Experimentelle Psychologie
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Begriffe und Kategorien 185<br />
zclnen Teilen dieser Summe versagen und somit irrige Urteile verschulden,<br />
obwohl man sich zuvor den richtigen Begriff angeeignet hat, eine<br />
Tatsache, die bei der Annahme einfacher geistiger Begriffsgrößen nur<br />
schwer zu deuten ist- Auch die widersprechenden Ergebnisse B ü h -<br />
lers und Schwietes sind nunmehr zu vereinbaren: Wir wissen<br />
heute, daß Beziehungen erfaßbar sind, noch bevor die Fundamente der<br />
Beziehungen klar im Bewußtsein stehen. Bei einer komplexen Denktätigkeit<br />
haben nun die einzelnen anschaulichen Vorstellungen, die uns<br />
die Beziehungserkenntnisse liefern, keine Zeit, sich zu entfalten; sie<br />
sinken alsbald wieder unter die Schwelle, und auch die beste Vp wird<br />
unter gewöhnlichen Verhältnissen mit Sicherheit behaupten, der Gedanke<br />
sei jeglicher Vorstellungen bar erlebt worden. Es gelang uns ja<br />
nur ganz zufällig, unter außergewöhnlichen Bedingungen, die anschaulichen<br />
Vorstellungen zu entdecken, die, kaum bewußt, die Grundlagen<br />
von Beziehungserfassungen bilden. Bietet man den Vpn jedoch nur<br />
einzelne Wörter, so bleibt den Vorstellungen Raum und Energie, sich<br />
zu entfalten. Ist endlich für solche Entwicklung keine volle, sondern<br />
nur eine spärliche Möglichkeit belassen, so begreift man, wie sich infolge<br />
der zufällig herrschenden Konstellation nur einzelne Teile der<br />
zugehörigen oder der mitangeregten Vorstellungen höher über die<br />
Schwelle heben; möglicherweise sind diese Teile für das Wesentliche<br />
des Begriffes ganz nebensächlich, und wir gelangen so zu der schon<br />
lange als Paraphantasie bekannten Erscheinung.<br />
Von hier aus klärt sich auch das Erlebnis des Erken«<br />
nens von wahrgenommenen Gegenständen.<br />
Man hat richtig hervorgehoben, es genüge zum Erkennen von<br />
Dingen, ja sogar von Wahrnehmungen nicht, ihr sinnliches<br />
Bild in uns aufzunehmen, das Ausschlaggebende sei die zum<br />
Sinneseindruck hinzukommende Bedeutung ;<br />
derselbe Sin*<br />
neseindruck vertrage sich etwa mit der Auffassung Tom<br />
scherbe und Speckschwarte (Sc happ). Wir können jetzt<br />
nichts<br />
angeben, was diese geheimnisvolle Bedeutung ist:<br />
anderes als das Wissen von den Beziehungen, in denen der<br />
sinnliche Eindruck zu andern Dingen steht. Das sind zunächst<br />
jene allgemeinen Beziehungen, die ihm den Charakter des<br />
Dinges, und zwar des wahrgenommenen Dinges verleihen.<br />
Dann etwa Beziehungen zu seiner Verwendung, seiner Her*<br />
kunft usw. Wenn aber solche Beziehungen überhaupt nicht<br />
vorhanden oder doch von uns nicht gewußt wären? Dann<br />
hätten wir gleichwohl den Gegenstand wahrgenommen, nur<br />
bliebe er uns unverständlich. Zur Wahrnehmung gehört<br />
mithin wesentlich nur, daß der Eindruck als von einem un*