Experimentelle Psychologie
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<strong>Experimentelle</strong> <strong>Psychologie</strong><br />
(Vereinigung der Inhalte im Bewußtsein besteht, dann wird innerhalb<br />
gewisser Grenzen eine schneller gelesene Reihe sich leichter zu einem<br />
Gesamtbewußtseinsinhalt vereinigen lassen als eine langsam gelesene,<br />
und es ist zu erwarten, daß die Reproduktion der Teilinhalte eines<br />
.Gesamtbewußtseins gegenüber der Reproduktion mehrerer aufeinanderfolgende<br />
Bewußtseinszustände im Vorteil ist,<br />
c) Die Gesetzmäßigkeiten des Vergessen s.<br />
Das Abnehmen def Assoziationsfestigkeit bestimmte zu*<br />
erst Ebbinghaus vermittels der Methode der Ersparnisse:<br />
Mehrere gleichartige Reihen werden erlernt. Nach zwanzig<br />
Minuten wird eine von ihnen so oft wiederholt, bis sie wieder<br />
aufgesagt werden kann; nach einer Stunde wird eine zweite<br />
auf die gleiche Weise wieder aufgefrischt; nach acht Stunden<br />
eine dritte usf. Es stellte sich heraus, daß die erlernten<br />
Reihen — Ähnliches gilt von allen anschaulichen Vorstei*<br />
lungsfolgen, z.<br />
B. auch von Handfertigkeiten — anfangs sehr<br />
rasch und spater sehr langsam vergessen werden. Daraus<br />
ergibt sich unmittelbar: sind uns zwei Lernstoffe augenblick*<br />
lieh gleich geläufig, so werden wir nach einiger Zeit den*<br />
jenigen von beiden besser wissen bzw. weniger vergessen<br />
haben, den wir zuerst gelernt haben.<br />
Da sich innerhalb gewisser Grenzen auch ein dauerndes Behalten<br />
erzielen läßt, das keine Wiederholungen mehr erfordert, so kann eine<br />
bis zum eben Hersagen erlernte und jeden Tag bis zu demselben Punkte<br />
wieder aufgefrischte Reihe nicht jedesmal gleichviel an ihrer Assoziationsstärke<br />
verlieren. Somit werden alte Assoziationen durch gleich<br />
viele Wiederholungen mehr gestärkt als junge (Jost). Das Experiment<br />
lehrt aber außerdem noch, daß das rasche Sinken der Assoziationsstärke<br />
namentlich durch die erste Wiedererlernung aufgehalten<br />
wird (M e u m a n n). Mit dem Jostschen Satz hängt die wichtige Tatsache<br />
zusammen, daß es für die Einprägung vorteilhafter ist, die<br />
Wiederholungen möglichst zu verteilen, als den Lernstoff auf einmal<br />
zu bewältigen. Von besonders hohem Einprägungswert sind ferner<br />
jene Wiederholungen, die in Aufsageversuchen bestehen. Rezitationen,<br />
die zwischen einfache Wiederholungen eingeschoben werden, ersparen<br />
eine beträchtliche Zahl Wiederholungen, Die Aufsageversuche nämlich<br />
machen die schwachen Stellen kenntlich, lenken somit bei weiteren<br />
Einprägungen die Aufmerksamkeit auf sie und leiten zur Gruppenbildung<br />
an. Damit kommen wir zu neuen Lernbedingungen, die mit der<br />
Wiederholung als solcher nichts gemein haben.