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Antragsheft 4 - Die Linke

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Wissen frei zugänglich machen<br />

Damit neue Technologien nicht vorrangig unter dem<br />

Blickwinkel der ökonomischen Verwertung, sondern mit<br />

gemeinnütziger Perspektive entwickelt und genutzt<br />

werden können, braucht es einen innovativen<br />

öffentlichen Sektor, der auch moderne Methoden und<br />

Technologien nachfragt, fördert und entwickelt.<br />

Wir sehen Wissen als Gemeingut. Wissensmonopole<br />

widersprechen demokratischen Prinzipien des freien<br />

Zugangs zu den Wissensbeständen der Menschheit. Sie<br />

verhindern zudem, dass durch produktive Nutzung neues<br />

Wissen entsteht. Damit möglichst viele Menschen Wissen<br />

und Innovationen nutzen können, befürworten wir<br />

Modelle der offenen Innovation - in Forschung und<br />

Entwicklung und bei der Weiterentwicklung durch<br />

Nutzerinnen und Nutzer.<br />

Öffentliche Einrichtungen der Wissensvermittlung wie<br />

Schulen, Hochschulen, Forschungsinstitute, Archive und<br />

Bibliotheken müssen durch eine ausreichende<br />

Finanzierung in die Lage versetzt werden, ihrem Auftrag<br />

nach unabhängiger und gemeinnütziger Erarbeitung,<br />

Erschließung und Vermittlung von Wissen<br />

nachzukommen.<br />

Begründung: Neues Wissen und seine Anwendung in<br />

Innovationen und Technologien durchziehen alle<br />

gesellschaftlichen Bereiche und gestalten unsere<br />

Lebens- und Arbeitswelt. <strong>Die</strong> Debatte um die Förderung,<br />

Unterstützung und Regulierung neuen Wissens und neuer<br />

Technologien muss aus den geschlossenen Zirkeln von<br />

Konzernzentralen und Ministerien heraus in die Sphäre<br />

einer demokratischen Öffentlichkeit überführt werden.<br />

War die Forschungs- und Technologiepolitik in Ost und<br />

West in den Zeiten des Kalten Krieges stark von<br />

staatlichen Interessen geprägt, ordnete sich sie sich in<br />

der neoliberalen Ära zunehmend dem globalen<br />

Standortwettbewerb um private Investitionen unter.<br />

Dabei stehen nicht die Bedürfnisse der Menschen im<br />

Mittelpunkt, sondern die Ansprüche global agierender<br />

entwicklungsstarker Unternehmen und Konzerne.<br />

Wettbewerbs- und damit Wertschöpfungsvorsprünge<br />

sollen durch staatliche Förderpolitik gefördert und<br />

unterstützt werden. Soziale und ökologische Belange<br />

spielen in diesem Konzept nur dann eine Rolle, wenn sie<br />

sich mit mehr Wachstum und Profit verknüpfen lassen.<br />

Das Ziel LINKER Politik ist hingegen, den Aspekt des<br />

Gemeinnutzens von Forschung und Technologien<br />

gegenüber dem Privatnutzen durch staatliche<br />

Interventionen, Fördermaßnahmen und andere<br />

Steuerungsmechanismen zu stärken und die<br />

Zivilgesellschaft in die Debatte um die Ausrichtung der<br />

Forschungspolitik einzubinden. Dabei sind jedoch<br />

komplexe Rahmenbedingungen zu beachten:<br />

• Der Staat ist im Innovationsgeschehen ein Akteur<br />

unter vielen. <strong>Die</strong> meisten klassischen<br />

Innovationsprozesse finden derzeit ihren Antrieb in<br />

privaten, kommerziell motivierten<br />

Investitionsentscheidungen. <strong>Die</strong> öffentliche Hand kann in<br />

diesen Bereichen zumeist über die Forschungsförderung<br />

oder das Beschaffungswesen steuern oder<br />

Rahmenbedingungen wie etwa Besteuerung,<br />

Bildungssysteme oder Rechtssetzung beeinflussen.<br />

Innovationen entstehen auch im gemeinnützigen Rahmen<br />

13<br />

durch Selbstorganisation unterschiedlicher Gruppen. Im<br />

