MARKT UND MANAGEMENTTHEMA DES MONATSProfessionelle Gestaltung durch Führungskräfte erfor<strong>de</strong>rlichInterne Kommunikation in WohnungsunternehmenWährend die Kommunikation mit Kun<strong>de</strong>n, Geschäftspartnern und Öffentlichkeit in <strong>de</strong>n meistenWohnungsunternehmen professionell ausgerichtet und aufgestellt ist, wer<strong>de</strong>n die Kommunikationsprozesse,die ins Unternehmen wirken, vielfach irgendwie miterledigt. Welchen Beitrag eine gutfunktionieren<strong>de</strong> interne Kommunikation für <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg leisten kann und was dafürerfor<strong>de</strong>rlich ist, erläutert unserer Autor, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Fachausschusses „Kommunikation undMarketing“ <strong>de</strong>s Verband Nord<strong>de</strong>utscher Wohnungsunternehmen e. V. (VNW).Dr. Matthias RaschGeschäftsführerGrundstücks-Gesellschaft„Trave“ mbHLübeckEine professionell organisierte und geführteKommunikation mit Kun<strong>de</strong>n, Geschäftspartnernund <strong>de</strong>r Öffentlichkeit gehört heute zumSelbstverständnis einer erfolgreichen Unternehmensführungin <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft. Keingewerblicher Vermieter wird es sich erlauben, in<strong>de</strong>r Öffentlichkeit nur passiv stattzufin<strong>de</strong>n und dieKommunikation mit seinen Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Auslegungund Tagesform seiner Mitarbeiter zu überlassen.Die Kommunikationsabteilungen in <strong>de</strong>n großenUnternehmen sind mittlerweile mit Fachprofis wieJournalisten besetzt. In kleineren Unternehmen,die unter ca. 10.000 Wohnungen bewirtschaften– also <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlichen Mehrzahl in Deutschland –,sind meist Stabsstellen für die externe Kommunikationverantwortlich, die auch an<strong>de</strong>re Aufgaben<strong>im</strong> Unternehmen wahrnehmen. Häufig erledigen<strong>de</strong>ren Mitarbeiter die Organisation <strong>de</strong>r internenKommunikation in irgen<strong>de</strong>iner Form mit, obwohl<strong>de</strong>ren Ziele und Prozesse nur in <strong>de</strong>n wenigstenUnternehmen strukturiert und verbindlich <strong>de</strong>finiertsind. Dies dürfte sich kurzfristig än<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>rBeitrag einer gut funktionieren<strong>de</strong>n internen Kommunikationfür <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg wird von<strong>im</strong>mer mehr Geschäftsführungen und Vorstän<strong>de</strong>nauch in <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft erkannt.Die wachsen<strong>de</strong> Komplexität <strong>de</strong>s Arbeitsalltagesin Wohnungsunternehmen erfor<strong>de</strong>rt nicht nurein <strong>im</strong>mer breiteres Fachverständnis <strong>de</strong>r einzelnenMitarbeiter, son<strong>de</strong>rn auch eine opt<strong>im</strong>aleOrganisation <strong>de</strong>s Informationsflusses über alleEbenen. Unvermeidliche Schnittstellen, wie siegera<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Bereichen Vermietung,Technik und Rechnungswesen bestehen, müssenvon persönlichen Blocka<strong>de</strong>n befreit und für <strong>de</strong>nkonstruktiven Austausch genutzt wer<strong>de</strong>n. Einepositive Kommunikationskultur wirkt dabei wiedas Schmiermittel <strong>de</strong>s Unternehmensmotors. Diesgilt nicht nur