60 Von der Angst etwas zu verpassen und einer App, die auszog, um das Abschalten zu Lehren.
FOMO - Fear of Missing Out // Angst, etwas zu verpassen Nomophobia - No-more-phone phobia // Kein-Handy-mehr-Phobie FOMO und Nomophobie haben sich inzwischen als kulturelle Phänomene etabliert. Laut einer Studie von JWT Intelligence verspürt die Mehrheit der Erwachsenen zwischen 18 und 34 Jahren aus Großbritannien und den USA die sogenannte FOMO, wenn sie in ihren genutzten Social Media-Plattformen sehen, dass Freunde etwas machen, bei dem sie nicht dabei sind und fürchten generell, durch Plattformen wie Facebook ausgeschlossen zu werden. Die deutschen Smartphone-Nutzer fühlen höchstwahrscheinlich sehr ähnlich, nutzen sie doch ihre mobilen Endgeräte beinahe genauso häufig. Parallel dazu greift die Nomophobia um sich: Mehr als die Hälfte der 20 bis 49-Jährigen in Deutschland können sich ein Leben ohne Handy gar nicht mehr vorstellen. Längst werden uns vielerlei gesellschaftliche, psychische und physische Konsequenzen vorhergesagt: Von einer falschen Körperhaltung aufgrund der Kopfneigung nach unten über den Qualitätsverlust von Freundschaften und Abstumpfung der sozialen Konktaktfähigkeit bis hin zum klassischen Konzentrationsverlust und Sinken der Produktivität. Falsch sind diese Annahmen natürlich nicht. Was aber bedeutet das nun für die Nutzer digitaler Inhalte, die Digital Natives und Immigrants? Und was bedeutet das für alle Anbieter digitaler Inhalte? Die App Offtime setzt aufs Abschalten. Die in 2014 gelaunchte App will seinen Usern mehr Zeit für Freizeit, Familie und Job ermöglichen, indem sie mithilfe von Statistiken zur Smartphone-Nutzung das Abschalten schmackhaft macht. Dem User soll bewusst gemacht werden, welche Funktionen er wie häufig nutzt. Darüber hinaus gibt es dann die Möglichkeit Profile zu erstellen, die eingehende und ausgehende Kommunikation filtern. Laut Unternehmen sinke dadurch die Nutzungsintensität deutlich. Gleichzeitig würden die Konzentration und Produktivität bei der Arbeit steigen und Entspannung stelle sich schneller und leichter ein. Doch beißt Offtime mit ihrem Konzept nicht in die Hand, die sie füttert? Nicht unbedingt. Der Begriff „Informationsüberflutung“ ist inzwischen fester Bestandteil der heutigen Mediensoziologie und der Unternehmensberatung und verdeutlicht, dass eine Problematik in der Vielfalt und Verbreitung von Information besteht. Dabei liegt diese nicht in der Information selbst, sondern vielmehr in der Quantität und Ubiquität, in der sie verbreitet wird. Die Herausforderung ist insofern die Verarbeitung und Organisation von Information, und das auf einfache und effiziente Art und Weise. Aus der Perspektive der Nutzer digitaler Inhalte scheint es dennoch zunächst paradox, dass eine digitale Anwendung entwickelt wurde, um das ständige Digital-Sein zu reduzieren. Aber vielleicht, gerade weil wir Digital Natives und Immigrants sind und uns unser Leben kaum ohne Handy und Smartphone vorstellen können, kann uns nur etwas Endogenes davon überzeugen, abzuschalten. Aus der Perspektive der Anbieter von digitalem Content scheint der Launch von Offtime eher ein Wegweiser für die Nutzer in Richtung Restriktion zu sein. Dass Apple sich jedenfalls restriktiv verhält, ist daher wenig überraschend. Dennoch trifft diese Einschätzung bei genauerem Hinsehen weniger zu. Sicherlich hat Offtime das Ziel, dass Smartphone- und Tablet-Besitzer das Gerät beiseitelegen und abschalten und so weniger Inhalte konsumieren. Doch muss dies nicht bedeuten, dass Offtime und wohlmögliche Nachzügler und ähnliche Tools den Markt gefährden. Vielmehr befruchten sie den Markt. Denn nicht selten haben Gegen-Trends einem etablierten Markt zu neuem Aufschwung verholfen und neue Geschäftsmodelle erschaffen: Vom Fast Food-Trend zur Slow Food-Bewegung, von der Geiz ist geil-Mentalität hin zum Sich mal etwas gönnen oder von der Massenware der weltweiten Modeketten zurück zu Selbstgenähtem. Die Frage ist nur, wie und wann sich die Gatekeeper wie Apple davon überzeugen lassen... Nina von Haken Literatur: 1) JWT Intelligence (2011): FOMO. The Fear of Missing Out. http:// www.jwtintelligence.com/wp-content/uploads/2012/03/F_JWT_FO- MO-update_3.21.12.pdf. (Stand: 19.02.2015). 2) Deals.com (2015): Anteil der Smartphone-Besitzer an der Gesamtbevölkerung in ausgewählten europäischen Ländern im Jahr 2013. Statista - Das Statistik-Portal. http://de.statista.com/statistik/daten/ studie/312108/umfrage/anteil-der-smartphone-besitzer-in-europanach-laendern/. (Stand: 19.02.2015). 3) IfD Allensbach (2015): Anteil der Befragten, die sich ein Leben ohne Handy nicht mehr vorstellen können. Statista - Das Statistik- Portal. URL: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/154072/ umfrage/meinung-zu-einem-leben-ohne-handy-nach-alter/. (Stand: 19.02.2015). 4) Räth, G. (2014): Diese App sagt der ständigen Erreichbarkeit den Kampf an. Gründerszene. URL: http://www.gruenderszene.de/allgemein/offtime-app-interview. (Stand: 19.02.2015). 61
- Seite 1 und 2:
Wirtschaftskommunikation • HTW Be
- Seite 3 und 4:
IMPRESSUM Dieser Reader entstand im
- Seite 5 und 6:
Fünf Gedanken zur Unternehmenskomm
- Seite 7 und 8:
Nachdem zunächst Texte von Handy z
- Seite 9 und 10: Während die einen noch so tun, als
- Seite 11 und 12: Digitalisierung im und um den Staat
- Seite 13 und 14: Marcel Pissarius Handwerkskammer Po
- Seite 15 und 16: Florian Koch Branchenkoordinator Di
- Seite 17 und 18: © Christian Schnettelker (CC BY 2.
