21.10.2014 Aufrufe

Vechtaer fachdidaktische Forschungen und Berichte, Heft 16.

Vechtaer fachdidaktische Forschungen und Berichte, Heft 16.

Vechtaer fachdidaktische Forschungen und Berichte, Heft 16.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Erstens: Eine Gruppe glaubt von sich, „genderfree“ zu agieren,<br />

Jugendliche also ohne Bezugnahme auf ihre<br />

Geschlechtszugehörigkeit gleich zu behandeln. Zweitens: Eine<br />

weitere Gruppe Lehrender möchte Benachteiligungen<br />

ausgleichen <strong>und</strong> achtet zu diesem Zweck bewusst auf die<br />

Geschlechterdifferenzen.<br />

„Beide Gruppen tragen letztlich bei zur Reproduktion des<br />

Geschlechterverhältnisses (...). Die erste Gruppe bleibt in<br />

ihrem alltäglichen Handeln ebenso in die doing gender<br />

Prozesse involviert wie die Schüler/innen <strong>und</strong> Schüler selbst<br />

<strong>und</strong> reproduziert dabei die „normalen“ Geschlechterbilder. Die<br />

zweite Gruppe dramatisiert die Differenzen in doppelter<br />

Hinsicht: Zum einen erlaubt die klare Unterscheidung der<br />

Geschlechter nur schwer die Wahrnehmung der<br />

Differenzierungen innerhalb der Gendergruppen. Zum anderen<br />

erzwingt sie mindestens teilweise ein stereotypes doing gender<br />

durch die Schüler/innen <strong>und</strong> Schüler.“ (ebd., S. 224)<br />

Beide Haltungen erweisen sich also als ungeeignet,<br />

Stereotypisierungen zu vermeiden.<br />

Diese Erkenntnisse zu subjektiven Theorien von Lehrer/innen<br />

lassen sich auch auf andere Differenzen übertragen:<br />

Unterschiede zu leugnen oder Unterschiede kompensieren zu<br />

wollen, führt nicht zum gewünschten Erfolg. Unter der Hand<br />

wird auf beide Arten, mit der Heterogenität der Lernenden<br />

umzugehen, die Differenz bestätigt oder sogar dramatisiert.<br />

Auch Kreienbaum/Urbaniak (2006) gehen zunächst auf einige<br />

etablierte Umgangsweisen mit der Kategorie Geschlecht im<br />

schulischen Alltag ein, die sie als wenig gelungen betrachten.<br />

Nicht gut sei es, das Geschlecht selbst zum Thema zu machen.<br />

Das Gespräch ändert keine Verhaltensweisen von<br />

Heranwachsenden. Schüler/innen würden vielmehr erahnen,<br />

worauf die Lehrkraft hinaus will <strong>und</strong> lediglich das sagen, was<br />

der Lehrer/die Lehrerin hören will.<br />

Auch die Strategie, alles unter der Geschlechterperspektive zu<br />

problematisieren, halten die Autorinnen nicht für sinnvoll. Der<br />

Geschlechterunterschied wird so betont, was nicht dem Abbau<br />

von Ungleichheiten bei der Bildung von Mädchen <strong>und</strong> Jungen<br />

dient, um die es im Sinne einer Chancengleichheit ja gehen soll.<br />

22

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!