Biomarkt NRW - Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft ...
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Direktvermarktung<br />
e<br />
5. Direktvermarktung<br />
Einleitung<br />
Die Direktvermarktung hat in der Bio-Branche in Nordrhein-Westfalen<br />
eine lange Tradition. Für die ersten Bio-<br />
Betriebe gab es keine Handelspartner, über die sie ihre<br />
Erzeugnisse als Bio-Produkte absetzen konnten. Wollten<br />
sie ihre Erzeugnisse nicht konventionell vermarkten, blieb<br />
nur die Möglichkeit, den Verkauf der ökologisch erzeugten<br />
Produkte selbst in die Hand zu nehmen.<br />
Ursprünglich fand Direktvermarktung im Wesentlichen<br />
als Ab-Hof-Verkauf, in kleinen Hofläden oder auf dem<br />
Markt statt und beschränkte sich anfangs auf den Vertrieb<br />
selbst erzeugter Produkte. Aus diesen Anfängen entstand<br />
bis heute eine Vielzahl an Direkt-Vermarktungswegen und<br />
-strukturen – von kleinen Versandaktivitäten einzelner<br />
Produkte bis zu großen Lieferdiensten mit Internetshop<br />
und Vollsortiment.<br />
Diese Vielfalt an Direktvermarktungsaktivitäten erschwert<br />
die detaillierte zahlenmäßige Erfassung dieses Marktsegmentes<br />
in Zahlen, so dass praktisch keine sicheren<br />
Marktdaten vorliegen.<br />
Branchenkenner schätzen, dass heute bundesweit ca. 14<br />
Prozent des Umsatzes mit Bio-Produkten im Bereich der<br />
Direktvermarktung erwirtschaftet werden (siehe Tabelle<br />
Seite 4 ).<br />
Die Naturkostbranche konnte in den vergangenen Jahren<br />
teils beachtliche Zuwachsraten verzeichnen. Je nach Sparte<br />
wurden jährliche Wachstumszahlen um die 15 Prozent<br />
veröffentlicht. So meldete der Bundesverband Naturkost<br />
Naturwaren beispielsweise <strong>für</strong> 2004 im Frische-Bereich<br />
Umsatzsteigerungen von über 14 Prozent, die Bio-Supermärkte<br />
legten nach Angaben des Verbandes 2004 sogar um<br />
über 15 Prozent zu. Und auch Direktvermarkterinnen und<br />
Direktvermarkter beschreiben in verschiedenen Gesprächen<br />
immer wieder gute Wachstumszahlen <strong>für</strong> ihre Hofläden,<br />
Lieferdienste und etwas schwächer <strong>für</strong> Marktstände, wenn<br />
diese auch wohl nicht ganz an die Zahlen heranreichen, die<br />
von der Branche kommuniziert werden.<br />
Dabei lässt sich natürlich im Einzelfall meistens nur schwer<br />
festmachen, ob die Wachstumszahlen auf einer allgemeinen<br />
Marktentwicklung beruhen oder auf der jeweils einzelbetrieblichen<br />
Entwicklung, zum Beispiel auf dem Ausbau<br />
des Hofladens, der Erweiterung des Liefergebietes oder<br />
des Sortiments.<br />
Beispiele <strong>für</strong> Entwicklungen in der<br />
Direktvermarktung<br />
• Der Hofladen<br />
Wenn ein Bio-Hof in die Direktvermarktung einsteigt,<br />
geschieht dies oft mit dem Ab-Hof-Verkauf selbst<br />
erzeugter Produkte oder auf dem <strong>Biomarkt</strong>/Wochenmarkt.<br />
Wenn die ersten Erfahrungen positiv sind und die<br />
Vermarktung neue wirtschaftliche Perspektiven <strong>für</strong> den<br />
Betrieb eröffnet, folgen häufig bald die nächsten Schritte<br />
in Richtung eines Hofladens oder eines Lieferdienstes.<br />
Der Biolandhof Gut Paulinenwäldchen (Seite 70) hat<br />
gerade den Schritt zu einem modernen Hofladen mit<br />
einem großen Sortiment an Bio-Produkten vollzogen.<br />
• Auf dem Wochenmarkt<br />
Die verkehrsgünstige Lage eines Bio-Betriebes ist<br />
eine wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> eine erfolgreiche Direktvermarktung<br />
ab Hof. Für Betriebe mit schlechten<br />
Vermarktungslagen gibt es trotzdem Möglichkeiten.<br />
Wenn die Kundschaft nicht zum Hof findet, müssen die<br />
Vermarktungsaktivitäten dort aufgenommen werden,<br />
wo die Kundschaft ist. Der Demeterhof Haus Bollheim<br />
(Seite 75) sucht und findet die Kunden <strong>für</strong> seine<br />
Gartenbauerzeugnisse, den selbst verarbeiteten Käse<br />
und das Brot aus der Hofbäckerei auf den Biomärkten<br />
in der Kölner Innenstadt. Der Biolandhof Leifert (Seite<br />
72) ging einen anderen Weg. Irene Leifert eröffnete<br />
einen Bauernladen in der Soester Innenstadt.<br />
• GemüseSelbstErnte<br />
Auch die Unterverpachtung von Land an Endverbraucher<br />
ist eine Form der Direktvermarktung. Konzepte wie<br />
die „GemüseSelbstErnte“ sorgen nicht nur <strong>für</strong> eine fest<br />
kalkulierbare Einnahmequelle <strong>für</strong> einen Gartenbaubetrieb,<br />
sondern haben darüber hinaus eine große Bedeutung<br />
<strong>für</strong> die Außenkommunikation. Der Naturlandhof<br />
Niermann in Herdecke (Seite 77) verpachtet seit zwei<br />
Jahren einen Teil seiner Flächen an etwa 25 Familien,<br />
die dort ihr eigenes Bio-Gemüse ernten.<br />
• Lieferdienste<br />
Ein Direktvermarktungszweig mit einer sehr hohen<br />
Dynamik ist der Lieferdienst- und Abokisten-Bereich.<br />
Hier zeigt sich der Ökolandbau in besonderem Maße<br />
von seiner innovativen Seite. Große Abokisten-Be-