Identifikation und Charakterisierung - OPUS - Universität Würzburg
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I. Einleitung<br />
6.2 Multiple Sklerose<br />
Die Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems. T-<br />
<strong>und</strong> B -Lymphozyten sowie Makrophagen durchdringen die Blut-Hirn-Schranke <strong>und</strong> gelangen<br />
so in das Zentrale Nervensystem. Dort zerstören sie durch die Ausschüttung von Cytokinen die<br />
Oligodentrogliazellen, die für die Herstellung der Myelinscheide verantwortlich sind. Das<br />
fehlende Myelin verhindert eine einwandfreie Erregungsweiterleitung (zusammengefasst in<br />
Steinman et al., 2002). Die ersten Krankheitssymptome treten zwischen dem 20. <strong>und</strong> 40.<br />
Lebensjahr auf, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Weltweit zählt<br />
man etwa 1 Million Betroffene. Häufig auftretende Symptome sind zunehmende Sehschwäche,<br />
Koordinationsprobleme <strong>und</strong> damit einhergehende Gehstörungen (McFarlin and McFarland.,<br />
1982; zusammengefasst in Steinman <strong>und</strong> Zamvil; 2003). Der Krankheitsverlauf kennzeichnet<br />
sich bei 85-90% der Patienten durch das wiederholte Auftreten <strong>und</strong> Rückbilden verschiedener<br />
neurologischer Symptome. Einen solchen Verlauf bezeichnet man als schubförmigerremittierender<br />
Verlauf, der später häufig in eine sek<strong>und</strong>är progrediente MS übergeht. Die<br />
restlichen 10-15% weisen eine primär progrediente MS auf. Dies zeigt sich in einem<br />
kontinuierlichen Fortschreiten der Erkrankung ohne eindeutige Schübe. (zusammengefasst in<br />
Sospedra <strong>und</strong> Martin, 2005 <strong>und</strong> Hafler, 2004). Es ist bekannt, dass sowohl Umwelteinflüsse als<br />
auch die genetische Veranlagung bei der Entstehung der Krankheit beteiligt sind (Ebers et al.,<br />
1995; Ebers et al., 1998).<br />
Die Schwierigkeit bei der Untersuchung von MS ist, dass man den Patienten aus<br />
diagnostischen Gründen zu Lebzeiten normalerweise keine Hirnbiopsie entnimmt.<br />
Autopsiematerial ist jedoch für eine Analyse oftmals nicht brauchbar. Dies grenzt die Zahl<br />
verwertbarer Gewebeproben drastisch ein.<br />
Die Biopsie des MS-Patienten FE, welche in dieser Arbeit untersucht wurde, hat man diesem<br />
zu Lebzeiten entnommen, da zunächst der Verdacht auf einen Hirntumor bestand. Zum<br />
besseren Verständnis soll an dieser Stelle kurz die Vorgeschichte dargestellt werden, welche<br />
schließlich zur erneuten Analyse der Biopsie im Rahmen dieser Arbeit führte. 1996 wurde die<br />
Hirnbiopsie des Patienten FE durch Babbe et al. (2000), 2001 das Blut durch Skulina et al.<br />
(2004) in einer CDR3-Spektratyping-Analyse auf expandierte TZR-β-Ketten untersucht. Die<br />
Vβ1-Jβ2.3-TZR-Kette trat hier expandiert auf. Diese Expansion konnten wir im Blut des<br />
Patienten 2003 erneut detektieren. Die anschließende Untersuchung einzelner CD8 + /Vβ1 + -<br />
Blutzellen durch die in dieser Arbeit beschriebene Einzelzell-RT-PCR lieferte den Verdacht<br />
auf eine korrespondierende α-Kette. Um diesen Verdacht zu bestätigen, wurde erneut Blut des<br />
Patienten analysiert. Wir konnten jedoch die Vβ1-Jβ2.3-Expansion durch CDR3-Spektratyping<br />
nicht mehr detektieren. Der Gr<strong>und</strong> hierfür könnte laut behandelndem Arzt die geänderte<br />
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