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Experimentelle Psychologie

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Die äußere WiHenshandlung 235<br />

keitsassoziation so nicht zu verstehen ist, erwächst so die<br />

neue Schwierigkeit, warum denn nicht jegliche Bedeutung<br />

zur Verwirklichung dieser Bedeutung führt, warum insbeson*<br />

dere gewisse einfachste Bewegungen auch beim entschieden*<br />

sten Willen und bei unversehrtem Bewegungsapparat nicht<br />

zu verwirklichen sind, man denke an die willkürliche Bewe*<br />

gung der Ohren. Hier bliebe nur die Annahme einer zuvor<br />

angelegten Verbindung zwischen Vorstellungen und Bewe*<br />

gungen möglich, womit dann freilich die wissenschaftliche<br />

Erklärung ihr Ende erreicht hätte. Allerdings die eben ge*<br />

nannte Tatsache, daß viele Menschen gewisse Bewegungen,<br />

zu denen sie an sich befähigt sind, trotz besten Willens nicht<br />

auszuführen vermögen, beweist anderseits, daß die Willens*<br />

handlung mit dem bloßen Hinweis auf die bestehende Wil*<br />

lensabsicht nicht erklärbar ist.<br />

Vor jedem Erklärungsversuch wird es<br />

sich empfehlen, eine Übersicht<br />

über die verschiedenen Arten der Bewegungen<br />

zu geben, die zu unserem Seelenleben in Beziehung stehen. Zunächst<br />

sind die Reflexbewegungen zu berücksichtigen. Einige von<br />

diesen, wie die Verdauungs- und Herzbewegungen vollziehen sich ganz<br />

unabhängig von unserem Bewußtsein. Wir bemerken sie höchstens,<br />

wenn sie krankhaft gestört sind. Andere Reflexbewegungen, wie das<br />

Niesen, der unwillkürliche Lidschluß treten erst dann ein, wenn ein<br />

entsprechender Reiz gewisse Empfindungen auslöst. Dennoch ist die<br />

Reflexbewegung in ihrem Eintritt in der Regel von unserem Willen<br />

ganz unabhängig; höchstens können wir einzelne von ihnen indirekt<br />

durch Einführung oder Beachtung anderer Reize hemmen. Alle Reflexbewegungen<br />

sind angeboren. Schon beim kleinen Kind sind sie zu<br />

beobachten: bei Lichteinfall schließen sich krampfhaft die Augenlider,<br />

bei Berührung des Handtellers ballt sich die Faust, süße Geschmacksreize<br />

rufen Schlucken, bittere das Öffnen des Mundes oder gar das<br />

Ausstößen der Reize hervor.<br />

Über den Reflexbewegungen stehen die<br />

Instinktbewegungen. Darunter „versteht man komplizierte<br />

Bewegungen, die von Anfang an, d. i. ohne vorausgehende Übung,<br />

wohlgeordnet ausgeführt werden und in hohem Grade den Stempel<br />

der objektiven Zweckmäßigkeit an sich tragen“ (Bühl er). Solche<br />

Instinktbewegungen sind uns aus dem Leben der Tiere sehr wohl bekannt:<br />

der Nestbau der Tiere, ihre Verteidigungskünste u. ä. Auch der<br />

Mensch verfügt über Instinktbewegungen, doch sind sie bei ihm verhältnismäßig<br />

gering an Zahl und einfach. Sie dienen hauptsächlich<br />

dem Ernährungs- und dem Atmungsprozeß. Auch die Instinktbewegungen<br />

sind angeboren und lassen sich im Grunde als eine Vereinigung

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