Report | VR-Brille zum SelbstausdruckenJan-Keno JanssenZum EintauchenAndroid-Smartphone als Virtual-Reality-BrilleEine Erfindung namens „OpenDive“ macht aus einem Android-Smartphoneund einem Plastikgestell eine waschechte Virtual-Reality-Brille.Das Gestell kann man per 3D-Drucker selbst ausdrucken.Manche Erfindungen sind technisch brillant– und manche so simpel, dass mansich fragt, warum man nicht selbst drauf gekommenist. Für Stefan Welkers Virtual-Reality-Brillengestellgilt beides. Es macht auseinem x-beliebigen Android-Smartphoneeine VR-Brille, die in puncto Eintauchgefühllocker mit der populären Oculus-Rift-Brillemithalten kann – und nur ein Bruchteil so vielkostet. Die Brille kann man sich selbst im 3D-Drucker ausdrucken, die Druckdaten gibtskostenlos.„OpenDive“, wie Welker seine Erfindunggetauft hat, besteht aus einem Kunststoff -gestell, in das man ein Android-Handyeinschiebt. Sowohl die Darstellung der3D-Szenerie als auch die Erfassung derKopfbewegungen übernimmt das Telefon –mit Gyroskop und Beschleunigungssensorbringt es alles mit, was auch in einem „echten“Headtracker steckt. In künftigen Versionensoll auch das Kamerabild ausgewertetwerden, denn bei den meisten Smartphone-Modellen bleibt das Objektiv im Dive-Gehäuse unverdeckt.Technisch funktioniert das Ganze genauwie bei der Oculus Rift: Das Display zeigtnebeneinander das Bild fürs linke und fürsrechte Auge, das man jeweils durch eineKunststofflinse betrachtet. Auch das Sichtfeldist bei beiden Brillen vergleichbar – esist deutlich größer als beispielsweise dasvon Sonys Videohelm HMZ-T2 oder vonZeiss’ Cine mizer OLED. Auf eine Vorverzerrungwie bei Oculus verzichtet die aktuelleSoftware-Version aus Leistungsgründen allerdingsnoch. Die große Schwester verzerrtper Grafikkarten-Shader. Welker ist sich abersicher, dass Smartphones schon bald genugRechenkraft für die Echtzeit-Verzerrunghaben. Anders als bei der Rift können Kurzsichtigedank cleverer Linsenbefestigungihren passenden Korrekturwert einstellen –stufenlos. Im Test klappte das problemlossogar jenseits der –7 Dioptrien.Vertrackter TrackerWährend das Design des Gestells laut Welkereher eine schnelle Fingerübung war, stecktin der Headtracker-Software viel Know-how:Das Smartphonezeigt das Bild fürslinke und rechte Augenebeneinan der an, dieLinsen vergrößern es.Um die Latenz gering zu halten – was beiVirtual Reality extrem wichtig ist – hat der37-Jährige das Kopf-Tracking zum Beispielsehr systemnah in C programmiert. Java,das die meisten Android-Entwickler nutzen,wäre zu langsam gewesen. Mit der Echtzeit-Aufbereitung von Sensordaten hat WelkerErfahrung: Im Osnabrücker Tribots-Team gewanner 2006 und 2007 den Weltmeister-Titel im Roboterfußball – auch die sport -lichen Maschinen orientieren sich mithilfevon Lagesensoren.Trotz seines frühen Entwicklungsstadiumsfunktioniert das Dive-System erstaunlichproblemlos. Wir haben es mit einem GalaxyNexus, einem Nexus 4, einem HTC One, einemHTC One S und einem Samsung Galaxy S4ausprobiert. Obwohl Auflösung und Display<strong>technik</strong>variieren, klappte das Eintauchen aufAnhieb mit allen Geräten, lediglich beim S4wirkten die Kopfbewegungen etwas zittrig.Zum Ausprobieren nimmt man am besten die„Dive Unity Demo“ aus dem Play-Store.Das bislang einzige „echte“ unterstützteSpiel ist eine an Dive angepasste Version vonQuake 2, der Quellcode des über <strong>15</strong> Jahrealten Spieleklassikers wurde 2001 freigegeben.Um den Shooter in der virtuellenRealität zu spielen, muss man in denAndroid-Einstellungen unter „Sicherheit“ dieInstallation von APK-Dateien erlauben – dasDive-Quake-2 gibt es nämlich nicht im Play-Store, sondern nur auf der Dive-Website(siehe c’t-Link). Aus rechtlichen Gründen istdie Headtracker-Steuerung nicht Teil derQuake-APK, sondern muss extra installiertwerden („Na tive Sensors“). Das Spiel lief trotzstereoskopischer Ausgabe und im Hintergrundlaufender Kopfsteuerung sogar aufdem schon etwas älteren Galaxy Nexus stabilmit 60 Frames in der Sekunde. Für die Steuerungbenötigt man entweder ein Bluetooth-Gamepad wie das Snakebyte idroid:con odereine Bluetooth-Tastatur.Quake im StehenAnders als die verkabelte Oculus Rift brauchtOpenDive kein separates Steuerkästchenund natürlich auch keinen PC. Deshalbkann man sie sehr komfortabel im Stehen64 c’t 2013, Heft <strong>15</strong>
Report | VR-Brille zum Selbstausdruckenbenutzen – was uns beim extrem rasantenQuakeˇ2 auch angenehmer vorkam, im Sitzenwurde uns schnell übel.Welker hofft, dass viele Entwickler ihreProgramme an die Dive-Brille anpassen. FürApps, die mit der Unity-Engine entwickeltwurden, lässt sich das in wenigen Minutenerledigen: Eine zweite Kamera hinzufügenund ein von Welker programmiertes Plug-inper Dragˇ&ˇDrop ins Projekt ziehen, fertig.Das kostenlose Plug-in ist zwar Closed-Source, darf aber auch für kommerzielleZwecke eingesetzt werden.Programmierer, die mindestens zwei Appsin Googles Play-Store vorweisen können,Von der STL-Datei (links) zum Ausdruck:So kommt die OpenDive-Brille aus dem3D-Drucker. Zusätzlich benötigt: nur nochein Gummiband, zwei Plastiklinsen undetwas Schaumstoff.bekommen derzeit kostenlos eine fertigzusammengebaute OpenDive-Brille zugeschickt.Wer nur spielen will, braucht imMoment einen 3D-Drucker, kaufen kann mandie Brille noch nicht. Zusammen mit derFirma Shoogee will Stefan Welker aber einekommerzielle Version als „Durovis Dive“ anbieten– das Unternehmen haben WelkersRoboCup-Mitstreiter gegründet.Die kommerzielle Version kommt nichtaus dem 3D-Drucker, sondern soll noch indiesem Jahr im Spritzguß-Verfahren massenproduziertwerden und völlig anders aus -sehen als die etwas rumpelige Do-it-yourself-Brille. Welker und seine Mitstreiter rechnenzurzeit mit einem Verkaufspreis von 50 Euro.Geld verdienen will das Dive-Team ausschließlichmit dem Verkauf der Brille undmit eigenen Apps, ein Lizenz-Programm fürdas Plug-in ist nicht geplant. Dennoch wollensie die offene OpenDive-Variante, dieman als STL-Datei für 3D-Drucker herunter -laden kann, weiterhin anbieten.PreisfrageWer einen 3D-Drucker zur Verfügung hat,kommt sehr günstig an die Brille: Zu den Kostenfürs Druckmaterial (wenige Euro) kommennur noch die für zwei Kunststofflinsen,Gummiband und etwas Schaumstoff. Linsenund Gummi verkauft Shoogee online für 10Euro inklusive Versand. Während Welkereinen Ultimaker verwendet, haben wir dieBrille auf einem Makerbot Replicator 1 aus -gedruckt. Ohne 3D-Drucker wirds deutlichteurer. So verlangt beispielsweise der 3D-Druckdienstleister Fabberhouse rund 80 Eurofür den Ausdruck der OpenDive-Brille, beiShapeways und Sculpteo sind es sogardeutlich über <strong>15</strong>0 Euro.Welker will künftig nicht nur an der Dive-Software weiterarbeiten, sondern vor allem eigeneVR-Spiele entwickeln. Sein erstes Projekt„The Height“ präsentiert er im August auf derGamescom in Köln (Halle 10.1, C-041). (jkj)www.ct.de/13<strong>15</strong>064„Ich will Spiele bauen, die ich schon immer spielen wollte“Stefan Welker ist Skater, Hausmann –und Erfinder. Wir haben mit dem37-jährigen Bonner über sein Dive-Projekt gesprochen.c’t: Wie sind Sie auf die geniale Idee ge -kommen, aus einem Smartphone eine Virtual-Reality-Maschine zu machen?Welker: Virtual Reality hat mich schon immerfasziniert. Als ich mitbekommen habe, dassLeute anfingen, selbst VR-Hardware zubauen, dachte ich: Das müsste doch eigentlichauch ohne PC gehen, nur mit demSmartphone. Ich habe dann ein erstes Testmodellmit meinem 3D-Drucker gebaut –und das hat gleich super funktioniert.