MARKT UND MANAGEMENTFotos: Büro Roman LorenzDiskussionsrun<strong>de</strong> zum Thema „Transparenz durch Kommunikation” während <strong>de</strong>r Expo Real. Auf <strong>de</strong>m BID-Stand hob Oliver Nöthen (Zivilarena)<strong>de</strong>n praktischen Nutzen neuer Medien für die Einbeziehung <strong>de</strong>r Öffentlichkeit bei Bau- und Planungsprozessen hervorTHEMA DES MONATSKommunikation und MarketingProfessioneller KommunizierenIn <strong>de</strong>r gegenwärtigen mobilen, vernetzten, digitalen Gesellschaft ist Kommunikation das Öl <strong>im</strong> Getriebe.Gute Kommunikation kann als Mittel gegen Vertrauensverlust dienen, cleveres Marketing die Geschäftsentwicklungpositiv begleiten. Aber worum geht es dabei? Wer spricht wen an? Wer kommuniziert was mitwem? Geht es um Transparenz, um Marketing, um Kun<strong>de</strong>nbindung o<strong>de</strong>r die Information <strong>de</strong>r Mitarbeiter?(OB) Auf <strong>de</strong>r Expo Real – anlässlich <strong>de</strong>s 65-jährigenBestehens <strong>de</strong>r DW – fand Anfang Oktober<strong>2013</strong> eine Expertenrun<strong>de</strong> zum Thema „Transparenzdurch Kommunikation“ statt, die die DWmo<strong>de</strong>rierte. Unser „Thema <strong>de</strong>s Monats” vertieftdiese Thematik in diesem Heft nun bezogen aufdie Praxis bei Wohnungs- und Immobilienunternehmen.Neue Medien eröffnen Möglichkeiten,bringen aber auch Herausfor<strong>de</strong>rungen mit sich.Neue Digitale Kommunikationswerkzeuge gestattenes, an<strong>de</strong>re Wege zu gehen, neue Kun<strong>de</strong>n undZielgruppen anzusprechen, breiter zu informierenund sogar Konflikte zu mo<strong>de</strong>rieren. ErweiterteKommunikationskanäle erfor<strong>de</strong>rn aber auch neueKommunikationsstrukturen sowie -strategien –und die alten Kanäle und Medien sind <strong>de</strong>shalb nochlange nicht obsolet.Diskussion am Expo-Real-Stand <strong>de</strong>r BIDWen adressiert man? Wer sen<strong>de</strong>t? Wer bewertetdie Qualität <strong>de</strong>r Informationen? Und vor allem:Was wird kommuniziert und was nicht? Welcheund wessen Daten sind dabei erfor<strong>de</strong>rlich, wiewer<strong>de</strong>n diese gespeichert, was wird daraus gewonnenund wem zugänglich gemacht …? Einenicht erst seit <strong>de</strong>n Daten- und Schnüffelskandalenamerikanischer Gehe<strong>im</strong>dienste wichtige Frage!Allenthalben for<strong>de</strong>rt die Öffentlichkeit ihr Rechtauf Information ein, erwartet mehr Mitbest<strong>im</strong>mungbei <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>s Arbeits-, Wohn- und<strong>Leben</strong>sumfelds. Dem kann sich auch die Immobilienwirtschaftnicht verschließen. Dabei gehtes auch um Markttransparenz. Wie lässt sich einehöhere Transparenz in <strong>de</strong>r Branche erreichen undwelche Anfor<strong>de</strong>rungen stellt das an die Kommunikation.Die Diskussion am Expo Real-Stand <strong>de</strong>r BIDzeigt auf, wie aus unterschiedlichen Perspektivenmit diesem Wan<strong>de</strong>l von Wirtschaft, Gesellschaftund Technik umgegangen wird.Prof. Heinz Rehkugler, wissenschaftlicher Leiter<strong>de</strong>s CRES Center for Real Estate Studies, sieht <strong>de</strong>nDrang nach mehr Transparenz positiv. „Der