für die formelle, also die in ihrer Formund ihren Wegen vorgegebene Kommunikation,son<strong>de</strong>rn auch für die informelle Kommunikation,<strong>de</strong>n nicht gesteuerten Austausch zwischenMitarbeitern. Der sog. Flurfunk lebt zwar auchvon Klatsch und Tratsch, transportiert aber ganzüberwiegend Arbeitsbezogenes. Und er prägt ganzerheblich das soziale Kl<strong>im</strong>a <strong>im</strong> Unternehmen unddamit die Motivation.Kommunikation intern o<strong>de</strong>r extern –am besten integriert!Interne und externe Kommunikation sind nichttrennscharf voneinan<strong>de</strong>r abzugrenzen. Sie basierenauf einer gemeinsamen, unternehmensindividuellenKommunikationskultur und auchihre Inhalte sind oft durchaus i<strong>de</strong>ntisch. Zu unterschei<strong>de</strong>nsind dagegen die Adressaten unddie anzuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n geeigneten Instrumente. Sowird z. B. ein neues Wohnungsbauprojekt auch dienicht direkt mit <strong>de</strong>r Baurealisierung beschäftigtenMitarbeiter interessieren, wenn sie diese z. B. beiFertigstellung vermieten sollen, sie müssen ihreInformationen aber auf einem an<strong>de</strong>ren Weg undfrühzeitiger als die Öffentlichkeit erhalten.VNW-ENTSCHEIDUNGSHILFE 34 „INTERNE KOMMUNIKATION“Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Fachausschusses „Kommunikation und Marketing”<strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s Nord<strong>de</strong>utscher Wohnungsunternehmen e. V.(VNW) haben sich intensiv mit <strong>de</strong>m Thema interne Kommunikationbefasst und dazu gemeinsam einen Leitfa<strong>de</strong>n für Wohnungsunternehmenerarbeitet. Er bietet unter an<strong>de</strong>rem konkrete Beispielefür Kommunikationslösungen aus <strong>de</strong>r wohnungswirtschaftlichenPraxis. Der Leitfa<strong>de</strong>n ist als VNW-Entscheidungshilfe 34 „InterneKommunikation“ <strong>im</strong> <strong>Haufe</strong> Verlag erschienen und kann be<strong>im</strong> VNWbezogen wer<strong>de</strong>n.Bestellmöglichkeit unter:www.vnw.<strong>de</strong> bzw. haase@vnw.<strong>de</strong>Interne Kommunikationals Führungsinstrument begreifenInterne Kommunikation ist ein wichtiges Führungsinstrument– sie kann effektiv organisiertund geführt gewinnbringend wirken o<strong>de</strong>r beiVernachlässigung die Motivation und die Abläufean Schnittstellen behin<strong>de</strong>rn und zu einerechten Gefahr für das Unternehmen und seinerFührungskräfte wer<strong>de</strong>n. Denn unzweifelhaft fin<strong>de</strong>tinterne Kommunikation in irgen<strong>de</strong>iner Form<strong>im</strong>mer statt – nur ungestaltet kann sie <strong>de</strong>struktiveKräfte entfalten. Mitarbeiter wollen in <strong>de</strong>rRegel gut informiert sein und die Strategie <strong>de</strong>r58 <strong>12</strong> | <strong>2013</strong>
Unternehmensführung nachvollziehen können.Gera<strong>de</strong> bei einem umfangreicheren Wan<strong>de</strong>l <strong>im</strong> Unternehmen(Change-Management) bedarf es einereingeübten Kommunikationskultur, damit dieGrün<strong>de</strong> und Ziele auf allen hierarchischen Ebenenglaubhaft vermittelt wer<strong>de</strong>n können und eine kognitiveund emotionale Akzeptanz entsteht. Einepositiv gelebte interne Kommunikation vermitteltWertschätzung und beför<strong>de</strong>rt auch in schwierigenSituationen ein „Wir-Gefühl“, das inspirieren, kreativesPotenzial