- Seite 19 und 20: Alexander Dix Berliner Beauftragter
- Seite 21 und 22: D igitale Verwaltung Begriffe, wie
- Seite 23 und 24: C hristian Lindner Christian Lindne
- Seite 25 und 26: Big Data Rules! Oder etwa nicht? Tr
- Seite 27 und 28: Nadja Gedlich Landesamt für Bürge
- Seite 29 und 30: Dr. Leonard Novy Institut für Medi
- Seite 31 und 32: die Schulen und Universitäten. Das
- Seite 33 und 34: nuierlicher Nutzung am Computer die
- Seite 35 und 36: Digitalisierung im Dreieck - Wie De
- Seite 37 und 38: Erfolgreiches Digital Brand Managem
- Seite 39 und 40: einen Link an zur Geschichte jenes
- Seite 41 und 42: Online- und Offline-Kontakte ergän
- Seite 43 und 44: Bergfürst Und darüber hinaus gibt
- Seite 45 und 46: MILA Hier findet man uns: Webseite:
- Seite 47 und 48: T im Schneider Strategieberater bei
- Seite 49 und 50: Aber: Wer liest mit, was ich lese u
- Seite 51 und 52: Fraunhofer MOEZ Manuel Molina Vogel
- Seite 53 und 54: den Zugang zu den Tonnen zu gewähr
- Seite 55 und 56: Über mich: 57 Jahre alt, beschäft
- Seite 57 und 58: schen verschiedenen Stufen wählen,
- Seite 59: • Photoshop Cloud (Bildbearbeitun
- Seite 63 und 64: Christian Boettcher ( (CTO und Chef
- Seite 65 und 66: Die Online-Plattform bietet den Nut
- Seite 67 und 68: kehrs mit den öffentlichen Verkehr
- Seite 69 und 70: M ax Wittrock Mit-Gründer bei mymu
- Seite 71 und 72: untergeordnete Rolle für uns. Dies
- Seite 73 und 74: Manuel Funk Honeypump Manuel Funk,
- Seite 75 und 76: Doch wie kommen Firmen an solch ein
- Seite 77 und 78: 77
- Seite 79 und 80: Karin Schlautmann Leiterin der Abte
- Seite 81 und 82: Digitale Mehrwerte im Alltag: Was i
- Seite 83 und 84: Quellen: 1 Vgl. Berger, Roland (201
- Seite 85 und 86: Abb.2: Antwort der BVG auf einen Tw
- Seite 87 und 88: Lena-Sophie Müller Initiative D21
- Seite 89 und 90: DNX: Die Digitale Normandenkonferen
- Seite 91 und 92: Felicia Hargarten & Marcus Meurer D
- Seite 93 und 94: Entstehung neuer Kommunikationskult
- Seite 95 und 96: Schnell, bequem und nützlich: der
- Seite 97 und 98: mendreieck: Marke, Medien und Kommu
- Seite 99 und 100: Muss ich mich für oder gegen das P
- Seite 101 und 102: 100 Dinge, die ich mit “digitalen
- Seite 103 und 104: Das ZKM ist ein Ort der wissenschaf
- Seite 105 und 106: einer Bestellung via Internet ist m
- Seite 107 und 108: Bestellwert von 20€ ist die Liefe
- Seite 109 und 110: Alexander Kluge Schriftsteller, Rec
- Seite 111 und 112:
Geschäftsidee z.B. auch offline de
- Seite 113 und 114:
terschätzen. Nutze das! Und das An
- Seite 115 und 116:
dienstleister Nicht nur die Kunden
- Seite 117 und 118:
es sich über Nacht die neuesten Up
- Seite 119 und 120:
Neulich zu Weihnachten. Oder: Wie h
- Seite 121 und 122:
gorithmus) eine intime Beziehung ei
- Seite 123 und 124:
die erste Kulturbranche, die von de
- Seite 125 und 126:
Trends des digitalen Fernsehens Jul
- Seite 127 und 128:
Hybride TV-Geräte Auf dem Vormarsc
- Seite 129 und 130:
„Das Smart-TV steht in Deutschlan
- Seite 131 und 132:
Bertram Gugel Blogger bei gugel-pro
- Seite 133 und 134:
Und welche Eltern sind nicht erleic