Digitale Mehrwerte _Hrsg. Lars M. Heitmueller_26092015
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Doch wie kommen Firmen an solch eine Kooperation? Seit geraumer Zeit gibt es in<br />
Deutschland eine nach amerikanischem Vorbild geschaffene professionelle YouTube-Szene.<br />
Gesammelt findet sich die Szene in so genannten Netzwerken oder auch<br />
Multi-Channel-Networks wieder. Dabei handelt es sich um Agenturen, die YouTuber<br />
wie daaruum unter Vertrag nehmen, ihnen Werbedeals verschaffen, sie mit Technik<br />
ausstatten oder in PR-Fragen beraten. Das Geschäftsmodell der Netzwerke versucht<br />
aus YouTubern regelrechte Geldmaschinen zu machen, allerdings ohne Rücksicht auf<br />
Verluste. Sie handeln Verträge mit Firmen für die YouTuber aus und kassieren dabei<br />
horrende Provisionen. Doch dies geschieht alles auf Kosten der Video-Macher, die<br />
nicht mehr frei über den Inhalt ihrer Videos entscheiden dürfen. Das Produkt oder die<br />
Dienstleistung muss dabei durchweg positiv wegkommen, denn man erhält schließlich<br />
eine nicht unerhebliche Summe X für den<br />
Werbedeal. Und das bitte am besten so authentisch<br />
wie möglich und ohne dabei deutlich<br />
auf eine Produktplatzierung hinzuweisen.<br />
Denn gekaufte YouTuber, die ihre Kooperation<br />
nicht nennen, kommen gar nicht gut bei<br />
den Zuschauern an.<br />
In der letzten Zeit geriet vor allem das Netzwerk<br />
Mediakraft – auch daaruum steht hier<br />
unter Vertrag – immer wieder in die Schlagzeilen<br />
1 , weil ihm die YouTube-Stars in Scharen<br />
davon liefen. Der Schaden war so groß, dass sogar Geschäftsführer Krachten 2<br />
das Unternehmen verlassen musste. Mediakraft soll seine YouTube-Stars regelrecht<br />
zu Schleichwerbung aufgefordert haben. Doch genau hier liegt das Problem: wenn<br />
YouTuber mit einer großen Reichweite, Kooperationen nicht korrekt angeben, machen<br />
sie sich unglaubwürdig. Das wiederum ist nicht nur ein moralisches Problem, sondern<br />
kann sowohl dem Ansehen der kooperierenden Firmen als auch dem der YouTuber<br />
schaden. Also genau das Gegenteil erzeugen. Trotzdem ist es grundsätzlich keine<br />
schlechte Idee, sie als Gesicht für eine Kampagne zu verpflichten. Mit relativ geringem<br />
Budget kann gezielt eine enorme Reichweite erzeugt werden.<br />
YouTube hat 10 Jahre nach seiner Gründung eine eigene, profitträchtige Entertainment-Branche<br />
geschaffen. Ein eigenes Star- und Bedeutungssystem mit einem ganz<br />
eigenen moralischen Kodex ist somit entstanden. Aus vielen YouTube-Stars sind bereits<br />
eigene Marken geworden, die sich mithilfe der Video-Plattform auch selbst zu<br />
vermarkten wissen. Sie hätten unerlaubtes Product-Placement gar nicht nötig. Der<br />
Zuschauer aber muss Werbung erkennen können und darf nicht durch unkorrekte<br />
Angaben in die Irre geführt werden. Schleichwerbung ist kein Kavaliersdelikt und in<br />
Deutschland grundsätzlich verboten. Im Falle von daaruums lobenden Favoriten-Videos<br />
soll es sich natürlich nicht um Kooperationen mit den jeweiligen Unternehmen<br />
handeln. Der Zuschauer soll schließlich wissen, um welche Produkte es sich genau<br />
handelt. Die nette Freundin von nebenan oder doch ausgetüftelte Werbestrategie?<br />
Glaubwürdigkeit und Authentizität lassen sich jedenfalls nicht kaufen, ohne den Charakter<br />
einer Dauerwerbesendung zu bekommen.<br />
©Maxi Findeisen<br />
Pinselbild © Markus Bäcker / pixelio.de Tastaturbild: © pixel horst / pixelio.de<br />
1 https://www.ndr.de/nachrichten/netzwelt/YouTube-Streit-Stars-kuendigen-Mediakraft,youtube1190.html<br />
2 http://www.spiegel.de/netzwelt/web/mediakraft-christoph-krachten-verlaesst-die-geschaeftsfuehrung-a-1015691.html<br />
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