18.07.2016 Aufrufe

Digitale Mehrwerte _Hrsg. Lars M. Heitmueller_26092015

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Doch wie kommen Firmen an solch eine Kooperation? Seit geraumer Zeit gibt es in<br />

Deutschland eine nach amerikanischem Vorbild geschaffene professionelle YouTube-Szene.<br />

Gesammelt findet sich die Szene in so genannten Netzwerken oder auch<br />

Multi-Channel-Networks wieder. Dabei handelt es sich um Agenturen, die YouTuber<br />

wie daaruum unter Vertrag nehmen, ihnen Werbedeals verschaffen, sie mit Technik<br />

ausstatten oder in PR-Fragen beraten. Das Geschäftsmodell der Netzwerke versucht<br />

aus YouTubern regelrechte Geldmaschinen zu machen, allerdings ohne Rücksicht auf<br />

Verluste. Sie handeln Verträge mit Firmen für die YouTuber aus und kassieren dabei<br />

horrende Provisionen. Doch dies geschieht alles auf Kosten der Video-Macher, die<br />

nicht mehr frei über den Inhalt ihrer Videos entscheiden dürfen. Das Produkt oder die<br />

Dienstleistung muss dabei durchweg positiv wegkommen, denn man erhält schließlich<br />

eine nicht unerhebliche Summe X für den<br />

Werbedeal. Und das bitte am besten so authentisch<br />

wie möglich und ohne dabei deutlich<br />

auf eine Produktplatzierung hinzuweisen.<br />

Denn gekaufte YouTuber, die ihre Kooperation<br />

nicht nennen, kommen gar nicht gut bei<br />

den Zuschauern an.<br />

In der letzten Zeit geriet vor allem das Netzwerk<br />

Mediakraft – auch daaruum steht hier<br />

unter Vertrag – immer wieder in die Schlagzeilen<br />

1 , weil ihm die YouTube-Stars in Scharen<br />

davon liefen. Der Schaden war so groß, dass sogar Geschäftsführer Krachten 2<br />

das Unternehmen verlassen musste. Mediakraft soll seine YouTube-Stars regelrecht<br />

zu Schleichwerbung aufgefordert haben. Doch genau hier liegt das Problem: wenn<br />

YouTuber mit einer großen Reichweite, Kooperationen nicht korrekt angeben, machen<br />

sie sich unglaubwürdig. Das wiederum ist nicht nur ein moralisches Problem, sondern<br />

kann sowohl dem Ansehen der kooperierenden Firmen als auch dem der YouTuber<br />

schaden. Also genau das Gegenteil erzeugen. Trotzdem ist es grundsätzlich keine<br />

schlechte Idee, sie als Gesicht für eine Kampagne zu verpflichten. Mit relativ geringem<br />

Budget kann gezielt eine enorme Reichweite erzeugt werden.<br />

YouTube hat 10 Jahre nach seiner Gründung eine eigene, profitträchtige Entertainment-Branche<br />

geschaffen. Ein eigenes Star- und Bedeutungssystem mit einem ganz<br />

eigenen moralischen Kodex ist somit entstanden. Aus vielen YouTube-Stars sind bereits<br />

eigene Marken geworden, die sich mithilfe der Video-Plattform auch selbst zu<br />

vermarkten wissen. Sie hätten unerlaubtes Product-Placement gar nicht nötig. Der<br />

Zuschauer aber muss Werbung erkennen können und darf nicht durch unkorrekte<br />

Angaben in die Irre geführt werden. Schleichwerbung ist kein Kavaliersdelikt und in<br />

Deutschland grundsätzlich verboten. Im Falle von daaruums lobenden Favoriten-Videos<br />

soll es sich natürlich nicht um Kooperationen mit den jeweiligen Unternehmen<br />

handeln. Der Zuschauer soll schließlich wissen, um welche Produkte es sich genau<br />

handelt. Die nette Freundin von nebenan oder doch ausgetüftelte Werbestrategie?<br />

Glaubwürdigkeit und Authentizität lassen sich jedenfalls nicht kaufen, ohne den Charakter<br />

einer Dauerwerbesendung zu bekommen.<br />

©Maxi Findeisen<br />

Pinselbild © Markus Bäcker / pixelio.de Tastaturbild: © pixel horst / pixelio.de<br />

1 https://www.ndr.de/nachrichten/netzwelt/YouTube-Streit-Stars-kuendigen-Mediakraft,youtube1190.html<br />

2 http://www.spiegel.de/netzwelt/web/mediakraft-christoph-krachten-verlaesst-die-geschaeftsfuehrung-a-1015691.html<br />

75

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!