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Vechtaer fachdidaktische Forschungen und Berichte, Heft 16.

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Frauen mit ihrer Berufsrolle identifizieren“ (Leuzinger-Bohleber/<br />

Garlichs 1993, S. 63).<br />

Abschließend soll an dieser Stelle auch ein Blick auf die älteren<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler geworfen werden. Anders als bei den<br />

Gr<strong>und</strong>schüler/innen ist bei älteren Schülerinnen das<br />

Problembewusstsein bereits vorhanden, dass mit der<br />

Veränderung der gesellschaftlichen Bedingungen Vereinbarkeit<br />

nicht mehr selbstverständlich ist. So belegt eine Studie von<br />

Andruschow/ Mersmann aus dem Jahre 1993/1994 den<br />

zunehmenden Einfluss des geschlechterspezifisch segmentierten<br />

Arbeitsmarktes auf die beruflichen Orientierungen 18-jähriger<br />

Schülerinnen nach der Wende. Die Studie verweist aber zugleich<br />

auf den Widerstand der Mädchen gegen die Tendenz, dass die<br />

Vereinbarkeit nicht mehr ohne weiteres möglich ist. Die<br />

Autorinnen unterstreichen, dass sich die Mädchen aus den neuen<br />

B<strong>und</strong>esländern dabei an den Lebensläufen ihrer Mütter<br />

orientieren <strong>und</strong> wie sie berufstätig sein <strong>und</strong> zugleich Kinder<br />

haben wollen. Allerdings nehmen sie die Vereinbarkeitsleistung<br />

als individuelle Herausforderung an. Sie wollen mit ihren<br />

Partnern gleichberechtigt leben <strong>und</strong> sie fordern dafür staatliche<br />

Unterstützung. Sie leisten erheblichen Widerstand gegen ihre<br />

Reduzierung auf ein Hausfrau- <strong>und</strong> Mutterdasein (vgl.<br />

Andruschow/ Mersmann 1994, S. 47).<br />

Die Befragung von Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler aus 6. <strong>und</strong> 9.<br />

Klassen in Ost <strong>und</strong> West (vgl. Kampshoff/ Thierack 1995) ergab<br />

im Unterschied zu der Studie mit Gr<strong>und</strong>schüler/innen, dass die<br />

Gruppe der Jungen (Ost <strong>und</strong> West) in den Einstellungen zur<br />

Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf sehr homogen war. Sie<br />

orientierten sich an den traditionellen Geschlechterrollen für<br />

Frau <strong>und</strong> Mann <strong>und</strong> an der geschlechtsspezifischen<br />

Arbeitsteilung. Deutliche Unterschiede gab es bei der<br />

Jungengruppe bezüglich der Rollenübernahme des<br />

Familienernährers. Die Westjungen beanspruchen die Funktion<br />

der Existenzsicherung, die im traditionellen männlichen<br />

Geschlechtermodell ein Wesensmerkmal ist, <strong>und</strong> legitimieren so<br />

ihre ausschließliche Berufsorientierung. Die Übernahme der<br />

Rolle des Familienernährers wurde von den Ostjungen dagegen<br />

nur einmal erwähnt.<br />

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