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134 — HERDER, Caroline von, geb. Flachsland, seine Frau, 1750–1809. E.Br.m.U. Weimar<br />
14.IX.1787. 2 S. kl.-4o . Ein Eckchen defekt. (800.—)<br />
Liebevoller Freundschaftsbrief an Therese Forster, seit 1785 die Frau von Georg Forster und älteste<br />
Tochter des Göttinger Philologen Christian Gottlob Heyne, die sich unter dem Namen Therese<br />
Huber (nach Forsters Tod heiratete sie ihren Geliebten, den Schriftsteller Ludwig Ferdinand H.) einen<br />
Namen machte. – Forsters hatten wohl, nachdem Georg F. seine Professur in Wilna aufgekündigt<br />
hatte, um an einer russischen Indien-Expedition teilzunehmen, auf ihrem Weg nach Göttingen in Weimar<br />
Station gemacht. In Göttingen wurde am 17. September das 50jährige Bestehen der Georgia-<br />
Augusta-Universität gefeiert.<br />
„Geliebte Freundin, ich sende Ihnen hier das zurückgelassene seidene Halstuch, dasjenige von Ihnen<br />
allein was ich wiedersenden kann, denn Ihre Liebe, Ihr Andenken, Ihr ganzer Geist soll mit und bei<br />
uns wohnen.<br />
Herzlich herzlich danke ich Ihnen noch für Ihre Erscheinung holdes Weib u. trefliche Mutter – Sie<br />
haben uns erquickt u. gestärkt u. wir reden in jeder guten Stunde von Ihnen. / Möge unser Andenken<br />
Ihnen auch so lieb seyn.<br />
Bereiten Sie nun alles Ihrem Forster zu seiner Ehren- u. Heldenbahn, u. grüßen ihn auch von mir aufs<br />
beste.<br />
Knebel ist so eben hier gewesen u. sagt Ihnen viel Schönes u. Gutes. Er nimmt mit uns einen recht<br />
patriotischen Antheil an Forsters Reise“ (die geplante Expedition, die von Katharina der Großen<br />
finanziert werden und Forsters finanziell absichern sollte, wurde durch den Russisch-türkischen<br />
Krieg verhindert).<br />
„Morgen sind wir mit unsern Gedanken bei Ihnen beim frölichen glücklichen Willkomm im väterlichen<br />
Hause! Liebste Therese, Gott sei immer mit u. bei Ihnen. Grüßen Sie alles was Ihnen lieb ist, vorzüglich<br />
den treflichen Vater unsern Freund.<br />
An Mutter, Schwester mit dem heitern Antlitz, an Maier“ (wohl Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer,<br />
dem Heyne 1785 eine Stelle als Bibliothekar in Göttingen verschafft hatte und mit dem Therese eine<br />
geheime Liebschaft unterhielt) „meine besten Grüße.<br />
Ihren kleinen Engel herzen Sie von mir u. bleiben immer glücklich, hold u. lieb. / Ihre liebende / Carol.<br />
Herder.“<br />
Die Ehe von Therese und Georg Forster endete unglücklich, die Scheidung war bei Forsters Tod 1794<br />
bereits eingereicht.<br />
Beiliegend ein e. Namenszug von Johann Gottfried von H e r der (Briefschluß, von Herder als Präsident<br />
des Weimarer Oberkonsistoriums unterzeichnet, Weimar 1803, ca. 19,5×5 cm).<br />
135 — — 4 e.Br.m.U. „Carol. Herder“ und „C. H.“ Weimar 18.VI.1801, 13.I.1802 und o.D.<br />
8 S. 8o . Mit Siegel (2) und Adresse. Zum Teil kleine Rand- und Faltenschäden, Montagespuren<br />
(alte Klebestreifenreste) und leicht braunfleckig. (1.600.—)<br />
An Johannes Daniel Falk und seine Frau Caroline geb. Rosenfeld.<br />
18.VI.1801. „Es scheint daß wir uns einander gegenseitig vergeßen haben. Zwar will ich lieber die<br />
größte Schuld auf mich nehmen, – ich habe Ihnen Etwas, an das Sie vor so viel andern ein Näherecht<br />
haben, die Adrastea selbst einhändigen wollen. Mein Glauben hat Sie aber nicht zu uns herbeiziehen<br />
können.<br />
Und so nehmen Sie sie hier, als ein Denkmal inniger Hochachtung von meinem Mann an ...“<br />
13.I.1802. „... Mein Mann braucht den Menander nicht, sondern er muß ihn der Bibliothek vorzeigen,<br />
daß er ihn noch habe; wie dies der eingeführte Gebrauch seit einigen Jahren ist. Haben Sie die<br />
Güte ihn nur künftigen Sonnabend vor 11 Uhr gefälligst zu senden ... Schellings Weltseele hat sich<br />
leider nicht gefunden. Mein Mann hat sie verliehen – an wen, kann er sich gar nicht besinnen. Indessen,<br />
da ist sie! die Weltseele – Vermuthlich aber eine andere, als des Herrn Schellings seine.<br />
Mein Mann u. ich vermissen Sie recht sehr oft ... ich fühle durch mein eignes Befinden, daß aus einer<br />
warmen Stube in die kalte Abendluft zu gehn, Ihnen schädlich seyn muß. Bringen Sie diese vermißten<br />
Stunden im Früling u. Sommer ein ...<br />
Mein Mann befindet sich eben auch nicht wohl – seit dem November trägt er sich mit einem verborgenen<br />
Unwohlseyn, indessen arbeitet er zur Erholung an seiner Adrastea, wovon ich Ihnen bald das 3te<br />
Stück schicken werde ...“<br />
56<br />
(Herder)<br />
I. <strong>Literatur</strong>