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Experimentelle Psychologie

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Einleitung.<br />

I. Die Eigenart der experimentellen<br />

<strong>Psychologie</strong>.<br />

In diesem Buche wird von seelischen Vorkommnissen die<br />

Rede sein: wie wir die Farben sehen und die Töne hören; wie<br />

unsere Phantasie arbeitet; wie das Gedächtnis seine Schätze<br />

gewinnt und verliert; wie sich unser Gemüt regt; wie das<br />

menschliche Denken von Erkenntnis zu Erkenntnis vordringt<br />

und unser Wille seine Ziele verfolgt. Solche und ähnliche Vor*<br />

gänge zu beobachten, sie im einzelnen kennen zu lernen<br />

und ihre Gesetzmäßigkeiten zu entdecken, das ist, allgemein<br />

gesprochen, die Forscheraufgabe des Experimentalpsycho*<br />

logen. Anders lauten die Fragen, die sich der Philosoph<br />

über das Seelische stellt: Woher stammen die seelischen Vor*<br />

kommnisse? Was ist die Seele? Ist die Seele geistig, un*<br />

sterblich, mit Freiheit begabt? Wie verhalten sich Leib und<br />

Seele? Der charakteristische Unterschied zwischen den In*<br />

teressen des Philosophen und des Experimentalpsychologen<br />

springt in die Augen. Dieser schaut auf die seelischen Einzeh<br />

tatsachen, das Wie der psychischen Erscheinungen. Der<br />

Philosoph hingegen bemüht sich um ihre letzten Gründe: die<br />

Seele als Urgrund der Bewußtseinserscheinungen ist sein<br />

eigentlicher Forschungsgegenstand.<br />

Der verschiedene Gesichtspunkt, von dem aus beide das<br />

nämliche Seelenleben betrachten, bedingt die Entstehung<br />

zweier verschiedener Wissenschaften. Weil aber der Experi*<br />

mentalpsychologe sich um Einzeltatsachen kümmert, weil<br />

er nicht nach letzten Gründen und allgemeinsten Gesetzen<br />

fragt, darum kann seine Wissenschaft nicht als Philosophie<br />

gelten. Sie steht aber im engsten Zusammenhang mit der<br />

philosophischen <strong>Psychologie</strong>. Der Experimentalpsychologe<br />

muß wenigstens einen Teil seiner Aufgabe gelöst haben, ehe<br />

der Philosoph die seinige auch nur beginnen kann; wenig*<br />

Philos. Handbibi. Bd. Y. 1

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