Experimentelle Psychologie
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244 <strong>Experimentelle</strong> <strong>Psychologie</strong><br />
Wahrnehmung oder der Vorstellung anboten, eine größere Anziehungskraft<br />
aus. Dementsprechend gelingt es, denselben Gegenstand um so<br />
länger zu beachten, je mehr Teilinhalte er bietet, oder je mehr auf ihn<br />
bezügliche Vorstellungen er ins Bewußtsein ruft. Hauptsächlich aus<br />
dem letzteren Grunde und nicht so sehr wegen der nervösen Ermüdung<br />
können sich Kinder weniger lang mit der Betrachtung eines Bildes<br />
beschäftigen als Erwachsene. Handelt es sich aber darum, einem<br />
neuen Gegenstände die Aufmerksamkeit zuzuwenden, so erheben sich<br />
vor allem zwei Fragen: Wie schnell kann überhaupt die Aufmerksamkeit<br />
wandern? Und: Gelingt es allen Menschen gleich schnell, sich<br />
auf die Beachtung eines neuen Objektes einzustellen?<br />
Früher setzte man die Geschwindigkeit des Aufmerksamkeitsschrittes<br />
sehr hoch an; genauere Versuche ergaben<br />
indes, daß er nicht kürzer als eine Drittel Sekunde ist. Die Adaptationsfähigkeit<br />
der Aufmerksamkeit kann man feststellen,<br />
indem man sonst gleich guten Lernern einen schwierigen Memorierstoff<br />
vorlegt und zusieht, wieviel bei den ersten Wiederholungen haften<br />
bleibt: Individuen mit guter Anpassung der Aufmerksamkeit werden<br />
mehr behalten als solche mit geringer Einstellungsfähigkeit. Es wird<br />
sich hierbei vrohl in erster Linie um assoziative Faktoren handeln: je<br />
rascher die Vorstellungskomplexe bereitgestellt sind, die zur rechten<br />
Auffassung und zum Überschauen des Lernstoffes benötigt werden, um<br />
so eher wird das Subjekt auf den neuen Stoff eingestellt sein.<br />
3) Die Bedingungen der Aufmerksamkeit.<br />
Die eine wesentliche Bedingung der willkürlichen Auf*<br />
merksamkeit ist der Entschluß, auf einen Gegenstand zu<br />
achten. Wie dieser Entschluß verwirklicht werden kann,<br />
wird später zu untersuchen sein. Was immer dann Bedin*<br />
gung der unwillkürlichen Aufmerksamkeit ist, kann<br />
auch die Erreichung der willkürlichen fördern. Mehr dispo*<br />
nierend und die Aufmerksamkeit nur begünstigend sind die<br />
physiologischen Faktoren wie Frische oder Erregtheit durch<br />
Auch die krankhafte Erregbarkeit der<br />
Reizmittel wie Tee.<br />
Nerven kann die Aufmerksamkeit fördern. Man nennt so*<br />
dann die Intensität und die Wiederholung der Reize als Be*<br />
dingungen der Aufmerksamkeit. Allein es ist zu beachten,<br />
daß beide rein psychophysisch und ohne Vermittlung der<br />
Aufmerksamkeit eine größere Intensität des psychischen<br />
Eindruckes bewirken können: der starke und der wiederholte<br />
Reiz setzt sich besser durch. Dennoch läßt sich nicht leug*<br />
nen, daß Intensität und Wiederholung eines Reizes gele*