Marktbraucht möglichst umfassen<strong>de</strong> Transparenz, alsonicht nur von best<strong>im</strong>mten Unternehmen, die ihreZahlen und Situation gut kommunizieren“, sagteer. Die Wissenschaft könne nachweisen, dassTransparenz und gute Kommunikation sich auszahleund zu niedrigeren Kapitalkosten führe. DiesesZiel sei jedoch nicht von selbst zu erreichen, soRehkugler. Vielmehr bedürfe es einer durchdachtenVorgehensweise: Kommunikation wirke nichtautomatisch, son<strong>de</strong>rn müsse die Bedürfnisse <strong>de</strong>r52 <strong>12</strong> | <strong>2013</strong>
seien eine gute Möglichkeit, professionelle Bürgerbeteiligungbei Immobilien- und Stadtentwicklungsprojektenzu begleiten. Selbstverständlichsei es aber noch <strong>im</strong>mer notwendig, Online-Beteiligungauch mit Offline-Maßnahmen zu begleiten.Die Be<strong>de</strong>utung von Bürgerbeteiligung in allen Phasen<strong>de</strong>r Projektentwicklung wer<strong>de</strong> an Be<strong>de</strong>utunggewinnen. Bürger for<strong>de</strong>rten zu Recht, frühzeitigerund stärker in Projekte eingebun<strong>de</strong>n zu wer<strong>de</strong>n.Davon könnten bei<strong>de</strong> Seiten profitieren: Projektentwicklerkönnen in einer frühen Projektphasevon <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en und unterschiedlichen Sichtweisen<strong>de</strong>r Bürger profitieren und mit Hilfe professionellerBürgerbeteiligung langwierige Bürgerprotestein <strong>de</strong>r Endphase ihres Projekts vermei<strong>de</strong>n.Die Bürger müssten von Anfang an und kontinuierlichin die Planungsprozesse einbezogenwer<strong>de</strong>n, und nicht erst zu einem solch spätenZeitpunkt, dass die Planungen schon sehr weitfortgeschritten sind, for<strong>de</strong>rte auch GdW-Präsi<strong>de</strong>ntAxel Gedaschko. Denn sonst seien große öffentlicheProteste programmiert. „Die Bürger müssensystematisch beteiligt und über <strong>de</strong>n ganzenProzessverlauf eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Hier gibt esz. B. auch <strong>im</strong> Bereich <strong>de</strong>r IT-gestützten Hilfsmittelviel Potenzial, das man noch heben muss”, sagteer. Gedaschko hatte dabei auch ein weitergehen<strong>de</strong>sZiel <strong>im</strong> Blick: Um Investitionssicherheit beigroßen Bauprojekten sicherzustellen, bräuchte esinsbeson<strong>de</strong>re eine realistische Kostenbest<strong>im</strong>mungsowie Planungssicherheit. Bei hochkomplexen Angelegenheitenwie Bauvorhaben seien Transparenzund Ehrlichkeit das oberste Gebot.Frank Völkel (New T<strong>im</strong>es) erläutert, welche Vorteile Wohnungsunternehmen haben, wenn sie in <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nkommunikationstärker auf Lösungen setzen, die auch auf mobilen Endgeräten lesbar sindMarktteilnehmer treffen. Marktdaten erleichternalso Entscheidungen für Transaktionen, Eigentümerund Käufer erhalten ein besseres Gefühlfür die Marktsituation, Bestandshalter könnenbessere Investitionsentscheidungen treffen unddie Politik kann mittels mehr Marktinformationendie richtigen Weichen stellen … Wichtig ist, dassMarktdaten öffentlich sind.