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Leben im Taut-Denkmal 12 2013 - Haufe.de

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ENERGIE UND TECHNIKhen Anlage, von <strong>de</strong>r breite stählerne Luftkanäle indie oberen Etagen führen. Hier, in <strong>de</strong>r Lüftungszentralemit <strong>de</strong>m Wärmetauscher, wird die LuftundWärmezirkulation <strong>de</strong>s gesamten Gebäu<strong>de</strong>sgesteuert. Da es sich um eine sogenannte semizentraleAnlage han<strong>de</strong>lt, können die gewünschteWohnraumtemperatur und <strong>de</strong>r Luftwechsel(Menge <strong>de</strong>s Luftaustausches) für je<strong>de</strong> Wohnungindividuell gewählt wer<strong>de</strong>n. Die Anlage bestehtaus zwei Komponenten: Die Lüftungszentrale<strong>im</strong> Keller <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s, wo <strong>im</strong> WärmetauscherKalt- und Warmluftströme nur von dünnen Aluminiumlamellengetrennt aneinan<strong>de</strong>r vorbei fließen.Durch ein Erdregister, d. h. einen unterirdischenLuftkanal, wird die aus <strong>de</strong>m Garten angesaugteLuft vortemperiert bzw. <strong>im</strong> Sommer vorgekühlt.Denn durch einen eingebauten „Bypass” kann dieLüftungsanlage <strong>im</strong> Sommer auch zur Kühlung genutztwer<strong>de</strong>n.Die zweite Komponente sind die Nachheizregister,die die nötige Restwärme erzeugen. Sie befin<strong>de</strong>nsich in <strong>de</strong>n Wohnungen und können individuellvon <strong>de</strong>n Bewohnern geregelt wer<strong>de</strong>n. Im Vergleichzu einer <strong>de</strong>zentralen Anlage (je<strong>de</strong> Wohnung erhältein eigenes Lüftungsgerät) verringern sichdie Wartungskosten bei dieser semizentralenLösung <strong>de</strong>utlich. Der Wirkungsgrad <strong>de</strong>r Wärmerückgewinnungist mit rund 85 % um gut 10 %geringer als bei einer <strong>de</strong>zentralen Anlage. Jedochsind die Lösung <strong>de</strong>s Erdregisters und die KühlungMit sandfarbenen Faserzementplatten verklei<strong>de</strong>teFassa<strong>de</strong>, unterschiedlich weit hervortreten<strong>de</strong> Erkerbeleben die Straßenseitedurch <strong>de</strong>n Bypass nur in einer zentralen Anlagerealisierbar. Mit Ausnahme <strong>de</strong>r Bä<strong>de</strong>r kann in <strong>de</strong>nWohnungen auf Heizkörper und Fußbo<strong>de</strong>nheizungverzichtet wer<strong>de</strong>n.Zur Wärmeerzeugung verfügt das Gebäu<strong>de</strong> überein BHKW mit Kraftwärmekopplung, ausgelegtQuelle: DEO Berlin, Foto: Svea Pietschmannfür die Ab<strong>de</strong>ckung von Spitzenlasten. Auf <strong>de</strong>mDach trägt eine Photovoltaikanlage zur Stromgewinnungbei. Die überschüssige Energie kann insöffentliche Netz eingespeist wer<strong>de</strong>n und führt in<strong>de</strong>r Gesamtbilanzierung <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s zum Nullemissionsstandard.Was nach einer teuren Hightech-Ausstattungklingt, war für die Bauherren durchaus erschwinglich:Inklusive Grundstückskauf liegendie Herstellungskosten pro m 2 Wohnfläche beirund 2.487 €, die reinen Baukosten sogar nurbei 1.775 €. Ein Kostenaufwand, <strong>de</strong>r nicht übernormal gedämmte Neubauten hinausgeht – jedochermöglichte es die hohe Energieeffizienz<strong>de</strong>n Bauherren, für das Projekt die Effizienzhaus-40-För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kreditanstalt für Wie<strong>de</strong>raufbau(KfW) zu erhalten. Den Zeitraum für die Reinvestition<strong>de</strong>r Anlagekosten geben die Architektenmit rund zehn Jahren an.Umfassen<strong>de</strong> EmissionsbilanzierungDer errechnete Pr<strong>im</strong>ärenergiebedarf <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>swird mit rund 16 kWh/m 2 /a um 60 % unterhalb<strong>de</strong>r Vorgabewerte <strong>de</strong>r gelten<strong>de</strong>n EnEV2009 liegen. Zum Vergleich: Ein schlecht isolierterBerliner Altbau verbraucht pro Jahr biszu 300 kWh/m 2 /a. „Hinsichtlich <strong>de</strong>r Emissionsbilanzierungsind wir noch einen Schritt weiterals an<strong>de</strong>re gegangen“, sagt Christoph De<strong>im</strong>el.