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bvwp-2030-referentenentwurf

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dass sich dies mit dem Vorgehen in den meisten Staaten bei der Anwendung von Nutzen-Kosten-Analysen<br />

im Bereich von Verkehrsinfrastrukturprojekten deckt.<br />

In wissenschaftlichen Untersuchungen werden dafür unterschiedliche Argumente angeführt. Eine<br />

wichtige Begründung ist, dass neue Infrastrukturprojekte als Teil eines Ganzen gesehen werden müssen.<br />

Zwar erlaubt die Verbesserung einer Teilstrecke teilweise nur einen kleinen Zeitgewinn, mehrere<br />

Verbesserungen können zusammen jedoch auch zu einem großen Zusatznutzen führen. Es wäre nicht<br />

logisch, kleine Differenzen, die in Teilschritten auftreten, niedriger zu bewerten als die Summe kleiner<br />

Differenzen im Gesamtmodell. Eine Nichtbewertung würde somit zu inkonsistenten Ergebnissen führen.<br />

Ein weiteres zentrales Argument liegt darin, dass Schwellenwerte für die Nichtberücksichtigung kleiner<br />

Einzelreisezeitdifferenzen wissenschaftlich nicht begründbar sind. Die Wahl eines Grenzwertes für die<br />

Abminderung des Zeitwertes erscheint willkürlich. Wenn z. B. eine Person einen gewissen Anteil ihres<br />

Zeitbudgets, zum Beispiel drei Minuten, bisher nicht nutzt, könnte sie nach einer Verbesserung, wie dem<br />

Neubau einer Straße, einen Zeitgewinn von über fünf Minuten generiert haben. Im Grenzbereich der<br />

Schwellenwerte sind somit Verzerrungen der Bewertungsergebnisse zu erwarten. Zudem ist davon<br />

auszugehen, dass Personen ihre Aktivitätenmuster über die Zeit anpassen und „kleine“ Zeitgewinne<br />

zumindest längerfristig nutzen werden.<br />

Für das Bewertungsverfahren des BVWP wurde in der Gesamtschau sämtlicher im Forschungsprojekt<br />

genannter Argumente der gutachterlichen Empfehlung gefolgt, alle ermittelten projektbedingten<br />

Zeitveränderungen zu berücksichtigen. Unabhängig davon werden – im Sinne der Transparenz – im<br />

Projektinformationssystem für die Einzelprojekte jeweils die Nutzenanteile ausgewiesen, die durch<br />

Zeitgewinne im niedrigen Minutenbereich entstehen. Bei der Straße sind dies die Nutzen durch<br />

Zeitgewinne im privaten Personenverkehr von weniger als einer Minute, bei der Schiene von weniger als<br />

zwei Minuten. Bei der Schiene wird ein höherer Wert gewählt, da dort in der Regel nur Großprojekte mit<br />

höheren Zeiteffekten pro Nutzer entstehen.<br />

Wirtschaftswachstum<br />

Ebenfalls geprüft wurde, inwieweit Unsicherheiten hinsichtlich des prognostizierten<br />

Wirtschaftswachstums bis <strong>2030</strong> relevant für die Stabilität der Bewertungsergebnisse sein könnten. Dazu<br />

wurde auf die Szenarienrechnungen zurückgegriffen, die im Rahmen der Verkehrsprognose <strong>2030</strong><br />

durchgeführt wurden. Im Kernszenario, das den Projektbewertungen zu Grunde liegt, ist ein jährliches<br />

Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in Höhe von 1,14 % unterstellt. In zwei Alternativszenarien wird<br />

der Einfluss auf Verkehrsleistung und - aufkommen untersucht, wenn das unterstellte jährliche Wachstum<br />

des Bruttoinlandsproduktes in Deutschland um rd. 0,3 Prozentpunkte höher bzw. niedriger wäre als im<br />

Kernszenario der Verkehrsprognose. Danach ist im Personenverkehr die Verkehrsleistung des<br />

motorisierten Verkehrs im höheren Szenario um ca. 4,8 % größer und im niedrigeren Szenario um ca. 4,5<br />

% geringer. Im Güterverkehr liegt die prognostizierte Verkehrsleistung im Jahr <strong>2030</strong> im höheren Szenario<br />

3,6 % über dem Kernszenario bzw. im niedrigeren Szenario 3,7 % unter dem Kernszenario. Die<br />

Abweichungen zum Kernszenario sind damit sehr moderat, so dass die Bewertungsergebnisse eine hohe<br />

Stabilität aufweisen.<br />

12.5.3 Alternativenprüfung<br />

Das Ziel der Alternativenprüfungen im Rahmen der BVWP-Aufstellung besteht darin, bereits in einem<br />

möglichst frühen Planungsstadium Alternativen zu untersuchen und die gewonnenen Erkenntnisse in den<br />

Entwicklungsprozess der Verkehrsinfrastruktur einfließen zu lassen. Gegenstand der<br />

Alternativenprüfungen ist es, zu beurteilen, ob Planalternativen bestehen, die beispielsweise mit<br />

geringeren Umweltauswirkungen oder Investitionskosten verbunden sind.<br />

Geprüft wurden nur vernünftige Optionen, die mit zumutbarem Aufwand zu ermitteln waren und als<br />

Alternativen zum eigentlichen Planentwurf ernsthaft in Betracht kamen. Nicht relevante Alternativen, die<br />

Bundesverkehrswegeplan <strong>2030</strong> 74

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