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Experimentelle Psychologie

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<strong>Experimentelle</strong> <strong>Psychologie</strong><br />

reden, kann uns eine solche Prüfung allerdings nicht geben.<br />

Dazu müssen wir hier voraussetzen, was später glaubhaft<br />

gemacht werden soll, daß diese Gefühle nicht weiter in Teil*<br />

gefühle zerlegbar sind und daß sie auch die letzten Bestands<br />

teile der sog. höheren Gefühle, wie der logischen, sozialen<br />

oder religiösen, bilden.<br />

2. Die Eigenart der sinnlichen Gefühle.<br />

Läßt man einen Sinneseindruck möglichst isoliert auf sich<br />

einwirken, so wird man in vielen Fällen von einem solchen<br />

Eindruck angenehm oder unangenehm berührt, und zwar<br />

nicht allein von den Erregungen der niederen Sinne, wie<br />

Brentano meinte. Auch eine leuchtende Farbe, ein süßer<br />

Ton kann bei der experimentellen Darbietung geradezu won?<br />

nig sein. Man hat nun früher die Annehmlichkeit oder Uns<br />

annehmlichkeit als eine Eigenschaft der Empfindung<br />

aufgefaßt; wie man Qualität, Dauer, Intensität als Seiten der<br />

Empfindung kennt, so fügte man als weitere den Gefühlston<br />

hinzu (Ziehen). Der Irrtum rührt von der Schwierigkeit her t<br />

Erlebnisse wie Annehmlichkeit zu beobachten. Unsere Aufs<br />

fassung verbindet nachträglich zu gern die Wirkung eines<br />

Eindruckes mit diesem selbst: wir sehen es scheinbar dem<br />

Zucker an, nicht nur, daß er süß, sondern auch, daß er gut<br />

schmeckt. Bemüht man sich indes, das Erlebnis nicht in seis<br />

ner nachträglichen Verarbeitung, sondern in seiner gegens<br />

wärtigen Erscheinung zu erfassen, so will es nicht gelingen,<br />

die Annehmlichkeit des Zuckers uns ebenso gegeniiberzu?<br />

stellen wie seine Süßigkeit. Dazu kommen noch die beach?<br />

tenswerten Einwände K ü 1 p e s gegen diese Auffassung: Das<br />

Gefühl zeigt dieselben Eigenschaften wie die Empfindung,<br />

nämlich Qualität, Intensität, Dauer; es kann also nicht selbst<br />

Eigenschaft der Empfindung sein. Sodann können die ande?<br />

ren Eigenschaften der Empfindung nie zu null werden, ohne<br />

daß die Empfindung selbst null würde; das Gefühl aber kann<br />

ohne Beeinträchtigung der Empfindung verschwinden. End?<br />

lieh ist die Empfindung durch Qualität, Intensität und Dauer<br />

hinlänglich charakterisiert; das Gefühl trägt zu ihrer Kennt?<br />

nis nichts Neues bei, sondern verhält sich in dieser Hinsicht

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