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Vechtaer fachdidaktische Forschungen und Berichte, Heft 16.

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Rollenbildern, hin zu Ansätzen partnerschaftlichen Denkens<br />

gedeutet gewertet werden. Bei den Mädchen deuteten sich<br />

Haltungen an, sich später nicht widerstandslos auf eine Position<br />

zurückdrängen zu lassen, die die Vereinbarkeit als Ausnahme<br />

von der Regel versteht.<br />

Ähnliches bestätigen auch die Ergebnisse der direkt als Ost-<br />

West-Vergleichsstudie (in Kassel <strong>und</strong> Jena) angelegten<br />

Untersuchung von Leutzinger-Bohleber <strong>und</strong> Garlichs 11 . Die<br />

westdeutschen Autorinnen waren erstaunt über das Phänomen<br />

des weiblichen Berufstätigkeitswunsches, das aus ostdeutscher<br />

Perspektive „selbstverständlich“ erschien. „Erstaunt hat uns<br />

ebenfalls, daß bei den Jenenser Gr<strong>und</strong>schülern sehr viel häufiger<br />

als bei den Kasselern zukünftige Berufstätigkeiten gezeichnet<br />

werden: 27% der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler der 2. Klassen in<br />

Jena <strong>und</strong> ‚nur‘ 8% der Gleichaltrigen in Kassel wählen dieses<br />

Thema. In den vierten Klassen ist dies ähnlich: 20,8% der<br />

Jenenser <strong>und</strong> nur 8% der Kasseler beschäftigen sich mit ihrem<br />

Beruf. Wie interpretieren diese Beobachtung erst einmal als<br />

Indikator, daß die Jenenser Kinder, weit mehr als die Kasseler,<br />

die aktuelle berufliche Unsicherheit wahrnehmen - bedingt durch<br />

die gesellschaftlichen Umwälzungen - <strong>und</strong> sich daher auch<br />

vermehrt Sorgen um die eigene Zukunft machen. [...]<br />

Möglicherweise sind diese Ängste auch in die Sehnsüchte nach<br />

einem sicheren <strong>und</strong> befriedigenden späteren Berufsleben<br />

eingegangen“ (Leuzinger-Bohleber/ Garlichs 1993, S. 63). Diese<br />

sich bei den Kindern aus Jena widerspiegelnde<br />

Selbstverständlichkeit der Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie,<br />

interpretierten die westdeutschen Wissenschaftlerinnen so: „Bei<br />

den 4. Schuljahren ist auffällig, daß das Thema Familie nur noch<br />

bei den Jenenser Kindern vorkommt. 33,3 % der Kinder zeichnen<br />

ein zukünftiges Familienglück, wobei das fast ausschließlich<br />

Mädchen sind (31,3%). Uns hat überrascht, daß für die 10-<br />

jährigen Jenenser Mädchen die Zukunft so häufig mit<br />

Familienvorstellungen verb<strong>und</strong>en wird, obgleich sich die meisten<br />

11 Für die psychoanalytische West-Ost-Studie von Leuzinger-Bohleber/ Garlichs im Schulfeld zur Zeit<br />

der deutsch-deutschen Vereinigung 1990, in die zwei zweite, zwei vierte <strong>und</strong> eine achte Klasse aus Jena<br />

<strong>und</strong> aus Kassel einbezogen worden waren, wurde u. a. eine zeichnerische Darstellung (eingeleitet durch<br />

eine Traumreise) einer Vision über die „Welt <strong>und</strong> mein Leben als Erwachsener“ angeregt, denen<br />

psychoanalytisch orientierte, halbstandardisierte Einzelinterviews folgten. Schriftlich wurde zudem die<br />

Frage beantwortet: „Was ich werden möchte“. Näheres zur Durchführung <strong>und</strong> Auswertung der<br />

Untersuchung siehe Leuzinger-Bohleber/ Garlichs 1993, S. 25-54.<br />

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