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Die Reporterseiten von Harald Schnöde - Naturdetektive

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Sommermonaten genug gibt. Bei schlechtem, d.h. kaltem, nassem<br />

Wetter würden deshalb die Mauersegler schnell verhungern, wenn sie<br />

nicht, wie gesagt, Lebenskünstler wären. Dann suchen die erwachsenen<br />

Tiere sonnigere Gegenden auf, bis das Wetter wieder besser ist. (Auf<br />

dem Weg durch Afrika umfliegen sie Schlechtwettergebiete wie<br />

Regenschauer oder Sandstürme, während die langsameren Vogelarten<br />

am Boden Schutz suchen müssen).<br />

Solange die Jungen <strong>von</strong> ihren Eltern nicht ernährt werden können,<br />

bewegen sie sich kaum und fallen in eine Art Kälteschlaf, der bis zu<br />

einem Monat dauern kann. <strong>Die</strong>selbe Fähigkeit, dem Hungertod zu<br />

entgehen, haben anscheinend auch die erwachsenen Mauersegler. So<br />

schrieb schon der anglikanische Landpfarrer und Regenwurmforscher<br />

Gilbert White 1767 in einem Brief: Ein Freund habe zu Frühlingsanfang<br />

mehrer Mauersegler in einem Kirchturm gefunden. Obwohl sie wie tot<br />

gewesen seien, habe er sie in Papiertüten gelegt und zum Kamin<br />

gebracht. Durch die Hitze des Feuers seien sie schon bald zu neuem<br />

Leben erwacht, aber später durch den Rauch erstickt.<br />

Während ich dabei bin, meine kleine Beschreibung abzuschließen, dringt<br />

wieder das Schreien einiger fröhlicher Mauersegler an mein Ohr und<br />

lässt mich an das denken, was William Blake, der englische Maler und<br />

Dichter (1757- 1827) einst ausrief: “Weißt du denn überhaupt, ob nicht<br />

jeder Vogel, der durch den Himmel fliegt, eine ungeheure Welt der Lust<br />

ist, für die deine Ohren verschlossen sind?“<br />

Im Jahre 2003 hat der Naturschutzbund (NABU) den Mauersegler zum<br />

„Vogel des Jahres“ gewählt. Damit will er auf die Gefährdung dieser<br />

Vogelart aufmerksam machen. Aber sein Hauptproblem ist nicht<br />

Nahrungsmangel wie beim Haussperling, ebenfalls einem<br />

sprichwörtlichen Lebenskünstlers, der 2002 Vogel des Jahres war. Der<br />

Mauersegler leidet dagegen unter Wohnungsnot. Leider verliert er<br />

ausgerechnet durch die ökologisch an sich sinnvolle Maßnahme der<br />

Wärmedämmung <strong>von</strong> Altbauten, bei denen alle Fugen abgedichtet<br />

werden, seine wichtigsten Nistplätze. Deshalb können und sollen ihm<br />

diejenigen helfen, die ein eigenes Haus besitzen, indem sie spezielle<br />

Nistkästen anbringen; die man entweder selbst herstellen oder im<br />

Fachhandel kaufen kann.<br />

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