Digitale Mehrwerte _Hrsg. Lars M. Heitmueller_26092015
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Smarte<br />
Backfabriken<br />
auf dem<br />
Vormarsch?<br />
Das deutsche Handwerk<br />
erfährt bereits seit einigen<br />
Jahren eine neue Revolution.<br />
Bekömmliche Vielfalt, guter<br />
Geschmack und Fingerspitzengefühl<br />
gehören zum Bäcker-Beruf<br />
dazu. Knapp 400 Brotvariationen<br />
und 1200 Feingebäckarten werden<br />
täglich in den deutschen Bäckereien<br />
zubereitet. Deutschland<br />
versteht sich als Back-Hochkultur<br />
und in keinem anderen Land der<br />
Welt hat das Brot einen so hohen<br />
Stellenwert. Ein Beruf, der nie<br />
auszusterben droht? Zu Beginn<br />
der 90er Jahre gab es noch knapp<br />
26.000 Meisterbackbetriebe – heute<br />
sind es nur noch um die 14.000. Das<br />
klassische deutsche Bäckerhandwerk<br />
hat deutliche Verluste zu verzeichnen.<br />
Der Grund sind die Großbäckereien<br />
und Ketten, die die Einzelgeschäfte<br />
vom Markt drängen. Der kleine Bäcker<br />
von nebenan hat kaum noch eine<br />
Chance, es sei denn, er backt seine<br />
Brötchen auf eine andere, abhebende<br />
und „innovative“ Art. Doch ob Bio oder<br />
Dinkel und Co. - das Einzelgeschäft<br />
wird zukünftig keine Chance haben.<br />
Supermärkte, Tankstellen oder Discounter<br />
– das Brötchen zum Spottpreis<br />
bekommt man heute an jeder<br />
Ecke. Nicht ohne Grund haben sich<br />
die Bäckereien filialisiert, um Kosten<br />
zu sparen und nah am Verbraucher zu<br />
sein. Neben den Discounter-Preisen<br />
bei den Brötchen, müssen sich die<br />
klassischen Bäckerketten neue Nischen<br />
suchen, um sich abzuheben.<br />
Qualität, Tradition und Handwerk ist<br />
die eine Seite, die Nähe zum Kunden<br />
die andere. Aber auch intern können<br />
neue Potenziale, wie zum Beispiel die<br />
Digitalisierung von Geschäftsprozessen<br />
genutzt werden, um sich von der<br />
Konkurrenz abzuheben und dem Kunden,<br />
sei es im B2C oder B2B-Bereich,<br />
neue Möglichkeiten zu bieten.<br />
Doch wie schaut es eigentlich in<br />
den deutschen Bäckereien im Bereich<br />
„Digitalisierung“ aus? Ein um<br />
1939 gegründetes Familienunternehmen<br />
mit Sitz in Berlin-Neukölln<br />
gibt Antworten darauf, inwiefern<br />
sich der digitale Wandel auf ihre<br />
Bäckerphilosophie ausgewirkt hat.<br />
Wie haben Sie als Unternehmen,<br />
auf den digitalen Wandel<br />
reagiert und wie wurden Ihre<br />
Geschäftsmodelle an die Digitalisierung<br />
angepasst?<br />
Die Digitalisierung hat auch in unserem<br />
Unternehmen zu Einflüssen<br />
auf die internen Arbeitsabläufe geführt.<br />
Zum Beispiel wurden unsere<br />
Bestellprozesse verändert oder es<br />
verläuft heutzutage viel mehr über den Mailverkehr. Allerdings hat sich unser Geschäftsmodell<br />
hierdurch nicht verändert.<br />
Welche modernen Informations- und Kommunikationstechnologien kommen<br />
in Ihrem Unternehmen konkret zum Einsatz?<br />
Wir verwenden seit neuestem beispielsweise ein modernes GPS-gestütztes Touren-System,<br />
mit dem unsere Auslieferungsfahrten ökonomischer geplant werden<br />
können. Das System plant nicht nur Routen, sondern gibt auch detaillierte Auskünfte<br />
über Fahrt- und Standzeiten, Fahrverhalten, Verkehrswarnungen etc. und<br />
bietet gleichzeitig die Möglichkeit, direkt mit den Fahrern<br />
zu kommunizieren. Der Datenabruf erfolgt über<br />
ein Online-Portal und ist, z.B. via Apps, zu jeder Zeit<br />
an jedem Ort zugänglich. Das System erleichtert die<br />
Routenplanung erheblich. Zur Sicherung unserer Produktionsanlagen<br />
vor Diebstählen etc. nutzen wir die digitale<br />
Videoüberwachung. Momentan steht außerdem<br />
zur Diskussion, ob wir die Stundenabrechnung auf eine<br />
biometrische Zeiterfassung mit Fingerabdruck umstellen,<br />
da dies eine gute Möglichkeit ist, Betrug zu reduzieren.<br />
Die Technologie ist jedoch bisweilen sehr kostspielig<br />
und es liegen uns noch keine Erfahrungswerte aus<br />
dem näheren Umfeld vor.<br />
Wie lässt sich der digitale Mehrwert maximieren<br />
und wie heben Sie sich als Unternehmen vom Wettbewerb ab?<br />
Als Unternehmen heben wir uns hauptsächlich durch unser großes Produktsortiment,<br />
Leistungsspektrum und die hohen Qualitätsansprüche von unseren Wettbewerbern<br />
ab. Die Digitalisierung spielt in dieser Frage – bislang – noch eine<br />
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