erschließen und die Arbeitsergebnisseverbessern kann. Führungskräfte erhöhenihre Wirksamkeit daher gezielt durch <strong>de</strong>n Ausbauihrer individuellen Kommunikationskompetenzund -instrumente.Beispiele für Instrumente,die <strong>de</strong>n Informationsfluss verbessernInterne Kommunikation ist vielfältig und genausovielfältig sind die Instrumente, mit <strong>de</strong>nen Wohnungsunternehmenihre interne Kommunikationorganisieren und gestalten können. Dabei gibt esInstrumente, die eher einen Top-down-Charakterhaben, und an<strong>de</strong>re, die vorrangig <strong>de</strong>n Dialog organisierenund beför<strong>de</strong>rn. Welche InstrumenteAnwendung fin<strong>de</strong>n, sollte abhängig sein von <strong>de</strong>rinternen Zielgruppe, <strong>de</strong>m Anlass, <strong>de</strong>r Art und <strong>de</strong>mKonkretisierungsgrad <strong>de</strong>r Informationen und <strong>de</strong>rNotwendigkeit eines Dialoges o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>steines Feedbacks. Zu beachten ist, dass bereitsdie Wahl <strong>de</strong>s Instruments ein beabsichtigtes o<strong>de</strong>runterschwelliges Signal an die Zielgruppe sen<strong>de</strong>nkann. Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n vier Instrumente kurzbewertet:Mitarbeiterzeitschrift/Newsletter/RundschreibenKlassische Instrumente <strong>de</strong>r Mitarbeiterinformation,die je nach Unternehmensgröße in Umfang undFrequenz individuell gestaltet wer<strong>de</strong>n können. DieMitarbeiterzeitschrift schafft sicher die stärksteBindung, erfor<strong>de</strong>rt aber auch <strong>de</strong>n höchsten Personal-und Kapitaleinsatz. Rundschreiben wirkenoft etwas verstaubt und bürokratisch, können aberschnell erstellt und verteilt wer<strong>de</strong>n (ggf. als Rundmail).Letztlich erreichen alle drei Instrumentenur mit sinnvollen und glaubwürdigen Inhalten(hier zählt die Perspektive <strong>de</strong>s Adressaten!) ihrInformationsziel.Intranet/digitaler InformationspoolEher unpersönliches und relativ aufwendig einzuführen<strong>de</strong>sKommunikationsinstrument, das beiverbindlich vorgegebener Nutzung und sorgfältigerDatenpflege aber sehr effektiv ist. Das Intraneteignet sich als „Unternehmens-Wikipedia“,Bestandsdatenbank und tagesaktuelles Informationsmedium,das ortsunabhängig zugängigist und in seiner Nutzung zielgruppenspezifischeingeschränkt und dokumentiert wer<strong>de</strong>n kann.Im besten Fall fin<strong>de</strong>n Mitarbeiter <strong>im</strong> Intranet auchdas Unternehmensleitbild sowie eine Beschreibungvon Arbeitsprozessen, Organigramme undZuständigkeiten sowie unternehmsintern zugänglichePersonalinformationen (nur intern bekannteTelefonnummern, Geburtstage, Personalzu- undabgänge).BesprechungskulturEine effektive Besprechungskultur muss erarbeitetund eingeübt wer<strong>de</strong>n, sie entsteht nur in <strong>de</strong>nseltensten Fällen von selbst. Dazu gehören sowohlauf allen Ebenen und in allen Bereichen Festlegungenüber verbindliche, regelmäßig wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>Abst<strong>im</strong>mungen sowie über <strong>de</strong>ren Teilnehmerals auch ein verbindliches Regelwerk für<strong>de</strong>n Ablauf und das Verhalten in Besprechungen.Nur so wird sichergestellt, dass alle erfor<strong>de</strong>rlichenInformationen fließen und ihre Adressatenauch erreichen. Durch