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rudolf steiner gesamtausgabe vorträge - Freie Verwaltung des ...

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lution. Überall im Leben wechselt diese Zweiheit, aber stets nur im<br />

Offenbaren. Nicht bloß bei der Pflanze können Sie das verfolgen,<br />

auch in den höheren Gebieten <strong>des</strong> Lebens verhält es sich so.<br />

Verfolgen Sie zum Beispiel einmal in Gedanken die Entwickelung<br />

<strong>des</strong> europäischen Geisteslebens von Augustinus bis Calvin bis<br />

über das Mittelalter hinaus. Wenn Sie den Blick schweifen lassen<br />

über das Geistesleben dieser Zeit, so werden Sie bei Augustinus<br />

selber eine gewisse mystische Innigkeit sehen. Niemand wird seine<br />

Schriften, besonders seine «Bekenntnisse» lesen, ohne zu empfinden,<br />

wie tief innig das Gefühlsleben dieses Menschen war. Und<br />

wenn wir dann weiter hinaufsteigen in der Zeit, so finden wir eine<br />

so wunderbare Erscheinung wie Scotus Eriugena, einen Mönch,<br />

der aus Schottland stammte und daher auch der schottische Johannes<br />

genannt wurde, der am Hofe Karls <strong>des</strong> Kahlen lebte. In der<br />

Kirche hat er schlecht abgeschnitten; die Sage erzählt, daß seine<br />

Ordensbrüder ihn mit Stecknadeln zu Tode gemartert hätten.<br />

Wörtlich ist das freilich nicht zu nehmen; aber wahr ist, daß er zu<br />

Tode gemartert wurde. Ein herrliches Buch ist von ihm verfaßt<br />

worden: «De divisione naturae» - «Über die Einteilung der<br />

Natur» -, das eine ungeheure Tiefe aufweist. Weiter finden wir die<br />

Mystiker der sogenannten deutschen Pfaffengasse, wo diese Gefühlsinnigkeit<br />

ganze Volksmassen ergriffen hat. Es waren nicht nur<br />

die Spitzen der Geistlichkeit, sondern auch das Volk; die Menschen,<br />

die auf dem Acker oder in der Schmiede arbeiteten, sie alle<br />

wurden von jener Gefühlsinnigkeit ergriffen, die sich als ein Zug<br />

der Zeit in dieser Weise auslebte. Weiter hinauf finden wir Nicolaus<br />

Cusanus, der 1400-1464 lebte. Und so können wir die Zeit<br />

hinauf verfolgen bis zum Ende <strong>des</strong> Mittelalters; immer finden wir<br />

jene Gefühlstiefe, jene Innigkeit, die sich über alle Kreise hin ausbreitete.<br />

Wenn wir nun diese Zeit vergleichen mit der späteren, die<br />

sie ablöste, mit derjenigen, die im 16. Jahrhundert beginnt und bis<br />

zu uns herauf sich erstreckt, dann bemerken wir einen gewaltigen<br />

Unterschied. Am Ausgangspunkte sehen wir Kopernikus stehen,<br />

der durch einen umfassenden Gedanken eine Erneuerung <strong>des</strong> Geisteslebens<br />

bewirkt; der diesen Gedanken so der Menschheit einver-<br />

Copyright Rudolf Steiner Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 89 Seite: 265

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