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Experimentelle Psychologie

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232 <strong>Experimentelle</strong> <strong>Psychologie</strong><br />

auszusprechen. Hat sie nun die Aufgabe übernommen, auf<br />

die zugerufene Silbe mit einem Reim oder mit einer gänzlich<br />

neuen Silbe zu antworten, so werden, meinte Ach, zwei<br />

Tendenzen miteinander in Widerstreit geraten. Die Repro*<br />

duktionstendenz sucht die hinzugelernte Silbe herbeizufüh*<br />

ren, die aus der Aufgabe stammende det. Tendenz hingegen<br />

sucht die Lösung der Aufgabe zu bewirken. Die stärkere<br />

Tendenz von beiden wird siegen.<br />

Da man nun die Reproduk*<br />

tionstendenz durch Häufung der Wiederholungen des einzu*<br />

prägenden Silbenpaares in beliebiger Stärke hersteilen kann,<br />

so wird sich ein Stärkegrad finden lassen, demgegenüber auch<br />

das energischste Wollen versagt, und die Aufgabe durch die<br />

obsiegende Reproduktion vereitelt wird: das assoziative<br />

Äquivalent der Determination bzw. der Willenskraft ist<br />

erreicht, ein Maß für die Willenskraft ist somit gefunden. —<br />

Der überaus einleuchtende Gedankengang Achs schien<br />

durch die Ergebnisse der Versuche bestätigt zu werden: in<br />

der Regel ließ sich durch die Verstärkung der Assoziation<br />

eine so kräftige Reproduktionstendenz erzeugen, daß der<br />

redlichste Vorsatz der Vpn an ihr zuschanden ward. Nur<br />

einige wenige Vpn verstanden es, trotz stärkster Reproduk*<br />

tionstendenzen ihren Willen durchzusetzen, und zwar merk*<br />

würdigerweise ohne besonders energische Willensanstren*<br />

gung.<br />

Konnten wir schon die Ach sehe Voraussetzung zur<br />

Messung der Willensstärke, nämlich die Eigenart der det.<br />

Tendenz, nicht anerkennen, so muß der zuletzt erwähnte<br />

Umstand uns erst recht skeptisch machen. Prüft man darum<br />

das Verhalten der Vpn näher, so ergibt sich, daß man es in<br />

beiden Fällen mit einem ganz verschiedenen Benehmen zu<br />

tun hat: die Vpn, bei denen das assoziative Aequivalent<br />

erreicht wird, fassen in der Vorperiode des Versuches ihren<br />

Vorsatz, bemühen sich dann aber nicht, ihn im Bewußtsein<br />

zu halten, sondern überlassen sich dann ganz dem Eindruck<br />

der Versuchssituation und den von ihr geweckten Reproduk*<br />

tionstendenzen; die andern hingegen halten ihren Entschluß,<br />

wenn auch noch so schwach, bewußt und können darum die<br />

auftauchenden Reproduktionstendenzen leicht unterdrücken.

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