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Vechtaer fachdidaktische Forschungen und Berichte, Heft 16.

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Beliebigkeit <strong>und</strong> Unfähigkeit zur Verbindlichkeit<br />

auseinandersetzen, die ich als Kritik am Begriff Heterogenität<br />

unter Punkt 4 schon erwähnt habe. Ein wichtiger<br />

Erkenntnisgewinn dieser beiden Theorierichtungen, <strong>und</strong> das<br />

wurde eben noch nicht so deutlich, liegt darin, dass die<br />

Geschlechterforschung auf die eigene Beteiligung an der<br />

Produktion der Geschlechterdifferenz, die interkulturelle<br />

Forschung an der Produktion von kulturellen Unterschieden <strong>und</strong><br />

die Sonderpädagogik an der Produktion von verschiedenen<br />

Behinderungen aufmerksam gemacht wurden.<br />

Ich werde dies kurz an der Kritik, die an der Kategorie<br />

Geschlecht formuliert wurde, beschreiben, um daran<br />

anschließend aktuelle Vorschläge zur Verwendung der Kategorie<br />

Geschlecht <strong>und</strong> zum Umgang mit Heterogenität zu diskutieren.<br />

Früher war alles einfacher: Was Mädchen <strong>und</strong> Frauen ausmacht<br />

<strong>und</strong> wer sie sind, war unbestritten. Mädchen/ Frauen galten als<br />

benachteiligt. Schuld war die Gesellschaft, d.h. Eltern,<br />

Erzieher/innen, Lehrer/innen, Werbung etc. Auch in Schule<br />

wurde dies auf vielfältige Weise bewiesen: In Untersuchungen<br />

wurde festgestellt, dass Mädchen weniger im Unterricht beteiligt<br />

<strong>und</strong> beachtet werden, in Schulbüchern werden sie weniger oder<br />

nur in stereotypisierender Weise dargestellt, Lehrende glauben<br />

von Mädchen, dass diese fleißig, aber nicht begabt seien, Jungen<br />

wären häufig faul, aber eigentlich die interessanteren, genialen<br />

Schüler. Jungen seien die Begabteren in Physik, Mädchen hätten<br />

vor allem sprachliche <strong>und</strong> soziale Kompetenzen.<br />

Während sich für diese <strong>und</strong> weitere Forschungsergebnisse bis<br />

heute immer wieder Bestätigungen finden lassen <strong>und</strong> sich dies<br />

zum Beispiel in unterschiedlichen Fächerwahlen der Lernenden<br />

beiderlei Geschlechts oder in geringerem Selbstwertgefühl der<br />

Mädchen niederschlägt, wird die Ausrichtung dieser <strong>und</strong><br />

ähnlicher Untersuchungen gleichzeitig massiv kritisiert.<br />

Wer zum Beispiel behauptet, die Interessen der Mädchen würden<br />

im Unterricht nicht berücksichtigt, hat natürlich insofern Recht<br />

als sich der Lernstoff in Physik etwa oftmals an dem orientiert,<br />

was vielen Jungen aus Spielen <strong>und</strong> Hobbies näher ist als vielen<br />

Mädchen. Gleichzeitig ist aber die Aussage, was Mädchen (oder<br />

Jungen) interessiert, an sich schon problematisch. Mädchen (oder<br />

Jungen) interessiert nämlich nicht alle das Gleiche. Dadurch,<br />

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