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c't magazin für computer technik 15 vom 1.7.2013 - since

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Christof WindeckKühle DatenfabrikBesuch im Facebook-Rechenzentrum in NordschwedenBilliger Strom, kalte Luft und viel Platz: Die Stadt Luleåbietet sehr gute Voraussetzungen für Rechenzentren.Eines der größten von ganz Europa nimmt das US-Unter -nehmen Facebook dort jetzt in Betrieb.Etwa eine Stunde dauert derFlug von Stockholm nachLuleå, immer Richtung Norden.Das Grün von Nadelbäumen bestimmtdas Bild, dazwischen ei -nige Weideflächen. Siedlungensieht man seltener. Ausgerechnetdie Abgeschiedenheit der anLappland grenzenden RegionNorrbotten hat das größte so -ziale Netzwerk der Welt gewählt,um ein gigantisches Rechenzentrumzu bauen. Es ist die einzi geFacebook-Datenfabrik außerhalbder USA. Dort sind bereitszwei in Betrieb, nämlich in Oregonund North Carolina. Einevierte wird in Iowa entstehen.Der Bedarf an Speicherplatz undRechenleistung steigt bei Facebookständig, mittlerweile sindmehr als 1,1 Milliarden Mitgliederaktiv. 79 Prozent davon lebenaußerhalb der USA und Kanada.Das erst vor neun Jahren imSilicon Valley gegründete Unternehmenzieht beim Aufbau derInfrastruktur einen sportlichenZeitplan durch. Im Herbst 2011hatte Facebook die Entscheidungfür Luleå verkündet. EinJahr später zogen die ersten Serverein, der schwedische Königkam zu Besuch. Seit Anfang Juniliefern die Maschinen in der30ˇ000 Quadratmeter großenHalle Nutzdaten. Mastermindder Server-Expansion ist TomFurlong, Director of Site Operations.Er kam vor fünf Jahren vonYahoo zu Facebook und stemmtevorher schon Großprojekte.Facebook wählte die Stadtmit rund 46ˇ000 Einwohnern ausmehreren Dutzend potenziellenStandorten, weil viele Faktorenstimmen. Das kühle Klima erlaubtes, die Server ohne stromfressendeKältemaschinen zukühlen. Strom ist billig, sogar Privatleutebekommen ihn <strong>vom</strong> lokalenAnbieter für weniger als 10Euro-Cent pro Kilowattstunde:Der Lule-Fluss liefert mehr als1,5 Gigawatt Ökostrom. Die erstenWasserkraftwerke sind fast100 Jahre alt. Seit 1899 kommtEisenerz aus Kiruna per Eisenbahnnach Luleå, wo 1940 einStahlwerk entstand. Es gehört zuden größten Arbeitgebern derStadt, neben Metallformwerk,Luftwaffe und der 1971 gegründetentechnischen Uni.An Baugrund herrscht keinMangel, Facebook hat Platz fürzwei weitere Hallen. Widerstandaus der Bevölkerung ist unwahrscheinlich.Die strukturschwacheRegion ist froh um jeden Arbeitsplatz;allerdings sind zum Betriebdes Rechenzentrums nur rund50 Mitarbeiter nötig. Beim Bauwaren es freilich mehrere Hundertund man betont, lokalenStahl verwendet zu haben.Glasfaser-Datenleitungen sindin Luleå bereits vorhanden, ebensowie ein Internet ExchangePoint (IXP) von netnod.se. DasBild: NCC, Gunnar SvedenbäckUnternehmen The Node Pole willin Luleå weitere Rechenzentrenansiedeln. Die öffentliche Handköderte Facebook mit umgerechnetcirca 10 Millionen Euro an Zuschüssen.Wichtiger waren lautFacebook aber zügige Genehmigungsverfahren.Spezial<strong>technik</strong>Das Gebäude des Rechenzentrumsist circa 300 Meter langund 100 Meter breit. Es wurdemaßgeschneidert für die Anforderungenvon Facebook: Wedergibt es eine übliche Klimaanlagenoch einen Doppelboden odereinen zentralen Akkupuffer fürdie Stromversorgung. Facebookgeht andere Wege. Der 2009 vonDell geholte Frank Frankovskyführt das Open Compute Project(OCP), welches Server, Gehäuse,Racks und Netzwerk<strong>technik</strong> spezifiziert.In Luleå surren Tausende„Windmill“-Maschinen mit IntelsOCP-Mainboard 2.0 und jezwei Xeons. Alle Anschlüsse sitzenan der Vorderseite, hintensind bloß Lüfter. Die einzelnenServer bestehen aus wenig mehrals Mainboard, Netzteil und Festplatte,es gibt keine Frontplatte.So sinken Luftwiderstand undWartungsaufwand. Ein einzelnerTechniker soll im Schnitt 20ˇ000Server betreuen können.Die Luft zum Kühlen kommt inLuleå von oben statt aus einemaufwendigen Doppelboden: ImObergeschoss saugen große VentilatorenAußenluft über Filterwändean und blasen sie nachunten in den Server-Raum. Nebeldüsenbefeuchten die im Wintersehr trockene Luft. Durch Verdampfungkönnen sie notfalls imHochsommer kühlen. Das wirdselten nötig sein, denn selbst imJuli beträgt die mittlere Luft -temperatur <strong>15</strong>ˇGrad. Der c’t-Linkunten verweist auf ein Video, welchesdie Lüftungs<strong>technik</strong> zeigt.Lang und schmal: Die beiden Xeons sitzen auf IntelsOCP-Mainboard 2.0 hintereinander.Je zwei Server arbeiten im „Windmill“-System nebeneinander,rechts die zugehörigen Festplatten, dahinter das Netzteil.72 c’t 2013, Heft <strong>15</strong>

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