Digitale Mehrwerte _Hrsg. Lars M. Heitmueller_26092015
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Entstehung neuer<br />
Kommunikationskulturen<br />
durch die Digitalisierung<br />
#<strong>Digitale</strong>Kommunikation<br />
Der emotional geführte Streit über die Auswirkungen der Digitalisierung auf<br />
die Gesellschaft und auf das Individuum vermittelt in der Betrachtung dieses<br />
Phänomens häufig den Eindruck, dass die negativen Aspekte dieser Entwicklung<br />
überhand nehmen. Solche Gedanken sind jedoch ganz normale Reaktionen<br />
auf Veränderungen und neue Technologien, die so zu jeder Zeit innerhalb der<br />
Gesellschaft aufgetreten sind und auftreten werden. Was jedoch nicht aus<br />
den Augen verloren werden sollte, sind diejenigen Vorgänge, die scheinbar<br />
automatisch geschehen. Diejenigen, die die Gesellschaft unbemerkt selbst<br />
vollzieht; diejenigen Vorgänge, mit deren Hilfe sie sich weiter entwickelt. Indem die<br />
Gesellschaft die ihr dargebotenen Möglichkeiten nutzt, kreiert sich daraus etwas<br />
Neues.<br />
So entstehen auch neue Kommunikationskulturen<br />
über das<br />
Internet, welche die Menschen<br />
überall auf der Welt verbinden und sich<br />
miteinander unterhalten lassen. Die Digitalisierung<br />
bereichert unsere Sprache<br />
auf verschiedenen Wegen, es entwickeln<br />
sich sogar unterschiedliche neue<br />
Formen der Kommunikation. Im folgenden<br />
werden zwei solche Phänomene<br />
kurz angeschnitten, die jeder von uns<br />
kennt: die Verwendung von sogenannten<br />
Hashtags und Emojis.<br />
Hashtags<br />
Wer twittert kommt nicht<br />
drum herum, in Facebook<br />
ist es ebenfalls bereits zum<br />
Alltag geworden: das Hashtag.<br />
Früher noch Doppelkreuz genannt,<br />
wird es heute vor einem Schlagwort<br />
platziert, das passend zum Beitrag ist.<br />
Nicht nur ist es praktisch, Keywords für<br />
die Suchfunktion von sozialen Diensten<br />
im laufenden Text einfließen zu lassen,<br />
sondern auch en vogue. So hat sich das<br />
Hashtag von einer Metainformation zu<br />
einem sozialen „Tag“ entwickelt. Wenn<br />
etwas wichtig ist, kommt eine Raute davor.<br />
Ob im Chat, auf dem Papier, oder<br />
sogar beim Smalltalk mit Hilfe der Hände<br />
(wer von uns erinnert sich nicht an<br />
das legendäre Jimmy Fallon und Justin<br />
Timberlake-Video?)[1].<br />
Etabliert wurde das Hashtag 2007<br />
durch den Kurznachrichtendienst<br />
Twitter, um Beiträge<br />
einfacher Gruppen zuzuordnen.<br />
Zum ersten Mal wurde<br />
die Raute zu diesem Zwecke<br />
allerdings bereits 1988 im<br />
Chat-System Internet Relay<br />
Chat (IRC) verwendet.<br />
Später folgten Pinterest, Instagram und<br />
Google+ mit der Nutzung von Hashtags<br />
und natürlich auch Facebook. Seitdem<br />
hat sich das Hashtagging medial entwickelt<br />
und wird längst nicht mehr nur auf<br />
Social Media Plattformen benutzt, sondern<br />
auch kanalübergreifend.[2]<br />
Hashtagging gehört nicht mehr bloß<br />
zum privaten Bereich dazu, sondern<br />
wird auch in der Wirtschaftskommunikation<br />
eingesetzt. So sind die Hashtags<br />
auf Plakaten, in Zeitschriften, sogar in<br />
Fernsehspots zu finden. Dabei wird auf<br />
die Second Screen Nutzung der Konsumenten<br />
abgezielt. Unser permanenter<br />
Online-Status durch Smartphones und<br />
Tablets hilft der Unternehmenskommunikation,<br />
eine Interaktion zwischen<br />
Konsument und Werbung hervorzurufen,<br />
indem die Konsumenten durch<br />
Hashtags direkt zu Webinhalten geführt<br />
werden.<br />
Somit veränderten die Hashtags nicht<br />
nur die Kommunikation unter den privaten<br />
Nutzern von digitalen Kommunikationsplattformen<br />
und erleichterte ihnen<br />
die Suche nach bestimmten Inhalten.<br />
Das Phänomen griff auch auf andere<br />
Kommunikationsbereiche über und fand<br />
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