„Wir berechnen nicht nur <strong>de</strong>n Anlagestrom, alsodie Kosten für <strong>de</strong>n eigentlichen Gebäu<strong>de</strong>betrieb,son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>n Stromverbrauch aller Haushalte– das ist nicht vorgeschrieben und bei an<strong>de</strong>renbekannten Plus- o<strong>de</strong>r Nullenergiehäusern nichtBestandteil <strong>de</strong>r Berechnung.“ Selbst nach Berücksichtigung<strong>de</strong>s Haushaltsstroms ergibt sichrein rechnerisch für das Gebäu<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>mStrich ein kleines positives Energiesaldo. DasKonzept wur<strong>de</strong> kürzlich mit <strong>de</strong>m Preis „Kl<strong>im</strong>a-SchutzPartner <strong>de</strong>s Jahres“ ausgezeichnet: „Daszeigt, dass die neuen Technologien tatsächlichenormes Potenzial beinhalten, das wir auch künftigweiter ausschöpfen möchten.“Wesentliches Projektziel war es, energetische wiesoziale Nachhaltigkeit praktisch umzusetzen – dieBaugruppe versteht sich nicht als bloße Zweckgemeinschaft,vielmehr ermöglichen <strong>de</strong>r Gemeinschaftsraum<strong>im</strong> Erdgeschoss, die Dachterrasse mitPanoramablick über Berlin-Mitte und <strong>de</strong>r Gartenein anregen<strong>de</strong>s nachbarschaftliches Miteinan<strong>de</strong>r.Die Familienwohnungen können geteilt wer<strong>de</strong>nund lassen sich damit an die je nach <strong>Leben</strong>sphaseverän<strong>de</strong>rten Bedürfnisse ihrer Bewohner anpassen.AusblickEnergiepolitisch können einzelne Stadthäuserin Passivhaus-Bauweise nur ein Tropfen auf <strong>de</strong>nheißen Stein sein, meint Architekt Christoph De<strong>im</strong>el.Geringer verdichtete Lagen am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>rKernstädte böten dagegen großzügigere undgünstigere Bauplätze und zugleich mehr Platzzur Anbringung von Solarpaneelen. „Will man ingrößeren D<strong>im</strong>ensionen Energie einsparen, bietenStadtrandlagen <strong>de</strong>utlich größere Potenziale“, soDe<strong>im</strong>el.Deshalb plant er <strong>de</strong>rzeit <strong>im</strong> südlichen BerlinerStadtteil Adlershof, nahe <strong>de</strong>m dortigen Technologie-Campus,mit zwei weiteren Büros eine ganzePlus-Energie-Siedlung – 100 Eigentumswohnungenfür Baugruppen. „Langfristiges Ziel muss essein, dass Neubauten aktiv Energie erzeugen, undzwar mehr, als sie verbrauchen“, sagt ChristophDe<strong>im</strong>el. Nach <strong>de</strong>rzeitigem Stand allerdings lässtsich dies bei <strong>de</strong>r Umsetzung von Bauvorhabenin großer Zahl allerdings noch nicht gesetzlichverankern: Grund ist die Abhängigkeit von <strong>de</strong>rNutzung erneuerbarer Energien. Die nötigenMehraufwendungen für die Entwicklung hin zuGebäu<strong>de</strong>n, die aktiv Energie erzeugen, wer<strong>de</strong>nmaßgeblich von <strong>de</strong>r Möglichkeit best<strong>im</strong>mt, dieselbsterzeugte Energie zu nutzen. Je nach Projektgilt es <strong>de</strong>shalb, die unterschiedlichen Faktorenindividuell gegeneinan<strong>de</strong>r abzuwägen. Der künftigePlusenergiestandard wird eine positive Bilanzsowohl bei <strong>de</strong>r Pr<strong>im</strong>ärenergie als auch bei <strong>de</strong>r En<strong>de</strong>nergieanstreben – bezogen auf alle anfallen<strong>de</strong>nEnergiemengen.PROJEKTDATENProjekt: Passivhaus Boyenstraße 34,Berlin-MitteArchitekten: De<strong>im</strong>el OelschlägerArchitekten PartnerschaftBauherr: Baugruppe LUU GbRBoyenstraße, BerlinHerstellungskosten/m 2 : 2.487 €Reine Baukosten/m 2 (300er/400er-Kosten): 1.775 €Herstellungskosten: 5,93 Mio. €Projektkosten (inkl. Grun<strong>de</strong>rwerbsteuern,Notarkosten, Makler, Son<strong>de</strong>rausstattungen):6.3 Mio. €Bruttogeschossfläche: 3.040 m 2Wohnfläche: 2.384 m 2Pr<strong>im</strong>ärenergiebedarf: 16 kWh/m 2 /aU-Wert Umfassungswän<strong>de</strong>:0,245 KW/m 2 KReinvestition <strong>de</strong>r Anlagekosten:ca. 10 JahreWeitere Informationen:www.<strong>de</strong>o-berlin.<strong>de</strong> undwww.boyenstrasse.<strong>de</strong>40 <strong>12</strong> | <strong>2013</strong>

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