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Experimentelle Psychologie

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108 <strong>Experimentelle</strong> <strong>Psychologie</strong><br />

gesehen, verschieden stark ausgeprägt, in größerer Entfernung gewissermaßen<br />

„mit Dunkelheit verhüllt“.<br />

Literatur.<br />

D. Katz, Die Erscheinungsweisen der Farben. 1911.<br />

2. Die Synästhesien.<br />

Manche Personen berichten, daß ihnen beim Hören von<br />

Vokalen oder auch beim Sehen von Schriftzeichen bestimmte<br />

Farben mitgegeben sind. So erschien F e c h n e r der Vokal e<br />

gelb, a weiß, u schwarz, der Trompetenton rot, der Flötern<br />

klang blau. Genauere Erhebungen über dieses sog. Färbens<br />

hören ergaben die mannigfachsten Abarten dieser nicht allzu<br />

seltenen Erscheinung. Es zeigt sich bei den verschiedenen<br />

mit ihr begabten Persönlichkeiten keinerlei Konstanz der<br />

Paarung von Klängen und Farben. Auch sieht der eine die<br />

Farben an dem Schriftbild, der andere an der Tonquelle, ein<br />

dritter irgendwo im Außenraum. Auch die Deutlichkeit der<br />

Farben ist wechselnd. In einem extremen Fall (L e m a i t r e)<br />

sollen sie sogar das Sehen der Umgebung gestört haben:<br />

wenn andere sprachen, konnte der Betreffende sein Bild im<br />

Spiegel nicht sehen. Andere erblicken beim Anhören musi*<br />

kalischer Gebilde charakteristisch wechselnde Figuren. In<br />

den gleichen Zusammenhang gehören die sog. sekundären<br />

Geschmacksempfindungen beim Sehen einer Speise, das<br />

Hören des Windes beim Anblick eines im Gemälde darge*<br />

stellten Sturmes u. dgl.<br />

Man hat die Erklärung der Synästhesien früher mehr<br />

auf physiologischem Gebiet gesucht. Eine enge Verbindung der den<br />

einzelnen Empfindungen zugehörigen Teile des nervösen Zentralorgans<br />

sollte überhaupt die allgemeine Tendenz einer jeden Sinneserregung<br />

begründen, in benachbarte Gebiete überzustrahlen. Wo immer zu dieser<br />

allgemeinen Tendenz noch eine individuelle Veranlagung zur leichten<br />

Ansprechbarkeit des zentralen Apparates hinzukomme, da würden<br />

sich die Sekundärempfin düngen einstellen. Indes, wenn dem so wäre,<br />

müßte sich doch eine weit größere Übereinstimmung in der Verbindung<br />

bestimmter Klänge mit bestimmten Farben beobachten lassen. Statt<br />

dessen ist häufig der Ursprung der Erscheinung aus der Erfahrung des<br />

Individuums nachweisbar. So, wenn beim Ton eines Instrumentes<br />

gerade jene Farbe gesehen wird, die dem Instrument selbst eigentüm-

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