17/13672 - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode – 81 – Drucksache <strong>17</strong>/<strong>13672</strong><br />
Abbildung IV.10<br />
Anteil der Automobilzulieferer mit Anstrengungen zur Erschließung neuer Kundengruppen<br />
(außerhalb Automotive)<br />
Quelle: Automobilzuliefererbefragung des Fraunhofer ISI (2011/2012)<br />
Hier sind zu zwei Dritteln insbesondere KMU aktiv, im<br />
Gegensatz zu lediglich 43 Prozent bei großen Unternehmen.<br />
Dies zeigt, dass diese Unternehmen, die bei Innovationsanstrengungen<br />
in Richtung neue Fahrzeugtechnologien<br />
aufgrund begrenzter Ressourcen gegebenenfalls<br />
gezwungenermaßen zurückhaltend sind, hier verstärktes<br />
Augenmerk auf kundenseitige Differenzierungsstrategien<br />
legen. Ebenfalls signifikant überdurchschnittlich aktiv<br />
sind hier Zulieferer auf den Wertschöpfungsstufen 2<br />
und folgende mit über drei Viertel der Nennungen, während<br />
First-Tier-Zulieferer hier mit 40 Prozent deutlich zurückhaltender<br />
sind. Dies zeigt erstens, dass sich die Zulieferer,<br />
die in der Wertschöpfungskette weiter entfernt von<br />
den OEM-Endherstellern sind, weniger eingebunden in<br />
die neuen Entwicklungen fühlen und dementsprechend<br />
stärker nach kundenseitigen Differenzierungsmöglichkeiten<br />
Ausschau halten. Zweitens könnte dies aber auch ein<br />
Indiz dafür sein, dass die First-Tier-Zulieferer in weit höherem<br />
Maße direkt von den OEM abhängig sind und entsprechende<br />
Differenzierungsstrategien für wenig realistisch<br />
erachten.<br />
Als Branche, aus der man hofft, neue Kunden erschließen<br />
zu können und die entsprechend anvisiert werden, wird<br />
an 1. Stelle mit 50 Prozent der Maschinenbau genannt.<br />
An 2. Stelle folgt mit 32 Prozent der Nennungen die<br />
Elektroindustrie, dicht gefolgt von der Medizintechnik<br />
mit 31 Prozent. Dies verdeutlicht den Fokus der Automobilzulieferer<br />
auf ihre mechatronische Kompetenz, die in<br />
diesen Branchen besonders zum Tragen kommt. Im Fall<br />
der Medizintechnik könnte dies zudem ein Ausdruck<br />
hierfür sein, dass sich insbesondere Automobilzulieferer<br />
zutrauen, die scharfen Zertifizierungsvorschriften und<br />
Auditierungsregeln dieser Branche erfolgreich zu erfüllen<br />
und dennoch wirtschaftlich produzieren zu können. An<br />
4. Stelle mit etwas mehr als einem Viertel der Nennungen<br />
folgt der Schienenfahrzeugbau, gefolgt von der Branche<br />
der Energieerzeugungsmaschinen (z. B. Windtechnik)<br />
mit etwa einem Fünftel der Nennungen (21 Prozent). Hier<br />
könnten insbesondere die Kompetenzen der Automobilzulieferer<br />
bei Antriebs- und Steuerungstechnik sowie<br />
Materialfestigkeit und -beständigkeit gefragt sein. Der<br />
Boots- und Schiffbau folgt mit 15 Prozent der Nennungen,<br />
während die Branche der Chemie- und Kunststoffindustrie<br />
mit 1 Prozent der Nennungen weit abgeschlagen<br />
ist.<br />
Bleibt festzuhalten: Technologische Änderungen zeigen<br />
sich vor allem im Bereich des Antriebsstrangs und im Bereich<br />
Leichtbau. Das Aktivitätsniveau deutscher Automobilhersteller<br />
zur Verteidigung ihrer technologischen Spitzenposition<br />
ist ausgeprägt. Allerdings besteht hinsichtlich<br />
ihrer Fähigkeiten für die Entwicklung und Produktion<br />
noch Steigerungsbedarf. Hier sind die Unternehmen fast<br />
ausschließlich auf die Unterstützung etablierter Player<br />
aus Asien angewiesen. Die Automobilzulieferer agieren<br />
in der Breite zurückhaltend. Die Mehrheit der befragten<br />
Unternehmen sieht keine unmittelbare Gefahr für ihre<br />
Produkte und daher keinen unmittelbaren Handlungsbedarf.<br />
Diejenigen Automobilzulieferer, die verstärkt Innovationsanstrengungen<br />
unternehmen und gar schon Produkte<br />
in (Klein-)Serie herstellen, sind in erster Linie<br />
große Unternehmen auf First-Tier-Ebene und Hersteller<br />
komplexer Produkte. Der Schwerpunkt der Innovationsaktivitäten<br />
der Automobilzulieferer scheint im Leichtbau<br />
zu liegen. Erstaunlich ist, dass die Aktivitäten im Bereich<br />
der Batterieherstellung eher von nachrangiger Bedeutung<br />
sind.<br />
2. Ausdifferenzierung der Produktportfolios<br />
Die Varianz seines T-Modells beschrieb Henry Ford 1912<br />
mit den Worten: „You can have any color you want, as<br />
long as it is black“. Der damals vorherrschende Anbietermarkt<br />
hat sich innerhalb der vergangenen 100 Jahre zu einem<br />
Käufermarkt weiterentwickelt, der nun von einer<br />
großen Modellvielfalt geprägt ist (Maune 2002). Die<br />
Vielfalt der angebotenen Modellreihen und -varianten hat<br />
die durch Markteinführung immer weiteren Nische-in-