„Endlich sind alleMöglichkeiten da.“c’t: Smartphones haben deutlich wenigerRechenleistung als Spiele-PCs. Gibt es danicht Probleme mit der Latenz?Welker: In einem Handy sind ja wesentlichweniger Schnittstellen bis zur Hardware. DieSensorik, also das Gyroskop und das Accelerometer,sind sehr dicht an den Prozessorangebunden und dementsprechend gibt esauch keine großen Verzögerungen. Diekommen eher von zu komplizierten Softwareschnittstellen– und genau damit habeich wegen meiner Arbeit mit Robotern Erfahrung;also wie man Software so bauenkann, dass sie diese Dinge umgeht.c’t: Ist es aufwendig, ein Spiel für Dive anzupassen?Welker: Für die Unity-Engine habe ich einHeadtracking-Plug-in entwickelt, das ganzeinfach funktioniert: Man muss nur ein Skriptauf eine virtuelle Kamera setzen, fertig.c’t: Wie geht es weiter mit Dive?Welker: Meine Vision ist, dass Virtual Realityfür jeden verfügbar wird und jeder damit herumspielenkann. Gerade weil Smart phonesso verbreitet sind, ist die Kombination miteiner billigen Plastikbrille optimal geeignet,um das wirklich massentauglich zu machen.Mein Traum ist es, für meine Brille die Spielezu bauen, die ich schon seit meiner Kindheitspielen will – und die es nie gab. Geradedie Unity-Spieleengine erleichtert die Entwicklungextrem. Endlich sind alle Möglichkeitenda.c’t: Brauche ich einen eigenen 3D-Drucker, umeine Dive-Brille herzustellen?Welker: Der „Quellcode“ für die Brille ist aufmeiner Seite verfügbar, den kann man sichrunterladen und dann zu Hause mit demeigenen 3D-Drucker ausdrucken oder voneinem Fablab ausdrucken lassen. Das gehtin einem Rutsch in 6 bis 7 Stunden, alle Teilesind auf einer Arbeitsfläche angeordnet.Danach noch eine halbe Stunde basteln,dann ist die Brille einsatzfähig.cc’t 2013, Heft <strong>15</strong>65
- Seite 1:
magazin fürcomputertechnikwww.ct.d
- Seite 7:
Action-CamsBewegungen in hohemTempo
- Seite 16 und 17: aktuell | Unsichere Industrieanlage
- Seite 18: aktuell | Computer Graphics Interna
- Seite 22 und 23: aktuell | SupercomputerAndreas Stil
- Seite 24 und 25: aktuell | ProzessorenAndreas Stille
- Seite 26 und 27: aktuell | Smartphones, Tablets, Not
- Seite 28: aktuell | Grafik, HardwareMini-ITX-
- Seite 31 und 32: aktuell | EmbeddedRobuste Mainboard
- Seite 34 und 35: aktuell | PeripherieRobustes Displa
- Seite 36 und 37: aktuell | IPv6Marc HeuseDie beste V
- Seite 38: aktuell | Anwendungen3D-Puppe Genes
- Seite 41 und 42: aktuell | Technische AnwendungenGü
- Seite 43: aktuell | ForschungErweiterte Reali
- Seite 47 und 48: aktuell | LinuxEinsteiger-Linux Zor
- Seite 50 und 51: aktuell | AppleDetails zu iOS 7 und
- Seite 52: kurz vorgestellt | Display, Android
- Seite 55 und 56: kurz vorgestellt | Motorrad-Navigat
- Seite 57 und 58: kurz vorgestellt | Externe Festplat
- Seite 59 und 60: kurz vorgestellt | Modellier-App, O
- Seite 62 und 63: Prüfstand | MacBook AirJohannes Sc
- Seite 66 und 67: Prüfstand | 3D-Rendererunbekleidet
- Seite 68 und 69: Report | Voice-Tools für Linux-Gam
- Seite 70: Report | Voice-Tools für Linux-Gam
- Seite 73 und 74: Report | Facebook-RechenzentrumIn l
- Seite 75 und 76: Report | Service & SupportRobert W.
