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Leben im Taut-Denkmal 12 2013 - Haufe.de

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NEUBAU UND SANIERUNGUm die filigrane Fassa<strong>de</strong>ngestaltung <strong>de</strong>s Bau<strong>de</strong>nkmals nicht zu gefähr<strong>de</strong>n,kommt eine Außendämmung nicht in Frage387 €/m 2 Wohnfläche. Mit diesem Geld lässt siez. B. die originalen Holzkasten-Doppelfensteraufarbeiten; lediglich in <strong>de</strong>n Ba<strong>de</strong>z<strong>im</strong>mern darfsie neue Fenster einsetzen. Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>ndie Keller<strong>de</strong>cken und Dachbö<strong>de</strong>n gedämmt, neueBä<strong>de</strong>r eingebaut und in <strong>de</strong>n Leerwohnungen dieDielen abgeschliffen.Eine Außendämmung verbietet sich hingegen,da diese die filigrane Fassa<strong>de</strong>ngestaltung beeinträchtigenwür<strong>de</strong>. Trotz<strong>de</strong>m verbessert sich dieEnergiebilanz, da die Gasetagenheizungen einerVersorgung mit Fernwärme weichen. Das allerdingswar anfangs mit erheblichen Problemenverbun<strong>de</strong>n: In einem ersten Sanierungsabschnitt,<strong>de</strong>r 2007 von <strong>de</strong>r kurz danach von <strong>de</strong>r DeutscheWohnen AG übernommenen Gehag in die Wegegeleitet wor<strong>de</strong>n war, wehrte sich eine Mieterin mitallen juristischen Mitteln gegen die Umstellungauf Fernwärme. Der Bun<strong>de</strong>sgerichtshof entschiedjedoch, das Vorgehen <strong>de</strong>r Eigentümergesellschaftsei rechtmäßig.Konflikte rund um <strong>de</strong>n <strong>Denkmal</strong>schutzAuch wenn viele Mieter die Qualitäten <strong>de</strong>r Waldsiedlungschätzen, so kommt es doch durchauszu Konflikten zwischen <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<strong>Denkmal</strong>schutzes und <strong>de</strong>n Wünschen <strong>de</strong>r Bewohner.Nicht alle Mieter sind beispielsweise erfreutEin Wohnhaus und eine Gewerbeeinheit in <strong>de</strong>r Riemeisterstraße <strong>im</strong> Zustand vor <strong>de</strong>r Sanierung. Die Gewerbeeinheitwird nach <strong>de</strong>r Sanierung von einem Architekten genutzt – doch <strong>de</strong>r Schriftzug „Frisierkunst” bleibt erhaltendarüber, dass sie keine pflegeleichten Fenster ausKunststoff erhalten. Und <strong>de</strong>r eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>reNutzer geht nicht so sorgsam mit seiner Wohnungum, wie es sich <strong>de</strong>r Vermieter wünschen wür<strong>de</strong>.„Manche Mieter haben auf die Originaltüren in <strong>de</strong>rWohnung eine Beschichtung aufbringen lassen“,bedauert Eike Petersen „An<strong>de</strong>re haben Balkonfliesenverlegt.“ Und in <strong>de</strong>n siebziger Jahren hättenMieter auf eigene Faust sogar Panoramafenstereingebaut, die so gar nicht zum Baustil <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnepassen und jetzt bei einem Mieterwechselrückgebaut wer<strong>de</strong>n.Ein weiteres Beispiel für die Diskrepanz zwischenMieterwunsch und <strong>Denkmal</strong>schutz hängt mit <strong>de</strong>mreichen Baumbestand zusammen. Der Name Waldsiedlungist nämlich kein Marketinggag, son<strong>de</strong>rndurch zahlreiche Kiefern gerechtfertigt, die dasArchitektenteam um <strong>Taut</strong> in seine Planung einbezog.Lei<strong>de</strong>r aber verlieren Kiefern ihre Na<strong>de</strong>ln– und damit diese nicht auf <strong>de</strong>n Balkonen lan<strong>de</strong>n,brachten nicht wenige Mieter Markisen an, ohnesich um <strong>de</strong>n Gesamteindruck <strong>de</strong>r Siedlung zukümmern. Hier fan<strong>de</strong>n die Deutsche Wohnen AGund die <strong>Denkmal</strong>behör<strong>de</strong>n eine einvernehmlicheLösung: Sie einigten sich auf einen einheitlichenMarkisentyp, <strong>de</strong>n die Mieter auf eigene Kostenanbringen dürfen.Ein Vorteil für das UnternehmenTrotz dieser gelegentlichen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungensteht die Deutsche Wohnen AG aus vollerÜberzeugung zu ihren <strong>de</strong>nkmalgeschütztenWohnsiedlungen. Von diesen hat sie eine ganzeMenge in ihrem Portfolio: Von <strong>de</strong>n sechs BerlinerSiedlungen <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne, die seit 2008 zumUNESCO-Welterbe zählen, sind <strong>de</strong>ren vier ganzo<strong>de</strong>r teilweise in ihrem Besitz (HufeisensiedlungBritz, Weiße Stadt, Wohnsiedlung Carl Legien,Ringsiedlung Siemensstadt). Durch die Übernahme<strong>de</strong>r Baubecon <strong>im</strong> vergangenen Jahr ist die börsennotierteGesellschaft zu<strong>de</strong>m Eigentümerin <strong>de</strong>rebenfalls von Bruno <strong>Taut</strong> entworfenen SiedlungCracau in Mag<strong>de</strong>burg gewor<strong>de</strong>n. „Wir haben beson<strong>de</strong>rsviele <strong>Taut</strong>-Siedlungen“, sagt Julian Pinnigvon <strong>de</strong>r Unternehmenskommunikation nicht ohneStolz. „Die <strong>de</strong>nkmalgeschützten Siedlungen sindganz wichtig für die I<strong>de</strong>ntität unseres Unternehmens.Und sie sind bei <strong>de</strong>n Mietern sehr gefragt.“Derweil steht Architektin Eike Petersen auf <strong>de</strong>mKiefernhof, einer großzügigen Grünfläche in <strong>de</strong>rStraße Im Gestell. „Hier fin<strong>de</strong>n viele Feste statt“,berichtet sie. Ganz zufrie<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Gestaltung<strong>de</strong>s Hofs ist sie aber nicht: Unter die Kiefern habensich nämlich unerlaubterweise auch Tannen undKoniferen gemischt – und die haben <strong>im</strong> Kiefernhofnichts zu suchen. <strong>Denkmal</strong>schutz verpflichteteben.24 <strong>12</strong> | <strong>2013</strong>

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