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Vechtaer fachdidaktische Forschungen und Berichte, Heft 16.

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macht, ist die entscheidende Frage. Prengel (1995, 47) plädiert<br />

dafür, Differenzen anzuerkennen <strong>und</strong> Gleichheit als<br />

Gleichwertigkeit des Differierenden zu verstehen. Damit ist nicht<br />

gemeint, "Weiblichkeit" oder "Männlichkeit" festzuschreiben, als<br />

quasi naturgegeben hinzunehmen - wie in früheren<br />

Differenztheorien -, vielmehr richtet sich der von Prengel (1995,<br />

122) wieder eingeführte Begriff der Verschiedenheit "sowohl<br />

gegen die Verdrängung <strong>und</strong> Entwertung von Lebenserfahrungen<br />

als auch gegen ihre ontologisierenden <strong>und</strong> idealisierenden<br />

Fortschreibungen."<br />

Vor diesem allgemeinpädagogischen Hintergr<strong>und</strong> vertritt Gieß-<br />

Stüber (2000, 268-272) folgende Thesen:<br />

- Von latenten Potenzialen zu manifesten Kompetenzen<br />

- Von der Abwertung zur intersubjektiven Anerkennung<br />

- Von der Typisierung zur Pädagogik der Vielfalt<br />

- Vom Sicherheitsdenken zum Umgang mit Unsicherheit<br />

- Von der Idee "Für alle Dasselbe" zu dem Motto "Jedem das<br />

Seine/Jeder das Ihre"<br />

- Vom Leistungsvergleich zum Leistungsfortschritt.<br />

Anders als diejenigen, die sich für Androgynitätspädagogik<br />

einsetzen, versteht Gieß-Stüber die Mädchen <strong>und</strong> Jungen,<br />

Männer <strong>und</strong> Frauen nicht als relativ einheitliche Gruppe. Ihr<br />

Ausgangspunkt ist eine wünschenswerte Vielfalt <strong>und</strong><br />

Differenzen zwischen Einzelnen. Das macht das pädagogische<br />

<strong>und</strong> didaktische Handeln mit Sicherheit nicht leichter, erscheint<br />

mir aber insgesamt ein Weg zu sein, der sich von Klischees <strong>und</strong><br />

unnötigen Zuschreibungen entfernt. Denn wer mit dem Ziel der<br />

Mädchenparteilichkeit oder Jungenarbeit antritt, kommt ohne<br />

verallgemeinernde Annahmen über das jeweilige Geschlecht<br />

nicht aus.<br />

Mit der ersten These wendet sich Gieß-Stüber (2000, 268)<br />

dagegen, die Lernenden mit einem Defizitblick zu betrachten;<br />

vielmehr sollen individuelle Möglichkeiten besser ausgeschöpft<br />

werden. Die zweite <strong>und</strong> dritte These hängen eng zusammen mit<br />

der "Pädagogik der Vielfalt" von Prengel (1995), die darunter<br />

eine "Pädagogik der intersubjektiven Anerkennung zwischen<br />

gleichberechtigten Verschiedenen" (ebd. 62) versteht. Will man -<br />

nach der vierten These - trotz der Differenz weg von der<br />

einseitigen Zuschreibung von bestimmten Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

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