einen Terminplan wird <strong>de</strong>rZeiteinsatz für Besprechungen sinnvoll begrenztund transparent, <strong>de</strong>r Arbeitstag für die Teilnehmerdamit besser planbar.ProjektfahrpläneIm Projektmamangement <strong>de</strong>r Bauwirtschaft istdieses Instrument seit langem unerlässlich, in <strong>de</strong>rWohnungswirtschaft wird die erweiterte Form erstlangsam zum Standard. Projektfahrpläne sammelnalle jeweils vorliegen<strong>de</strong>n Informationen zu einemBau- o<strong>de</strong>r einem an<strong>de</strong>ren Projekt an zentraler Stelle.Bestandteile können z. B. ein Projektsteckbrief,ein Zeitplan, Zuständigkeiten o<strong>de</strong>r eine Kostenkalkulationsein, aber auch Architekturentwürfe,geplante Grundrisse o<strong>de</strong>r Materialkataloge. DerZugang kann individuell o<strong>de</strong>r nach Unternehmensbereicheneingerichtet wer<strong>de</strong>n, die Aktualisierungsollte nur mit beson<strong>de</strong>ren Zugriffsrechten möglichsein. Projektfahrpläne haben einen einheitlichenInformationsstand zum Ziel und können sowohlfür die interne als auch die externe Kommunikationgenutzt wer<strong>de</strong>n.EmpfehlungenFür die interne Kommunikation (nicht nur) in Wohnungsunternehmenlassen sich (in Anlehnung andie VNW-Entscheidungshilfe 34 „Interne Kommunikation“,S. 78, siehe Kasten) folgen<strong>de</strong> Empfehlungenformulieren:• Schaffen Sie feste organisatorische und personelleStrukturen für die interne Kommunikation,ohne dass diese abschließend seinmüssen. Testen und <strong>im</strong>plementieren Sie neueInstrumente und nutzen die jeweils aktuellentechnischen Möglichkeiten für Informationen,<strong>de</strong>n Austausch und die Dokumentation.• Schaffen und pflegen Sie eine positive Kultur<strong>de</strong>r internen Kommunikation, die die formelleKommunikation effektiv und für je<strong>de</strong>n nachvollziehbarund verpflichtend regelt und die <strong>de</strong>rinformellen Kommunikation ihren berechtigtenRaum lässt. Je<strong>de</strong>s Unternehmen muss hier seinenindividuellen Weg fin<strong>de</strong>n.• St<strong>im</strong>men Sie externe und interne Kommunikationin ihren Inhalten, Abläufen und Zuständigkeitenaufeinan<strong>de</strong>r ab. Nehmen Sie bei<strong>de</strong>Formen und ihre Zielgruppen gleichermaßenernst und wählen Sie die Zeitpunkte von Informationenund die geeigneten Verbreitungsinstrumentesorgfältig aus. Eine erfolgreich geübteintegrierte Kommunikation schafft langfristigeine hohe Glaubwürdigkeit in <strong>de</strong>r Öffentlichkeitund bei Ihren Mitarbeitern.• Die interne Kommunikationskultur lebt vonVorbil<strong>de</strong>rn. Vor allen an<strong>de</strong>ren müssen Führungskräftediese Kultur prägen, ihre Mitarbeiterinformieren und <strong>de</strong>n konstruktiven Dialogmiteinan<strong>de</strong>r einfor<strong>de</strong>rn und Kommunikationskompetenzvorleben. Wertschätzung schafft dieBasis für I<strong>de</strong>ntifikation und Motivation, die innicht zu unterschätzen<strong>de</strong>r Weise zum Unternehmenserfolgbeitragen.sambiaDESWOSSelbsthilfeDafina macht Druck. Mit einerZiegelpresse. Sie möchte SELBERBAUEN und Ziegel verkaufen.Die DESWOS hilft ihr!Deutsche Entwicklungshilfe für sozialesWohnungs- und Siedlungswesen e.V.<strong>de</strong>swos.<strong>de</strong>DESWOS-Spen<strong>de</strong>nkontoIBAN: DE87 3705 0198 0006 6022 21<strong>12</strong> | <strong>2013</strong>59