Digitale Mehrwerte _Hrsg. Lars M. Heitmueller_26092015
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
es sich über Nacht die neuesten Updates herunterladen kann. Wir steigen in den Fahrstuhl, der unsere Ankunft (bzw. die unseres<br />
Smartphones) bereits registriert hat und im Erdgeschoss auf uns wartet. An der Haustür gibt es dann keine Klinke mehr,<br />
sondern nur noch ein Motorschloss, das sich erst öffnet, wenn es uns an unserem Mobiltelefon erkennen kann. Aber auch der<br />
Putzfrau oder dem Handwerker kann der Eintritt gewährt werden.<br />
Wir selbst können uns abends also ganz sorgenfrei bei der mittels Lüftung erzeugten<br />
Meeresluft oder einer frischen Bergbrise entspannen.<br />
Das Smart Home wirft das technische Konzept der intelligenten Häuser der vergangenen<br />
20 Jahre über den Haufen. Ein enormer Vorteil besteht darin, dass<br />
beim intelligenten Wohnen die Kosten vergleichsweise weniger stark ins Gewicht<br />
fallen. Einerseits sind die Bedienungselemente Smartphone oder Tablet heutzutage<br />
meist ohnehin schon in jedem Haushalt vorhanden, andererseits lässt sich<br />
die Wohnung bequem in mehreren Schritten aufrüsten: Um sich sein eigenes<br />
Smart Home einzurichten, braucht es keine Installationen, sondern lediglich bestimmte<br />
Produkte, die über Funknetz (z.B. WLAN) miteinander kommunizieren<br />
können. Heute die Lampen, morgen die Rollos, später die Kaffeemaschine.<br />
Mittlerweile sind bereits viele Smart Home Geräte und Funktionen verschiedener<br />
Anbieter auf dem Markt, die sich über Apps zentral auf einer Plattform steuern,<br />
miteinander kombinieren und automatisieren lassen. Es handelt sich dabei um<br />
bezahlbare und einfach einzurichtende Lösungen, die seitens der Konsumenten<br />
auf immer größeres Interesse stoßen. Bei einer Preisspanne zwischen 50 und 300 Euro können aktuelle Automatisierungssysteme<br />
sogar in Studentenwohnungen problemlos zum Einsatz kommen. Sie sind daher keineswegs nur exklusiv für die Schönen<br />
und Reichen gedacht, sondern für ein breites, umweltbewusstes Publikum, das sich auch zu Hause mehr Sicherheit, Komfort<br />
und Energieeffizienz wünscht. Das Smart Home bietet daher jede Menge Chancen, um in Zukunft zum Massenphänomen zu<br />
werden. Somit ist es durchaus vorstellbar, dass viele Smart Home Gegenstände als disruptive Innovationen höchstwahrscheinlich<br />
schon sehr bald den breiten Massenmarkt erschließen werden.<br />
Anne Biedermann<br />
Internet of (Every)Thing?<br />
Anne Biedermann<br />
Es klingelt. Susanne öffnet die Tür. Der Postbote lächelt<br />
sie freundlich an und reicht ihr ein kleines Päckchen. „Seltsam“,<br />
denkt sich Susanne, „dabei hatte ich doch gar nichts<br />
bestellt?“ Neugierig öffnet sie die Verpackung und blickt auf<br />
einen Satz neuer Druckerpatronen. „Schatz, hast du etwa die<br />
Patronen für den Drucker bestellt?“, ruft sie ihrem Mann im<br />
Wohnzimmer zu. „Nein“, antwortet dieser, „das muss der Drucker<br />
gewesen sein!“.<br />
So wie Susanne wird es künftig wohl vielen gehen. Willkommen<br />
in der Gegenwart. Willkommen im Internet of Things, der<br />
intelligenten Vernetzung von Menschen, Prozessen, Daten<br />
und Dingen. Willkommen in einer Zeit, in der der Computer als<br />
Gerät selbst immer mehr an Bedeutung verlieren und stattdessen<br />
durch „intelligente Gegenstände“ ersetzt werden wird.<br />
Ziel ist es dabei, den Menschen bei all seinen Tätigkeiten unmerklich<br />
zu unterstützen - d. h. ohne ihm wirklich aufzufallen<br />
oder ihn abzulenken. Dadurch soll die Informationslücke<br />
zwischen der realen und der virtuellen Welt auf ein Minimum<br />
reduziert werden. Der Beginn einer neuen Ära mit einem Internet<br />
of Things, kurz IoT, macht sich langsam, aber deutlich<br />
bemerkbar: Smart-phone, Smart-car, Smart-TV - kaum ein<br />
Gebrauchsgegenstand scheint in der letzten Zeit nicht „smarter“,<br />
nicht „intelligenter“ geworden zu sein.<br />
Im Fall von Susanne sind es die Druckerpatronen, die heutzutage<br />
mittels Chiptechnologie identifiziert werden, so dass ihr<br />
Füllstand permanent überwacht werden kann. Unterschreitet<br />
jener dann eine gewisse Grenze, erfolgt die Nachbestellung<br />
über die Herstellerwebseite automatisch - der Drucker bestellt<br />
nun selbst.<br />
Weitaus gebräuchlicher sind gegenwärtig bereits die so genannten<br />
Wearables. Das sind extrem kleine Minicomputer,<br />
die mit unterschiedlichen Sensoren ausgestattet werden<br />
und in verschiedenen Formen auftreten können. Als Sportgadgets<br />
sind sie mittlerweile auch in Deutschland schon weit<br />
verbreitet. Neben einem guten Tragekomfort ermöglichen sie<br />
nicht nur eine detaillierte Analyse der unterschiedlichsten<br />
Sportaktivitäten (Schrittzahl, Herzfrequenz, Müdigkeitslevel,<br />
Schweißproduktion etc.) und des Schlafverhaltens, sondern<br />
sehen dabei auch noch extrem schick aus. Einige Geräte vereinen<br />
bereits die Fitnessfunktionen eines Activity-Trackers mit<br />
den Benachrichtigungen einer Smartwatch - sie sind daher<br />
auch iOS und Android kompatibel und gewährleisten dem<br />
Träger Computerfunktionalität und -konnektivität sowie Internetzugriff.<br />
Und wer sich an die einzelnen Sportgadgets als Zusatzapplikationen<br />
nicht gewöhnen möchte, der kann sich auch gleich<br />
mit einer „komplett intelligenten“ Sportgarderobe ausstatten<br />
lassen. Denn Trainingsergebnisse können mittlerweile auch<br />
durch Trikots, Socken oder Schuhsohlen gemessen werden.<br />
Den Hochleistungssportlern verspricht eine intelligent vernetzte<br />
Sportbekleidung sogar noch bessere Leistungen und<br />
außerdem soll sie zusätzlich möglichen Verletzungen vorbeugen.<br />
Jene besonderen Kleidungsstücke, so genannte Smart<br />
Clothes, messen und analysieren die Körperaktivitäten ihrer<br />
117