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Die Reporterseiten von Harald Schnöde - Naturdetektive

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Seite: 1<br />

<strong>Die</strong> <strong>Reporterseiten</strong> <strong>von</strong> Eberhard Forst<br />

E-Mail: Eberhard Forst<br />

Soziale Faltenwespen<br />

NaturTageBuch<br />

Meine Themen<br />

<strong>Die</strong> Spitzmaus und die Schnecke (Teil 1 <strong>von</strong> 2)<br />

<strong>Die</strong> Spitzmaus und die eine Schnecke (Teil 1 <strong>von</strong> 2)<br />

Im Sommer begebe ich mich nach dem Mittagessen manchmal auf die<br />

Terrasse. Im Liegestuhl liegend erhole ich mich, indem ich entweder die<br />

Tageszeitung lese oder dem Gesang der Vögel lausche. Eines schönen<br />

Tages, als ich wieder so dalag, fiel mein Blick zufällig auf die Rosen, die<br />

die Terrasse umsäumen. Da erblickte ich, wie etwas Schwarzes sich<br />

sehr langsam auf dem Boden fortbewegte: eine Schnecke natürlich (mit<br />

dem wissenschaftlichen Namen: arion ater =schwarze Wegschnecke).<br />

Ich war verblüfft, weil die Schnecke bei glühender Sonne ihr Versteck<br />

verlassen hatte, um sich auf dem staubtrockenen Boden an eine andere<br />

Stelle zu begeben. Während ich noch überlegte, warum sie das tat, hörte<br />

ich in einer Entfernung <strong>von</strong> etwa 7 Metern eine sehr feine Stimme, wie<br />

<strong>von</strong> einem kleinen Vogel, der sich hin und her bewegte. Bald kam der<br />

Ton näher; aber weder ein Vogel noch irgendein anderes Tier kam in<br />

mein Blickfeld. Endlich schaute in nächster Nähe das dreieckige<br />

Köpfchen eines kleinen Tieres aus einem Mauseloch heraus. Doch es<br />

war keine Maus, was nun allmählich ganz aus dem Boden herauskam.<br />

<strong>Die</strong> rüsselförmige, spitze Schnauze deutete zweifelsfrei auf eine<br />

Spitzmaus hin (Den wissenschaftlichen Namen „sorex“ führt man auf das<br />

vogelstimmenähnliche Pfeifgeräusch (lateinisch: susurrus) zurück, mit<br />

dem sie sich bemerkbar macht.) Das Tierchen beschnüffelte alles, was<br />

ihm in den Weg kam, mit seiner spitzen Schnauze. Dabei verringerte<br />

sich der Abstand zur Schnecke ständig. Trotzdem hielt ich das für einen<br />

Zufall. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Spitzmaus es auf die<br />

Schnecke abgesehen hatte, die genau so groß war wie sie selbst .Aber<br />

Irren ist menschlich. Kaum hatte sie das Kriechtier erreicht, riss sie ihr<br />

Schnäuzchen auf, so dass die roten Spitzen ihrer Zähne<br />

hervorleuchteten (Daran war sie als Mitglied der Unterfamilie der<br />

Rotzahnspitz Mäuse zu erkennen, die tags und nachts aktiv waren. Ihre<br />

geringe Größe <strong>von</strong> 5 cm deutete darüber hinaus auf eine<br />

Zwergspitzmaus (sorex minutus) hin). Im nächsten Moment packte die<br />

Spitzmaus die Schnecke mit ihren hakenförmigen Vorderzähnen und zog<br />

sie sofort in Richtung Höhle. (<strong>Die</strong> einzige Reaktion der Schnecke<br />

bestand darin, dass sie ihre Fühlhörner einzog).Bald hatte sie die Höhle<br />

erreicht, wo sie dann ihre Beute‚ die sie allein gefangen hatte, auch<br />

allein verzehren würde. Anders als die großen Raubtiere, die sowohl<br />

gemeinsam jagen als auch die Jagdbeute gemeinsam fressen, ist die<br />

Spitzmaus ein Einzelgänger .Aber sie ist auch ein Raubtier oder besser<br />

gesagt „Beutegreifer“, der täglich mehr Beute fangen muss, als er selbst<br />

wiegt (So sind die etruskischen Wimpernspitzmäuse mit nur 2 Gramm<br />

Gewicht die kleinsten, aber gefräßigsten aller Säugetiere.) Am Abend<br />

des gleichen Tages hörte ich erneut das Pfeifen einer Spitzmaus.<br />

Vielleicht handelte es sich nicht um dieselbe Spitzmaus, die ja so reiche<br />

Beute gemacht hatte, sondern um eine nur nachtaktive<br />

Weißzahnspitzmaus, die zufällig in demselben Revier lebte. Seit diesem<br />

Vorfall interessierte ich mich immer mehr für das Leben der<br />

geheimnisvollen Gartenbewohner. Leider währt das Leben der meisten<br />

nur einen Sommer. Im Winter nämlich gehen viele an Hunger zugrunde.

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