Experimentelle Psychologie
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<strong>Experimentelle</strong> <strong>Psychologie</strong><br />
Anfang seiner Denktätigkeit wohl etwa die Einsicht: Ä<br />
größer als B, aber diese Einsicht wäre weder gewiß noch un*<br />
gewiß, sondern schlicht und unangefochten gegeben. Machte<br />
nun ein solcher Mensch die Erfahrung, daß etwa bei flüch*<br />
tigern Hinschauen Einsichten gewonnen werden, die sich bei<br />
sorgfältiger Auffassung nicht bestätigen, so hätte er eine<br />
neue Zusammenhangsbeziehung erkannt : flüchtiges Hin*<br />
sehen ist verbunden mit der Unbeständigkeit der so erlang*<br />
ten Einsichten, genaues Hinsehen ist verbunden mit der Be*<br />
ständigkeit der Einsicht.<br />
Würde ihm nun die Frage vorge*<br />
legt, ob seine Erkenntnis: A größer als B, auch gewiß, d. h.<br />
von Bestand sei, so würde er prüfen, ob er flüchtig oder genau<br />
hingesehen hatte, und mit dieser Beziehungseinsicht begrün*<br />
den, daß A wirklich größer als B sei. Die Gewißheit be*<br />
stände hier also in einer zweiten Beziehungserfassung, die<br />
sich auf die Art und Weise, wie die erste gewonnen wurde,<br />
erstreckt. Die fortschreitende Erfahrung lehrt noch andere<br />
Umstände kennen, durch welche die Zuverlässigkeit einer<br />
Beziehungserfassung in Frage gestellt werden kann. Sind sol*<br />
che Hindernisse einer zuverlässigen Erkenntnis nicht zu ent*<br />
decken, so herrscht wieder Gewißheit. Erkenntnistheoretische<br />
Überlegungen werfen erst später das Problem auf, ob denn<br />
die Dauerhaftigkeit einer Einsicht deren absolute Richtigkeit<br />
verbürge; es wäre ja möglich, daß die bisher für gewiß gehal*<br />
tene Einsicht, nämlich die unmittelbare und ungehindert voll*<br />
zogene Beziehungserfassung, zwar die beste Erkenntnis sei,<br />
die uns Menschen möglich ist, aber keine Gewähr biete, der<br />
absoluten Wirklichkeit zu entsprechen. Mit andern Worten,<br />
die Zurückführung einer Erkenntnis auf eine unmittelbare,<br />
ungestörte Beziehungserfassung gebe zwar eine natürliche,<br />
aber keine philosophische Gewißheit. Dieses Problem ist<br />
durch erkenntnistheoretische Erwägungen zu lösen, deren<br />
Ergebnis entweder zur Ergänzung der natürlichen durch die<br />
philosophische Gewißheit oder zum Verzicht auf letztere<br />
führt.<br />
Die Gewißheit besteht nach dem Gesagten in neuen Sachverhaltserfassungen<br />
über die Art und Weise, wie dieser als gewiß zu beurteilende<br />
Sachverhalt selbst erkannt wurde. Die Gewißheit kann sich