Wirkstoffe Effekte
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1.4 Definition eines Pharmakons<br />
2 Lüllmann H., Mohr K., Ziegler A., Taschenbuch der Pharmakologie, Georg Thieme Verlag<br />
Stuttgart/New York, 1994, 279<br />
3 Enck P., Deutsche Medizinische Wochenschrift 130: 1934 (2005), Abstract<br />
4 Zubieta J.K, Journal of Neuroscience 25(34) (2005), zitiert in wissenschaft-online 26.08.2005<br />
5 Petrovic P., Neuron 46: 957-969 (2005) , zitiert in wissenschaft-online 15.06.2005<br />
Chemie Bützer<br />
7<br />
Man bezeichnet einen Stoff (Element, chemische Verbindung) als Pharmaka,<br />
wenn er:<br />
1. in einem bestimmten biologischen System (Mensch, Tier, Organ, Zelle)<br />
2. bei Zufuhr in bestimmten Dosen, auf bestimmten Wegen und in bestimmten<br />
Zeitabständen,<br />
3. zur Prophylaxe, Diagnose oder Therapie geeignet ist.<br />
Notwendige Bedingungen für die Eignung sind:<br />
1. Die erwünschte prophylaktische, diagnostische oder therapeutische Wirkung<br />
muss als biologische Wirkung erwiesen sein.<br />
2. Die unerwünschten zusätzlichen Wirkungen dürfen den Einsatz des Stoffes für<br />
prophylaktische, diagnostische oder therapeutische Zwecke nicht ausschliessen.<br />
Eine biologische Wirkung eines Pharmakons oder eines Giftes ist:<br />
1. Eine Änderung des Ausgangszustandes des biologischen Systems,<br />
2. ursächlich bedingt durch Art, Dosis und Applikationsform des Stoffes;<br />
3. qualitativ und quantitativ definierbar (und daher reproduzierbar).<br />
Daraus folgt, dass Wirkungen durch psychologische <strong>Effekte</strong>, die durchaus<br />
dosisunabhängig (z.B. Placebo) auftreten können, werden nach dieser Definition nicht<br />
als biologische Wirkung von Pharmaka oder Giften angesehen werden.<br />
Placebowirkungen sind immer wieder überraschend.<br />
Placebogaben rufen nicht nur günstige, sondern auch ungünstige psychische und<br />
physische <strong>Effekte</strong> hervor. Nach Placebogaben beobachtete man in zahlreichen<br />
Untersuchungen Nebenwirkungen, die wohl nicht bedenklich waren, welche aber nach<br />
der Einnahme von wirksamen Pharmaka häufig als störend beschrieben werden. In<br />
einer Beobachtungsreihe kam es in 10% bis 25% der Fälle zu trockenem Mund,<br />
Nausea, Schweregefühl, Schwierigkeiten sich zu konzentrieren, Schläfrigkeit,<br />
Kopfschmerzen und sogar in 50% zu Dösigkeit 2 . Die Häufigkeit der Nebenwirkungen ist<br />
abhängig davon, ob die Patienten überhaupt nach Nebenwirkungen befragt wurden und<br />
wie diese Befragung erfolgte. Die Wirkung von Placebos wird sogar vom Geschlecht<br />
der Ärzte und Patienten mitbestimmt! 3<br />
Unter diesem Gesichtspunkt sind homöopathische Mittel zu befürworten, da sie keine<br />
Haupt- und Nebenwirkungen besitzen und in stark suggestiver Weise verordnet und mit<br />
besonderen Erwartungen entgegengenommen werden – bei genügend kleinen Dosen<br />
werden keine direkten biochemischen Wirkungen, aber auch keine entsprechenden<br />
Nebenwirkungen erwartet.<br />
Mit Positronen-Emissions-Tomografie (PET) ist der Nachweis gelungen, dass Placebos<br />
im Gehirn die Ausschüttung von körpereigenen Schmerzmitteln, den Endorphinen,<br />
anregen. Damit ist ein Zusammenhang zwischen Placebo-Effekt und biochemischen<br />
Prozessen wissenschaftlich bestätigt 4 . Ebenfalls gelang es zu zeigen, dass Placebos<br />
die Hirnaktivität zur Vermeidung unangenehmer Gefühle steigern können 5 - wobei die<br />
entsprechende Erwartungshaltung Positronen-Emissions-Tomografen (PET) von<br />
besonders hoher Bedeutung war.