17/13672 - Deutscher Bundestag
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Drucksache <strong>17</strong>/<strong>13672</strong> – 6 – <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode<br />
lichen auf konstantem Niveau. Allerdings zeigen die<br />
Analysen, dass an inländischen Standorten in zunehmendem<br />
Maße Fahrzeuge der Oberklasse gefertigt werden, mit<br />
der Konsequenz, dass die Umsätze deutlich stärker stiegen<br />
als die Ausbringungsmenge. Zudem lässt sich festhalten,<br />
dass die deutschen Hersteller ihre inländischen Produktionsstätten<br />
mit knapp 90 Prozent überdurchschnittlich<br />
auslasten. Im weltweiten Vergleich ist insbesondere die<br />
Auslastung der im restlichen Europa angesiedelten Produktionsstätten<br />
als kritisch einzuschätzen.<br />
Im Vergleich zu den OEM sind die Automobilzulieferer,<br />
abgesehen von einigen globalen Systemlieferanten, noch<br />
eher national aufgestellt und beliefern vorwiegend die<br />
OEM in Deutschland. Dies geht aus der für diesen Bericht<br />
bei deutschen Zulieferern durchgeführten Primärerhebung<br />
hervor. Die direkte Exportquote der Zulieferer<br />
liegt bei nur einem Drittel. In erster Line ist dies darauf<br />
zurückzuführen, dass die Automobilzulieferindustrie jenseits<br />
der großen Systemlieferanten wie Bosch, Continental<br />
oder Brose eher mittelständisch geprägt ist. Vergegenwärtigt<br />
man sich allerdings, dass drei Viertel der<br />
Endprodukte, in die die Produkte der Automobilzulieferer<br />
eingehen, wiederum exportiert werden, so liegt die indirekte<br />
Abhängigkeit ungleich höher.<br />
Diese Zahlen können eindrucksvoll die internationale<br />
Ausrichtung der deutschen Automobilhersteller belegen,<br />
sowohl bei der Produktion als auch beim Absatz. Dies gilt<br />
jedoch nicht in gleichem Maße für die deutschen Automobilzulieferer.<br />
Diversifizierung in der Automobilindustrie<br />
Eine zunehmende Diversifizierung wird in den nächsten<br />
beiden Dekaden ein wichtiges Schlagwort für die Automobilindustrie<br />
sein und lässt sich auf vier Ebenen beobachten:<br />
– Diversifizierung der verfügbaren und angebotenen<br />
Antriebskonzepte mit Strom, Biogas und Wasserstoff<br />
als neue Energieträger neben den fossilen Energieträgern<br />
sowie den unterschiedlichsten Varianten der Hybridisierung<br />
zweier Energieträger bzw. zweier Antriebsmotoren<br />
im gleichen Fahrzeug.<br />
– Diversifizierung der verwendeten Materialien mit einer<br />
Betonung der Nutzung leichterer Materialien zur<br />
Gewichts- und Energieeinsparung, sowie der Kombination<br />
neuer Materialien wie z. B. Aluminium,<br />
Magnesium oder kohlefaserverstärkte Kunststoffe.<br />
– Diversifizierung der Modellpalette mit neuen Variationen<br />
der Karosserietypen und neuen Klein(st)fahrzeugen.<br />
– Diversifizierung der Wertschöpfung der OEM von einem<br />
reinen Anbieter von Produkten (d. h. Fahrzeugen)<br />
zu einem Anbieter von Produkten und Mobilitätsdienstleistungen<br />
wie z. B. Carsharing.<br />
Die globalen Märkte – drei Prognoseszenarien<br />
Die Analyse und Prognose der globalen Märkte sind zwei<br />
zentrale Bestandteile des Berichts. Klassische Automobilmärkte<br />
