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NEUE MOBILITÄT 16

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Neue Berufe: Aus- und Weiterbildung - UNIVERSITÄT DUISBURG-ESSEN<br />

und schwer. Daher besteht insbesondere im Bereich der elektrischen<br />

Energiespeicherung ein enormer Forschungs- und<br />

Entwicklungsbedarf.<br />

Es sind aber noch eine Vielzahl weiterer Handlungsfelder zu<br />

nennen, in denen Forschungs- und Entwicklungsaufgaben zu<br />

bewältigen sind. Die Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

sind beispielsweise in diesem Zusammenhang<br />

zu nennen. Da in einem Elektrofahrzeug die Energie nur in begrenztem<br />

Maße zur Verfügung steht, gehört auch die Energieeffizienz<br />

ins Blickfeld der Forschung und Entwicklung. Trotz<br />

deutlich höherem Bewegungswirkungsgrad ist Leichtbauweise<br />

und intelligentes Energiemanagement erforderlich. Ein<br />

Informationsaustausch zwischen den internen Fahrzeugkomponenten<br />

und auch zwischen dem Fahrzeug und einer externen<br />

Ladestation ist zu betrachten. Grundsätzlich ist eine<br />

Zunahme elektronischer Systeme in den Fahrzeugen zu erkennen.<br />

Zur Bewältigung dieser Aufgaben und zur Nachwuchssicherung<br />

von Fachkräften im Bereich der Elektromobilität<br />

sind entsprechende Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />

unbedingt erforderlich.<br />

Die Elektromobilität erfordert eine branchenübergreifende<br />

Vernetzung und innerhalb der Hochschulen eine Zusammenarbeit<br />

unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen. Mechatronik<br />

und Mechemtronik sind bereits die vorauseilenden<br />

Begrifflichkeiten.<br />

Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld der Elektromobilität<br />

bezieht sich auf den Fahrzeugservice und -handel. Dieser Bereich<br />

ist besonders der beruflichen Aus- und Weiterbildung<br />

zuzuordnen. Da die Elektrofahrzeuge zurzeit noch deutlich<br />

teurer sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, sind<br />

entsprechende Fahrzeugspezifische Merkmale und Eigenschaften<br />

vom Verkaufspersonal zu kennen. Darüber hinaus<br />

sind im Bereich der Wartung und Reparatur von Elektrofahrzeugen<br />

besondere berufliche Kompetenzen erforderlich. So ist<br />

zum Beispiel die Fehlersuche bei Hybridfahrzeugen deutlich<br />

umfangreicher und auch ein sicherer Umgang mit den Hochvoltkomponenten<br />

erfordert eine fundierte Aus- und Weiterbildung.<br />

In den neuen Fahrzeugen ist nicht nur die übliche<br />

Spannung von 12 / 24 Volt vorhanden, sondern es sind mehrere<br />

hundert Volt. Auch die in den Elektrofahrzeugen verbauten<br />

Lithium-Ionen Akkumulatoren bergen ein gewisses<br />

Risiko, denn bei Schäden besteht eine erhöhte Brand- und<br />

Explosionsgefahr.<br />

Zur Sensibilisierung bezüglich der Gefahren im Umgang mit<br />

Elektrofahrzeugen bei Wartungs- und Reparaturarbeiten ist<br />

eine entsprechende Qualifizierung des Werkstattpersonals<br />

notwendig. Risiken und Gefahren müssen im Zusammenhang<br />

mit Hochvolt-Systemen und deren Komponenten erkannt<br />

und minimiert werden. Werkstätten müssen auf den<br />

Mobilitätswandel reagieren und sich auf die neuen Technologien<br />

entsprechend vorbereiten. Aufgrund der eingesetzten<br />

Hochvoltsysteme und den damit verbundenen Gefahren sind<br />

verschiedene Arbeitsschutzmaßnahmen vorzunehmen. Eine<br />

zentrale Rolle zum Schutz des Werkstattpersonals spielt<br />

eine fundierte Qualifizierung für die durchzuführenden Tätigkeiten<br />

an Hochvoltsystemen und deren Komponenten von<br />

Elektrofahrzeugen. Die entsprechenden Vorgaben sind von<br />

der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) als<br />

Dachverband in der Verordnung BGI/GUV-I 8686 definiert<br />

worden. Nach BGI/GUV-I 8686 werden in Abhängigkeit der<br />

durchzuführenden Arbeiten die Qualifizierungsstufen für<br />

Servicewerkstätten festgelegt.<br />

Für elektrotechnische Arbeiten an Elektrofahrzeugen<br />

sind entsprechende Qualifizierungen in der<br />

akademischen als auch in der beruflichen Bildung<br />

erforderlich.<br />

Obwohl es immer wartungsärmere Fahrzeuge gibt und auf<br />

kurze Sicht Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren nicht<br />

vollständig vom Markt verdrängt werden, ist für die neue<br />

Mobilitätsform spätestens jetzt mit der Qualifizierung von<br />

Fachpersonal in der akademischen und beruflichen Bildung<br />

zu beginnen. Dies ist von immenser Bedeutung und somit<br />

ist dieser Bildung der Vorzug zu geben, da die Etablierung<br />

der Elektromobilität Arbeitsplätze und Wohlstand für die Zukunft<br />

sichert. Alle Akteure, Bildungsinstitutionen und Betriebe<br />

stehen hier vor neuen Herausforderungen. Zudem ist die<br />

Aus- und Weiterbildung im Bereich der Elektromobilität nicht<br />

nur in Bezug zu einem speziellen Themengebiet zu sehen,<br />

sondern ganzheitlich bzw. branchenübergreifend über die<br />

gesamte Wertschöpfungskette.<br />

Einen Beitrag zur Förderung des Kompetenzerwerbs von<br />

Werkstattmitarbeiterinnen und -mitarbeitern wurde von<br />

der Universität Duisburg-Essen durch die Entwicklung einer<br />

Aus- bzw. Weiterbildungsplattform im von der europäischen<br />

Union geförderten Leonardo da Vinci Projekt TECMEHV (kurz<br />

für: Training and development of european competences on<br />

maintenance of electric and hybrid vehicles) geleistet. Mit<br />

Projektpartnern aus verschiedenen europäischen Ländern<br />

wurden dabei die Entwicklung eines europaweit einheitlich<br />

gültigen Kompetenzrahmenwerks und die Erstellung eines<br />

virtuellen Lernportals zur Reparatur, Wartung und Betrieb<br />

von Elektro- und Hybridfahrzeugen realisiert.<br />

Andreas Weissmann // Virtuelle Produktentwicklung<br />

Universität Duisburg-Essen<br />

www.uni-due.de/vip<br />

Aydin Karakaya // Transportsysteme und -logistik<br />

Universität Duisburg-Essen<br />

www.uni-due.de/tul<br />

Neue Mobilität<br />

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