Digitale Mehrwerte _Hrsg. Lars M. Heitmueller_26092015
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Eine Person,<br />
Ein Laptop,<br />
Eine Firma<br />
Es war noch nie so leicht selbstständig zu arbeiten. Denn man<br />
braucht dafür heute weder Investitionkapital noch teures Personal.<br />
Das war natürlich nicht immer so. Über 500 Jahre lang gehörten<br />
die Produktionsmittel – die Fabrik und das System - einem<br />
Boss. Und wenn einem die Produktionsmittel - wie beispielsweise<br />
eine bestimmte Maschine, eine Fabrik oder ein Gebäude<br />
- gehörten, konnte man damit gutes Geld verdienen. Im<br />
Zuge der Digitalisierung hat sich dieses Verhältnis verlagert.<br />
Die notwendigen Betriebsmittel sind in der Regel nicht mehr<br />
die Maschinen oder die Infrastruktur, sondern der Laptop. Einen<br />
Laptop mit Internetverbindung zu besitzen bedeutet, dass<br />
man das alles entscheidende Betriebsmittel besitzt, das in allen<br />
Organisationen auf jeder Hierarchieebene genutzt wird.<br />
Wenn man einen Laptop besitzt, ist man auch nicht lokal gebunden.<br />
Also braucht man kein teures Büro und ist weltweit<br />
mobil (solange man eine schnelle Internetverbindung hat). Mit<br />
einem mobilen Büro kann man Zeit und Geld für die An- und<br />
Abreise zum Büro sparen. Häufig ist man auch produktiver, da<br />
es weniger Ablenkung durch das Bürogewusel gibt. Wer ein<br />
mobiles Büro umsetzen möchte, kann unzählige Werkzeuge<br />
im Internet nutzen, um die reibungslose Kommunikation mit<br />
Kunden und Partnern zu gewährleisten. Ein paar Beispiele<br />
sind: Dropbox für einen schnellen und unkomplizierten Dateienaustausch,<br />
Asana, ein von mehreren Personen nutzbares<br />
Projektmanagement-Tool, Google Docs, welches die simultane<br />
Arbeit an Dateien, wie zum Beispiel Tabellenkalkulation,<br />
Textverarbeitung oder Präsentationen ermöglicht, Screensharing<br />
- Skype hat eine Screensharing-Funktion, in der man<br />
jedem auf einfache Weise zeigen kann, was man selbst gerade<br />
an seinem Bildschirm sieht; und auch VoIP-Telefonie kann<br />
sehr hilfreich sein – so kann man beispielsweise mit einer<br />
lokalen deutschen Nummer bei Geschäftspartnern anrufen,<br />
auch wenn man gerade am Strand im Ausland sitzt.<br />
Auch Personal und einzelne Dienstleistungen lassen sich<br />
heute online günstig und bequem einkaufen. Grafische Arbeiten,<br />
Übersetzungen, Transkriptionen, Recherchen und vieles<br />
mehr sind nur wenige Klicks entfernt.<br />
Vor allem mit Hilfe virtueller persönlicher Assistenten können<br />
kleine Unternehmen so einige Aufgaben automatisieren. Ist<br />
das Unternehmen noch jung und hat keine beziehungsweise<br />
kaum eigene Angestellte, so werden zum Teil komplette<br />
Unternehmensbereiche noch mit vom Inhaber angeschoben.<br />
Insbesondere Gründer in der Startphase machen häufig noch<br />
alles selbst: von Marketing, Neukundenaufnahme, Kundenbetreuung,<br />
Leistungserbringung und Buchhaltung über Rechnungskorrekturen,<br />
Controlling, Recherchen, Networking,<br />
Community Management und unzählige weitere Aufgaben.<br />
Hat das Unternehmen bereits Angestellte, die viele dieser<br />
Funktionen übernehmen, so bleiben in der Regel dennoch<br />
einige zeitintensive Aufgaben an der Geschäftsführung hängen,<br />
die häufig nicht zu deren eigentlichem Kernarbeitsgebiet<br />
gehören. Terminkoordination und Standardmails beantworten<br />
sind nur zwei Standardbeispiele.<br />
Zur Umsetzung: Hat man sich einen Überblick über die<br />
noch nicht automatisierten Tätigkeiten verschafft, werden<br />
im nächsten Schritt die Funktionen definiert. Hilfreich ist es<br />
dabei, den jeweiligen zu automatisierenden Unternehmensbereich<br />
im Flussdiagramm abzubilden und die anfallenden<br />
Aufgaben neben die einzelnen Stationen zu schreiben. Beispielsweise<br />
könnten neben dem Bereich ‚Recruiting‘ im Flussdiagramm<br />
Aufgaben wie „Jobanzeigen aufsetzen“, „Jobanzeigen<br />
einstellen“ und „Jobanzeigen regelmäßig aktualisieren“<br />
stehen. Durch das Diagramm sieht man in der Regel schon<br />
recht gut, in welche Funktionen sich Aufgabenbereiche zusammenfassen<br />
lassen. Im nächsten Schritt definiert man die<br />
Verantwortlichkeiten für jede Funktion, verfasst ein Tutorial zu<br />
dem Aufgabenbereich und beschreibt – ähnlich wie in einer<br />
Stellenausschreibung – kurz, welche Anforderungen an den<br />
virtuellen persönlichen Assistenten (VPA) gestellt werden, der<br />
die Aufgabe übernimmt.<br />
In vielen Fällen sind VPA eine gute Möglichkeit, in kleinen<br />
Unternehmen Prozesse zu automatisieren, das Unternehmen<br />
skalierbar zu machen und die Strukturen gleichzeitig schlank<br />
zu halten.<br />
Das Internet bietet für Kleinunternehmer zahlreiche Möglichkeiten<br />
Aufgaben auszulagern. Das Potential, die Produktivität<br />
sowie die Qualität des Außenauftritts zu steigern, wird bisher<br />
meist nicht voll ausgeschöpft und bietet attraktive Möglichkeiten<br />
für die Skalierung kleiner Unternehmen.<br />
Bineta Durigo<br />
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