(Markt-)Transparenz lasse sich heute leichter erreichen,als dies in <strong>de</strong>r Vergangenheit <strong>de</strong>r Fall war,meinte auch Mark Stilke, CEO und Sprecher <strong>de</strong>rGeschäftsführung bei Immobilien Scout24: DasInternet und die ständige mobile Erreichbarkeitermöglichten es, wirtschaftliche Entwicklungenund Veröffentlichungen von Unternehmen inEchtzeit zu verfolgen. Die Digitalisierung machedie Welt transparenter, egal ob man mit Streetviewkünftige Reiseorte erkun<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Bewertungenauf Vergleichsportalen lese. Auch Portalewie ImmobilienScout24 schafften ein digitalesAbbild <strong>de</strong>s Immobilienmarktes. „Wir sind seinGradmesser, da wir Angebot und Nachfrage beinahein Echtzeit dokumentieren und öffentlichmachen”, so Stilke.Angesichts dieser Entwicklung stellt sich die Frage,ob die Immobilienwirtschaft mit <strong>de</strong>r Entwicklung<strong>de</strong>r Kommunikationskanäle schritt hält. FrankVölkel, Geschäftsführer <strong>de</strong>r New T<strong>im</strong>es CorporateCommunications GmbH meint, die Kommunikationin <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft müsse mobiler wer<strong>de</strong>n.Zum einen bei <strong>de</strong>r Ausrichtung auf digitaleFormate und zum an<strong>de</strong>ren auf die Bedürfnisse <strong>de</strong>rZielgruppen sie hier noch Luft nach oben.Heute und in Zukunft?Derzeit stehen oft die Herausfor<strong>de</strong>rungen neuerKommunikationskanäle <strong>im</strong> Fokus (z. B: Datensicherheit),die Chancen sollten jedoch nicht vergessenwer<strong>de</strong>n.Die Kommunikationsmedien und -kanäle wer<strong>de</strong>nzwar vielfältiger und ausdifferenzierter, dieInformationsbedürfnisse aber auch. Die DW DieWohnungswirtschaft stellt als Branchenblattnur einen Kanal <strong>de</strong>r Kommunikation von und fürWohnungsunternehmen dar – die Fachinformationbzw. B2B-Kommunikation. Wohnungsunternehmenkommunizieren jedoch auch mit ihrenMietern und Mitglie<strong>de</strong>rn, in die Stadtteile ihrerBestän<strong>de</strong> „hinein“ sowie in Richtung lokaler Politikund Öffentlichkeit. Aber auch Mitarbeiter wollenund müssen angesprochen wer<strong>de</strong>n, sind sie dochdie besten und wichtigsten (Werbe)Botschafterund Multiplikatoren <strong>de</strong>r vielfältigen Aufgaben, dieWohnungsunternehmen für Quartiere, Städte unddas Gemeinwesen übernehmen. Diese Liste ließesich fortsetzen. Sie macht jedoch bereits <strong>de</strong>utlich,dass die Kommunikationsbedürfnisse und -aufgabenvon Wohnungsunternehmen zu vielseitigund die Gruppe <strong>de</strong>r Rezipienten zu vielfältig ist,als dass sie mit einer 08/15-Strategie bewältigtwer<strong>de</strong>n könnten.Bürger einbin<strong>de</strong>nBeson<strong>de</strong>ren praktischen Nutzen haben die neuenMedien, wenn es gilt, die Menschen in <strong>de</strong>r Planungs-und Entstehungsphase neuer Bauprojekteeinzubeziehen, meint Oliver Nöthen, Geschäftsführer<strong>de</strong>r Zivilarena GmbH: InternetplattformenDie DW feierte auf <strong>de</strong>r Expo Real ihr 65-jähriges Bestehen. Das DW-Team, eingerahmt von GdW-Präsi<strong>de</strong>ntGedaschko und Teilnehmern <strong>de</strong>r Diskussionsrun<strong>de</strong>, freut sich über <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r Zeitschrift<strong>12</strong> | <strong>2013</strong>53