(EU, Japan, USA) stagnieren auf hohem<br />
Niveau der Absatzzahlen. Ökonomisch erfolgreiche<br />
Schwellenländer weisen zugleich stark wachsende Absatzmärkte<br />
für Pkw und Lkw auf, insbesondere China, Indien<br />
und Brasilien sind hier hervorzuheben. Deutsche<br />
Hersteller sind in China und Brasilien (besonders Volkswagen)<br />
bereits gut aufgestellt, insbesondere durch ihren<br />
Erfolg mit Premiumfahrzeugen. Ob und in welcher Form<br />
der indische Markt für deutsche OEM interessant und relevant<br />
werden kann, ist aus heutiger Sicht sehr schwierig<br />
zu beantworten.<br />
Es zeichnet sich ab, dass die deutschen OEM Premiumfahrzeuge<br />
zukünftig auch weiter in Deutschland fertigen<br />
werden, während bei Klein- und Mittelklassefahrzeugen<br />
ohne Premiumcharakter die Produktionsanlagen zunehmend<br />
in die Absatzmärkte verlegt werden dürften. Dies<br />
bedeutet einen weiter steigenden Druck auf die Kapazitätsauslastung<br />
der europäischen Werke. Global hätten<br />
2010 über 75 Millionen Fahrzeuge hergestellt werden<br />
können, es wurden aber nur knapp 62 Millionen produziert,<br />
was einer – zudem deutlich regional variierenden –<br />
Auslastung von rund 81 Prozent entspricht. Mit Ausnahme<br />
von Opel sind nach dem Krisenjahr 2009 die<br />
Werke deutscher Hersteller im Inland mit Auslastungsgraden<br />
von knapp 90 Prozent sehr gut ausgelastet. Allerdings<br />
leiden die Werke im übrigen Europa unter den im<br />
globalen Maßstab größten regionalen Überkapazitäten<br />
und damit einer wesentlich niedrigeren Auslastung von<br />
rund zwei Dritteln. Hiervon sind auch deutsche OEM mit<br />
Werken im europäischen Ausland betroffen.<br />
Für die Prognose der globalen Absatzmärkte wurden drei<br />
Szenarien erarbeitet und quantifiziert: „Konservativ“,<br />
„Technologiebruch“ und „Mobilitätskonzepte“. Die Szenarien<br />
unterscheiden sich hinsichtlich der Diffusion neuer<br />
Antriebstechnologien in den Markt sowie hinsichtlich der<br />
Einführung neuer Mobilitätskonzepte. Dabei wurden regional<br />
spezifische, plausible Entwicklungspfade unterstellt.<br />
Im Szenario „Konservativ“ dominieren weiterhin<br />
fossile Antriebstechnologien, während alternative Antriebe<br />
den Markteintritt nicht schaffen und damit auch<br />
keine Kostendegression dieser Technologien erzielt werden<br />
kann. Im Szenario „Technologiebruch“ gelingt es,<br />
durch Förderprogramme und Anreize die Kosten neuer<br />
Antriebstechnologien (Batterie, Plug-in-Hybrid, Wasserstoffbrennstoffzelle)<br />
zu senken und diese in den Markt zu<br />
bringen. In beiden Szenarien steigt der globale Absatz von<br />
Pkw von heute rund 70 Mio. auf rund 125 Mio. im Jahr<br />
2030. Im Szenario „Mobilitätskonzepte“ wird erwartet,<br />
dass vernetzte Mobilitätsdienstleistungen, die Angebote<br />
wie Carsharing, Bikesharing, Mitfahrgelegenheiten und<br />
den öffentlichen Verkehr verknüpfen, in den Triade-<br />
Märkten sowie mit Abstrichen auch in China an Bedeutung<br />
gewinnen. Dadurch steigt die Zahl der verkauften<br />
Pkw bis 2030 nur auf 105 Millionen Pkw. Im Kern werfen<br />
die Szenarien die Frage auf, ob und wie signifikant<br />
alternative Antriebstechnologien oder neue Mobilitäts-