“ von PricewaterhouseCoopers<br />
(PwC), in der sowohl die Produktionsmengen der einzelnen<br />
Hersteller als auch die verfügbaren weltweiten<br />
Produktionskapazitäten dokumentiert sind.<br />
Darüber hinaus veröffentlichen bisweilen die Automobilhersteller<br />
selbst Angaben zu ihren weltweiten Produktions-<br />
und Absatzmengen. Da deren Informationspolitik<br />
allerdings sehr unterschiedlich ist, konnten diese Angaben<br />
nur in Einzelfällen weitergehend analysiert werden.<br />
Zur Vermeidung von verfälschten Analysen und Schlussfolgerungen<br />
wurden die einzelnen Datenquellen einem<br />
intensiven Plausibilisierungsprozess unterzogen. Sofern<br />
sich die Daten der unterschiedlichen Quellen hinsichtlich<br />
Genauigkeit, Verlässlichkeit oder Aktualität unterscheiden,<br />
wurde dies bei der Datenanalyse dezidiert in die Betrachtung<br />
einbezogen. Bei der Interpretation der Ergebnisse<br />
werden etwaige Diskrepanzen diskutiert.<br />
Ein anderes Bild zeigt sich hinsichtlich der Datenverfügbarkeit<br />
zur Automobilzulieferindustrie. Bezüglich der<br />
wirtschaftlichen Bedeutung von ausländischen Absatzmärkten<br />
und internationalen Produktionskapazitäten stehen<br />
für diesen Wirtschaftszweig derzeit keine verlässlichen<br />
Daten bereit. Dieser Umstand ist unter anderem<br />
darin begründet, dass die Gruppe der Automobilzulieferer<br />
nicht so übersichtlich und homogen ist wie die der Automobilhersteller<br />
und damit die Identifizierung von Unternehmen<br />
als Automobilzulieferer entsprechend schwierig<br />
ist. In der Regel beziehen sich die verfügbaren statistischen<br />
Angaben zur Automobilzulieferindustrie ausschließlich<br />
auf Betriebe, die nach der Systematik der<br />
Wirtschaftszweige (WZ) in der Unterklasse WZ 34.3 als<br />
„Hersteller von Teilen und Zubehör für Kraftwagen und<br />
Kraftwagenmotoren“ geführt werden. 4 Die in dieser Unterklasse<br />
enthaltenen Firmen repräsentieren die Automobilzulieferer<br />
jedoch unvollständig. So werden beispielsweise<br />
die Hersteller von Reifen und technischen<br />
Kunststoffen in der WZ-Klasse 25 „Herstellung von<br />
Gummi- und Kunststoffwaren“, die Zulieferer von Aluminiumteilen<br />
in der NACE-Klasse 28 „Hersteller von<br />
Metallerzeugnissen“ oder die Zulieferer von Batterien<br />
und Scheinwerfern in der WZ-Klasse 31 „Herstellung<br />
von Geräten der Elektrizitätserzeugung und -verteilung“<br />
klassifiziert. Damit wird der Automobilzuliefersektor,<br />
wie er alleine in der WZ-Klasse 34.3 erfasst wird, systematisch<br />
fehlbewertet.<br />
Vor dem Hintergrund der mangelnden Datenverfügbarkeit<br />
und der Erfassungsproblematik basieren die empirisch-quantitativen<br />
Analysen auf einer Primärerhebung,<br />
die inhaltlich wie methodisch eigens für diesen Bericht<br />
konzipiert wurde. Befragt wurden 125 Unternehmen, die<br />
in nennenswertem Umfang Produkte für die Automobilproduktion<br />
herstellen. Ziel dieser Erhebung war es herauszufinden,<br />
wie sich Automobilzulieferer gegenwärtig<br />
und zukünftig mit ihren Produktions- und Entwicklungskapazitäten<br />
international aufstellen, und ebenso, welche<br />
Bedeutung die Auslandsmärkte für die Unternehmen haben.<br />
Im Rahmen der Erhebung wurden zudem weitere Inhalte<br />
abgefragt, wie die Bedeutung alternativer Antriebstechnologien<br />
und neuer Fahrzeugkonzepte für das<br />
Geschäftsmodell, die später in Kapitel IV dargestellt werden.<br />
4 Gemäß der Systematik der Wirtschaftszeige der Europäischen Gemeinschaft<br />
„NACE, Rev. 1.1“ aus dem Jahr 2003 sind Automobilzulieferer<br />
der WZ-Klasse 34.3 zugeordnet. In der seit dem Jahr 2008<br />
gültigen Systematik „NACE, Rev. 2“ umfasst die Klasse 29.3 diese<br />
Unternehmen.