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Vechtaer fachdidaktische Forschungen und Berichte, Heft 16.

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Defizitgedanken herauslesen. Jungen besitzen offensichtlich" von<br />

sich aus" nicht genug Sensibilität - also hat der Sportunterricht<br />

die Aufgabe, den Mangel auszugleichen. Pointiert gesagt sollen<br />

also die Mädchen Stärke entwickeln, sich von fremden<br />

Wertmaßstäben läsen <strong>und</strong> ihre Interessen durchsetzen lernen,<br />

während die Jungen Sensibilität, Empathie <strong>und</strong><br />

Gemeinschaftsgefühl erwerben sollen.<br />

Offenbar ergänzen sich beide Konzepte: Das eine Geschlecht soll<br />

die Eigenschaften <strong>und</strong> Fähigkeiten des jeweils anderen<br />

übernehmen. Beide Geschlechter nähern sich dadurch<br />

aneinander an, die Unterschiede werden geringer. Prengel (1995,<br />

125) bezeichnet eine solche Ausrichtung als<br />

"Androgynitätspädagogik", die im Gegensatz zur historisch<br />

älteren Gleichstellungspädagogik "den in den Lebensweisen<br />

beider Geschlechter dominierenden Verhaltensmöglichkeiten<br />

Wert" zuerkennt. Dabei werden - von der Kon-struktion her - die<br />

komplementären Verhaltensweisen, Einstellungen <strong>und</strong><br />

Eigenschaften, die traditionell für die Geschlechter bestimmend<br />

sind, in jede einzelne Person hinein verlagert. Die harten<br />

Grenzen der Zweigeschlechtlichkeit werden dann dadurch<br />

aufgehoben, dass eine spiegelbildliche Gleichartigkeit der<br />

Geschlechter angestrebt. wird (vgl. Prengel1995, 125).<br />

Förderung individueller Potenziale<br />

Eine andere Herangehensweise vertritt Gieß-Stüber (2000). Sie<br />

teilt mit Scheffel <strong>und</strong> Schmerbitz/ Seidensticker das Ziel, dass<br />

Mädchen <strong>und</strong> Jungen, Männer <strong>und</strong> Frauen gleichberechtigt am<br />

gesellschaftlichen Bereich Sport <strong>und</strong> Bewegungskultur teilhaben<br />

sollen. Aber ihre Vorstellungen sind nicht davon geprägt, dass<br />

die Geschlechter sich in ihrem "Wesen" aufeinander zu<br />

entwickeln sollten, sondern dass Differenzen bestehen bleiben,<br />

ohne dass daraus Hierarchie abgeleitet wird. Es geht nicht<br />

darum, Unterschiede verschwinden zu lassen, sondern eine<br />

andere Bewertung von Unterschieden einzuführen. Dazu gehört<br />

auch zu reflektieren, dass Unterschiede konstruiert werden, dass<br />

sie nicht "an sich" oder "objektiv" existieren, sondern immer erst<br />

im Akt des Vergleichens erzeugt werden (vgl. Prengel1995, 31).<br />

Wer was mit welchem Maßstab überhaupt zum Unterschied<br />

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