- Seite 77 und 78: Report | Glass im Alltagschaltet wa
- Seite 79 und 80: Prüfstand | SmartphonesApple iPhon
- Seite 81 und 82: Prüfstand | Smartphonesbeim Q10, b
- Seite 84 und 85: Prüfstand | SmartphonesSonys Ände
- Seite 86 und 87: Prüfstand | SmartphonesGrafik-Benc
- Seite 88 und 89: Prüfstand | SmartphonesSurfenFürs
- Seite 90 und 91: Prüfstand | SmartphonesSmartphone-
- Seite 92 und 93: Prüfstand | SmartphonesLeistungsau
- Seite 94 und 95: Benjamin BenzZu schnellKomplett-PCs
- Seite 96 und 97: Prüfstand | Komplett-PCsKomplett-P
- Seite 98 und 99: Prüfstand | Profi-GrafikkartenMart
- Seite 100 und 101: Prüfstand | Profi-GrafikkartenDie
- Seite 102 und 103: Prüfstand | Profi-GrafikkartenK Sa
- Seite 104 und 105: Report | Action-Cams - ZubehörPhil
- Seite 106 und 107: Report | Action-Cams - ZubehörKlet
- Seite 108 und 109: Prüfstand | Action-CamsUlrich Hilg
- Seite 110 und 111: Prüfstand | Action-CamsDie Contour
- Seite 112 und 113: Prüfstand | Action-CamsTaschenlamp
- Seite 114 und 115:
Prüfstand | Action-CamsDas Farbdis
- Seite 116 und 117:
Prüfstand | Action-CamsÜbern Tell
- Seite 118 und 119:
Christof WindeckNeu startenLösunge
- Seite 120 und 121:
Praxis | UEFI-TroubleshootingSecure
- Seite 122 und 123:
Praxis | UEFI-TroubleshootingDer bo
- Seite 124 und 125:
Praxis | UEFI-Troubleshooting: Wind
- Seite 126 und 127:
Praxis | UEFI-Troubleshooting: Wind
- Seite 128 und 129:
Thorsten LeemhuisWeitere Betriebsar
- Seite 130 und 131:
Praxis | UEFI-Troubleshooting: Linu
- Seite 132 und 133:
Praxis | UEFI-Troubleshooting: Linu
- Seite 134 und 135:
Praxis | UEFI-Troubleshooting: Umpa
- Seite 136 und 137:
Praxis | UEFI-Troubleshooting: Umpa
- Seite 138 und 139:
Know-how | Das leistet UEFIChristof
- Seite 140 und 141:
Praxis | iPhone-AkkuwechselChristia
- Seite 142 und 143:
Praxis | iPhone-Akkuwechsel5Der dri
- Seite 144:
dedizierter1Gbit/sPort
- Seite 147 und 148:
Praxis | HotlineHOTLINESie erreiche
- Seite 149 und 150:
Praxis | Hotlinedoch parallel auch
- Seite 152 und 153:
Praxis | SSD-DiagnoseBoi FeddernGuc
- Seite 154 und 155:
Praxis | SSD-Diagnosedows ein und e
- Seite 156 und 157:
Praxis | IPv6-EinführungReiko Kaps
- Seite 158 und 159:
Praxis | Content MarketingFrank Pus
- Seite 160:
Praxis | Content MarketingDas Keywo
- Seite 164 und 165:
Praxis | Bonjour im VPNDušan Živa
- Seite 166 und 167:
Praxis | Bonjour im VPNters“ alle
- Seite 168 und 169:
Praxis | Hyper-V ReplicaPeter Sieri
- Seite 170:
Praxis | Hyper-V ReplicaNur Windows
- Seite 173 und 174:
Praxis | Hyper-V ReplicaEin Assiste
- Seite 175 und 176:
Know-how | JavaScript-Frameworksvar
- Seite 177 und 178:
Know-how | JavaScript-FrameworksKla
- Seite 179 und 180:
Know-how | Trusted Computingon 2.0
- Seite 181 und 182:
Know-how | Trusted Computingsichert
- Seite 184:
Buchkritik | Apple-Dienste, 3D-Soft
- Seite 187 und 188:
Spiele | Rundenstrategie, Indie- un
- Seite 190:
Kids’ Bits | Rätselsammlung, Leu
- Seite 193 und 194:
Illustration: Susanne Wustmann, Dor
- Seite 212 und 213:
Inserentenverzeichnis *1&1 Internet
- Seite 214:
ÖSTERREICH 9,90 ¤ / SCHWEIZ 13,60