Zentrum von Innovationsprozessen steht der Staat in den<br />

öffentlichen Bereichen, für die er direkt Verantwortung<br />

trägt oder nach unserer Auffassung tragen soll. Dazu<br />

gehören etwa die öffentliche Verwaltung, die<br />

Daseinsvorsorge (Gesundheit, Bildung, ÖPNV,<br />

Energieversorgung, Telekommunikation und weiteres),<br />

aber auch die Raumfahrt oder das Militär.<br />

• Privatwirtschaftlich finanzierte Innovationen folgen<br />

einem Wertschöpfungsprimat. Im Vordergrund steht eine<br />

Abwägung zwischen dem Risiko, mit hohen FuE-<br />

Aufwendungen entwickelte Innovationen in den Markt zu<br />

bringen oder weiter auf Altbewährtes zu setzen. Für<br />

dieses Risiko werden in aller Regel besonders hohe<br />

Renditen erwartet, am extremsten in den<br />

Spitzentechnologien (etwa Nano-, Bio- oder IT-<br />

Technologien) mit einem besonders hohen FuE-Anteil in<br />

der Kostenstruktur. <strong>Die</strong> Investitionstätigkeit in<br />

Spitzentechnologien konkurriert zudem mit anderen<br />

Hochrisikoinvestitionen – etwa auf den Kapitalmärkten.<br />

Viele Innovationen und Technologien sind daher bereits<br />

in ihrem Ursprung und Wesen von Profitinteressen<br />

geprägt. <strong>Die</strong>se Strukturierung läuft häufig ihren<br />

eigentlichen Potenzialen für eine gesellschaftlich<br />

sinnvolle Entwicklung zuwider – wie etwa das Beispiel<br />

des Internets oder der Medikamentenentwicklung zeigt.<br />

• Das Innovationsgeschehen findet zunehmend im<br />

internationalen Raum statt. <strong>Die</strong> einzelnen Nationalstaaten<br />

und selbst supranationale Gebilde wie die Europäische<br />

Union, treten multinationalen privatwirtschaftlichen<br />

AkteurInnen als Investitionsstandorte gegenüber. Der<br />

objektiv verschärfte Wettbewerb um private Investitionen<br />

in FuE-intensiven Branchen ist in der vorherrschenden<br />

Forschungs- und Technologiepolitik handlungsleitend<br />

geworden. Ein alternativer Politikentwurf kann diese<br />

Bedingungen des internationalen<br />

Technologiewettbewerbs nicht vernachlässigen, wenn er<br />

im Hier und Jetzt Wirkung entfalten soll. Zugleich<br />

bekommt die Region in diesem Geschehen eine neue<br />

Bedeutung – entweder, weil sie sich im Zentrum der<br />

Innovationsdynamik befindet oder weil sie eben<br />

außerhalb dieser Dynamik existieren muss.<br />

LINKE Forschungs- und Technologiepolitik kann und<br />

muss unter diesen Bedingungen Profil entwickeln und die<br />

Chancen im Kampf um eine demokratische und soziale<br />

Ausgestaltung unserer Lebenswelt nutzen. Wir setzen uns<br />

für die Förderung neuen Wissens und neuer Technologien<br />

ein, die das Potenzial haben, über die Profitdominanz<br />

hinaus zu führen und einen risikofreien oder zumindest<br />

risikoarmen Gemeinnutzen zu stiften. Beispiele seien hier<br />

der Ausbau erneuerbarer Energien inklusive intelligenter<br />

Netze, offene Kommunikationsströme des Internets oder<br />

die Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten für<br />

ärmere Regionen.<br />

Um diese Chancen zu nutzen, müssen wir um eine<br />

Neuausrichtung der Forschungs- und<br />

Technologieentwicklung ringen.<br />

1. <strong>Die</strong> Forschungs- und Technologiepolitik muss<br />

demokratisiert werden. Staatliche Förderprogramme<br />

sollen auf die Belange der Betroffenen und auf eine<br />

gesellschaftliche Nachfrage ausgerichtet werden. So<br />

wären bei der Förderung von Stammzelltherapien und<br />

synthetischer Biologie Patientinnen und Patienten mit am

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