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Experimentelle Psychologie

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Die Hypnose 293<br />

widerstrebt, um so mehr wird sie sich gegen die Ausführung<br />

sträuben und unter Umständen infolge dieses Sträubens aus<br />

der Hypnose erwachen. Die verschiedenen Individuen ver*<br />

halten sich hierin verschieden, und zwar ist die Abhängig*<br />

keit vom Hypnotiseur um so größer, je häufiger jemand hyp*<br />

notisiert wurde. Französische Psychiater haben früher eine<br />

ganze Reihe von Stufen der Hypnose unterschieden. Es<br />

waren das aber, wie sich später herausstellte, nur Kunstpro*<br />

dukte, die sie, ohne es zu wollen, durch ihre Suggestionen<br />

hervorgerufen hatten. A. Forel nennt heute drei Stufen:<br />

die Somnolenz, die durch Schlaffheit und angenehme Ruhe<br />

gekennzeichnet wird, die Hypotaxie, bei der die Vp sich den<br />

Befehlen des Hypnotisators fügt, und den Somnambulismus<br />

oder den tiefen SchJaf, der mit Erinnerungslosigkeit verbun*<br />

den ist. Sehr geheimnisvoll muten die posthypnotischen<br />

Suggestionen oder Termineingebungen an: der Vp wird in<br />

der Hypnose ein Auftrag erteilt, den sie nach dem Erwachen<br />

auszuführen hat, bisweilen mit Angabe eines entfernten Ter*<br />

mines, nach so und so viel Stunden oder Tagen. Ist der<br />

Augenblick gekommen, dann schickt sich die Vp an, den<br />

Auftrag zu erledigen, ohne sich an die frühere Hypnose zu<br />

erinnern; sie glaubt vielmehr aus eigenem Antrieb zu handeln.<br />

Um ein wenig hinter die Geheimnisse der Hypnose zu kommen,<br />

muß man die Einschläferung der Vp und die infolge dieser Einschläferung<br />

entstehende Befehlsautomatie auseinanderhalten. Die Einschläferung<br />

ist eine eigenartige Einwirkung auf die noch wachende Vp, sie<br />

ist darum der Wachsuggestion gleichzusetzen. Mit ihr haben<br />

wir uns zunächst zu befassen. Die Verkennung des namhaften Unterschiedes<br />

zwischen Denken und anschaulichem Vorstellen ließ keine<br />

rechte Klarheit in dieser Frage aufkommen. Wenn ich jemandem<br />

suggeriere: dort auf dem Boden liegt eine Münze, und der Betreffende<br />

daraufhin eine Münze sieht und sie mir im einzelnen beschreibt, so liegen<br />

da zwei ganz verschiedene Prozesse vor: die Überzeugung von dem<br />

Vorhandensein der Münze und deren anschauliche Vorstellung. Beide<br />

können unabhängig voneinander erzeugt werden. Ein Individuum von<br />

scharfen Sinnen, aber schwacher Vorstellungsbegabung oder abgelenkter<br />

Einstellung, wird vielleicht meinen Worten glauben, weil es gar<br />

keinen Grund hat, an ihnen zu zweifeln, wird aber antworten: ich kann<br />

sie nicht entdecken. Anderseits kann ich die Vorstellungskonstellation<br />

einer Vp wenigstens grundsätzlich so leiten, daß sie, wenn ich sie<br />

später auf einen Gegenstand hinweise und sie ohne jede Suggestion

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