Die Reporterseiten von Harald Schnöde - Naturdetektive
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<strong>Die</strong> <strong>Reporterseiten</strong> <strong>von</strong> Eberhard Forst<br />
E-Mail: Eberhard Forst<br />
Soziale Faltenwespen<br />
NaturTageBuch<br />
Meine Themen<br />
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1) Der betäubte Mauersegler (Teil 1 <strong>von</strong> 2)<br />
„Sehet die Vögel unter dem Himmel, sie säen nicht, und sie ernten nicht<br />
und sie sammeln nicht(s) in Scheunen, und euer himmlischer Vater<br />
nähret sie doch! Seid ihr etwa nicht mehr als sie?“ (Matthäus 6,26)<br />
Ich weiß nicht, ob Jesus, als er sich mit diesen Worten vom Berge der<br />
Verkündigung herab an seine Zuhörer wandte, mit dem Finger auf die<br />
Mauersegler zeigte, die durch den Himmel Palästinas schossen.<br />
Jedenfalls kann man sie auch heute noch in beinahe allen Gebieten der<br />
Erde beobachten, wenn sie im Sommer mit schriller Stimme ihr „srieh,<br />
srieh, srieh“ schreiend am hohen Himmel oder zwischen den<br />
Häuserschluchten dahinjagen und offensichtlich ihr unbeschertes Leben<br />
genießen.<br />
Viele Leute halten sie für Schwalben, denen sie im Aussehen und in der<br />
Lebensweise ähneln.(Daher der volkstümliche Name „Turmschwalben“).<br />
Plinius, der Ältere, der kurz nach Jesus lebte, schreibt in seiner großen<br />
„Naturgeschichte“ (X, l 14): “Meistens befinden sich diese Vögel, die, da<br />
sie die Füße nicht gebrauchen, „Fußlose“, genannt werden, im Fluge.<br />
Andere Leute nennen sie „Höhlenvögel“ und halten sie für eine Art <strong>von</strong><br />
Schwalbe. Denn sie nisten auch wie die Schwalben in Felsen. <strong>Die</strong>se<br />
Vögel sieht man auf dem ganzen Meer. Und niemals entfernen sich<br />
Schiffe so weit vom Festland, dass nicht Mauersegler um sie herumfliegen.“<br />
Und an einer anderen Stelle (XI, 257) schreibt er: “<strong>Die</strong> Leute, die<br />
behaupten, dass es keinen Vogel ohne Füße gebe, versichern, dass<br />
auch die Mauersegler Füße haben.“ Inzwischen zweifelt niemand mehr,<br />
dass die Alpensegler, Verwandte der Mauersegler, die Plinius meinte,<br />
Füße haben. Aber wer <strong>von</strong> uns hat sie jemals selbst aus der Nähe<br />
gesehen? Auch ich müsste immer noch dem Lexikon glauben, wenn ich<br />
nicht zufällig einmal einen verunglückten Mauersegler gefunden hätte.<br />
An einem Sommerabend saß ich mit meiner Familie unter dem Balkon<br />
auf der Terrasse. zusammen, um die letzten Strahlen der untergehenden<br />
Sonne zu genießen.. <strong>Die</strong> abendliche Stille begann. Auch die in der Ferne<br />
singenden Drosseln waren allmählich leiser geworden. Nur eine kleine<br />
Gruppe <strong>von</strong> Vögeln schoss noch laut schreiend zwischen den Häusern<br />
hin durch. Plötzlich sahen wir über uns etwas wie einen<br />
vorübergleitenden Schatten, der im näch- sten Augenblick gegen die<br />
Scheibe der Balkontür stieß.<br />
Aufgeschreckt eilten wir alle nach oben, um den Vorfall in Augenschein<br />
zu nehmen. Meine Tochter rief: “Da liegt ein toter Vogel!“ „Ist das eine<br />
Drossel oder ein Star?“ fragte mein Sohn. „Ich glaube, es ist keins <strong>von</strong><br />
beiden, sondern eine Rauchschwalbe“, meinte ich, nachdem ich den<br />
regungslosen Vogel erblickt hatte. “Das glaube ich nicht“, sagte meine<br />
Frau, "vielleicht ist es ein Mauersegler“.