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Vechtaer fachdidaktische Forschungen und Berichte, Heft 16.

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8) Weitergabe des Mädchenbuches.<br />

Inhaltlich wurde für die Mädchenst<strong>und</strong>en versucht, symbolische<br />

Zugangsweisen zu ermöglichen, um ein Gegengewicht zu bloß<br />

kognitiv strukturierten Lernformen zu setzen. Symbolisches<br />

Lernen – wie es etwa in Interaktionsübungen, Fantasiereisen,<br />

szenischen Spielen möglich ist – setzt auf einer komplexeren<br />

Lernebene an. Die Hypothese hinter diesem Ansatz ist, dass die<br />

Geschlechterbilder in der Gesellschaft ebenfalls durch komplexe<br />

symbolisch vermittelte Muster in die Persönlichkeitsstrukturen<br />

schon kleiner Kinder eingeprägt werden <strong>und</strong> daher durch<br />

einfache kognitive Reflexion nicht so schnell auflösbar sind.<br />

So gut wie alle Kinder fanden die Mädchenst<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Jungenst<strong>und</strong>en besonders positiv (Kaiser, 2001). Diese<br />

verändern aber nicht die Identität der Geschlechter, sie können<br />

dennoch Kompetenzgewinn fördern. Unsere Beobachtungen<br />

zeigten, dass gerade in den Jungenst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Mädchenst<strong>und</strong>en<br />

mehr die Stereotype überschreitende Aussagen zu finden waren<br />

als im regulären Unterricht. Denn Kinder brauchen Zeit, um<br />

über das eigene Bild, was ein Mädchen <strong>und</strong> was ein Junge ist,<br />

nachzudenken, um für sich selbst neue Wege <strong>und</strong> Ziele zu<br />

erkennen. Dazu sind im Rahmen der koedukativen Schule<br />

spezielle Mädchen- <strong>und</strong> Jungenst<strong>und</strong>en sehr wichtig. Damit<br />

kann dem Bild, dass die Mädchen sich selbst als brav <strong>und</strong> schön<br />

sehen <strong>und</strong> die Jungen als große Könner, möglicherweise<br />

entgegengewirkt werden.<br />

Das Konzept der Mädchenst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Jungenst<strong>und</strong>en (Kaiser,<br />

2001) im Schulversuch traf auf hohe Akzeptanz bei den Mädchen<br />

<strong>und</strong> Jungen, die allerdings nur geringe partielle<br />

Geschlechtertrennung befürworteten, aber generell im<br />

koedukativen Klassenverband unterrichtet werden wollten.<br />

Die Supervision <strong>und</strong> Fortbildung der Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer im<br />

Schulversuch wurde von diesen als Ansatz, um die<br />

Geschlechterperspektive immer deutlicher zu erkennen<br />

wahrgenommen. Sie nannten es: „Wir sehen jetzt mit der<br />

Schulversuchsbrille“. Und genau auf diesen Perspektivwechsel<br />

zum permanenten Einbezug der Geschlechterperspektive kommt<br />

es an.<br />

In anderen Projekten wurde die zeitweilige<br />

Geschlechtertrennung vor allem im naturwissenschaftlich-<br />

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