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09d-b.pdf - Holocaust-Handbücher

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Kapitel III: Zeugen und Angeklagtedesinfizieren könnte. Gerstein hatte einen bestimmten Stoff empfohlen, derauf die einzelnen Kleiderschichten aufgesprüht werden könne. Mir selbstwar dieser Stoff unbekannt. Globocnik fragte mich auch um Rat, worauf ichihm sagte, daß ich mir am besten die Sache selbst einmal im Lager ansehenwollte.«Da sich das Spinnstofflager in Lublin befand, gab es für Pfannenstielkeinen Anlaß zu einer Fahrt nach Bełżec, und Globocnik hatte keinenGrund, ihm den Besuch dieses angeblichen Vernichtungslagers zu erlauben.Pfannenstiel, der sich auch in diesem Punkt vom Gerstein-Bericht inspirierenließ, sog sich einen neuen, “tugendhaften” Grund für seine angeblicheAnwesenheit bei der “Vergasung” aus den Fingern: 172»Er [Wirth] fragte mich, ob ich eine derartige Vernichtungsaktion einmalbeobachten wollte, was ich nach langen Überlegungen dann auch bejahte.Ich hatte nämlich vor, dem Reichsarzt SS über diese VernichtungsaktionenBericht zu erstatten.«Beim Verhör vom 8. November 1963 feilte Pfannenstiel diese Erklärungnoch aus: 173»Daraufhin beschloß ich, bis zum nächsten Morgen in Bełżec zu bleiben,um über die gesamten Vorgänge aus eigener Kenntnis in Berlin berichtenzu können. Ich war damals in dem festen Glauben, daß in Berlinüber diese Dinge nichts bekannt sei.«Somit hatte sich Pfannenstiel glücklich zu einem zweiten Gerstein gemausert,der zwar nicht die ganze Welt, aber doch immerhin Berlin über die“Judenausrottung” in Kenntnis setzen wollte! Es erübrigt sich beinahe zubetonen, daß sein Bericht gegenüber dem Reichsarzt SS, Dr. Grawitz, nur»mündlich« 174 erfolgte und darum keine Spur davon existiert. Für PfannenstielsVersuch schließlich, diesen Bericht mit der Schließung des LagersBełżec in Verbindung zu bringen, gibt es keinerlei dokumentarischen Belege.Eine gelinde gesagt merkwürdige Behauptung stellte Pfannenstiel beimVerhör vom 9. November 1959 auf: 175»Meiner Erinnerung nach bestand das deutsche Lagerpersonal lediglichaus etwa vier Personen.«Dementsprechend sollen vier SS-Männer die Ausrottung von 600.000Menschen bewerkstelligt haben!172 Ebenda, S. 586.173 Verhör W. Pfannenstiels vom 8. November 1963. ZStL, Z 252/59, Bd. I, S. 15.174 Verhör vom 25. April 1960, ZStL, Z 252/59, Bd. I, S. 588.175 Verhör W. Pfannenstiels vom 9. November 1959. ZStL, Z 252/59, Bd. I, S. 137.69

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